Der Schweizer Filmproduzent und Oscar-Preisträger Arthur Cohn hält die Debatte um sexuelle Belästigung für "ziemlich eindimensional". Bei dieser komme Frauen die Opferrolle und mächtigen Männern die Täterrolle zu. Die Realität sei aber komplexer.
In Hollywood, aber nicht nur dort, habe es auch Männer in Führungspositionen gegeben, die von karrierehungrigen Frauen verführt und danach ausgenutzt worden seien, sagte Cohn in einem Interview mit dem "Tages-Anzeiger" vom Dienstag.
Er wolle nur "vorsichtig darauf hinweisen" und auf keinen Fall den Schmerzen gewisser Frauen schmälern, die "schrecklich gelitten" hätten. Der Fall des früheren US-Filmproduzenten Harvey Weinstein sei sehr gravierend, weil dieser seinen hohen Status und die Abhängigkeit anderer von ihm dazu benutzte, Frauen zu manipulieren und auszunutzen.
Das Abbild des Produzenten, der solche Verfügungsgewalt über Schauspielerinnen bekomme, sei aber ein Stereotyp, das nicht seiner Erfahrung entspreche, sagte Cohn. Er selber könne mit gutem Gewissen in den Spiegel schauen.
Cohn glaubt, dass es im Zuge der breiten Debatte um sexuelle Belästigung zu einem Wandel in der Filmbranche kommt. Es sei gut so, wenn jetzt mehr Frauen verschiedene Positionen vor und hinter der Kamera einnehmen würden. Quoten lehnt Cohn aber ab. "Ich halte nichts von solchen künstlichen Zwängen". Diese könnten auf Kosten der Filmqualität gehen.
Der 91-jährige Filmproduzent Cohn ist sechsfacher Oscar-Preisträger und stammt aus Basel. Sein neuster Film "The Etruscan Smile" kommt am 12. April in die Kinos. Er erzählt von einem Schotten, der, als er erfährt, dass er an Darmkrebs erkrankt ist, seinen Enkel kennenlernen und sich mit seinem Sohn versöhnen will.
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