USA Genie und Enfant terrible: Hollywood-Rebell Sean Penn wird 60

SDA

11.8.2020 - 08:28

ARCHIV – Sean Penn, Schauspieler und Aktivist aus den USA, hat zum dritten Mal geheiratet. Foto: Ashlee Rezin Garcia/Chicago Sun-Times/AP/dpa
ARCHIV – Sean Penn, Schauspieler und Aktivist aus den USA, hat zum dritten Mal geheiratet. Foto: Ashlee Rezin Garcia/Chicago Sun-Times/AP/dpa
Source: Keystone/Chicago Sun-Times/AP/Ashlee Rezin Garcia

Bis zu seinem 60. Geburtstag Mitte August wollte Sean Penn offenbar nicht warten. Der Hollywood-Star und seine Freundin, die australische Schauspielerin Leila George («Mortal Engines»), feierten das besondere Ereignis schon am 30. Juli.

«Wir hatten eine Covid-Hochzeit», verriet Penn Anfang August in der «Late Night»-Talkshow mit Seth Meyers – und hielt stolz seinen Ehering in die Kamera. Pandemie-bedingt fiel die Zeremonie im eigenen Haus klein aus. Der Standesbeamte sei virtuell dabei gewesen, dazu seine beiden Kinder und ein Bruder der Braut, erzählte Penn. An diesem Montag (17. August) kann der Schauspieler und Regisseur nun mit der dritten Ehefrau seinen runden Geburtstag begehen.

Der Oscar-Preisträger («Mystic River», «Milk») war in den 1980er Jahren in erster Ehe mit Sängerin Madonna und von 1996 bis 2010 mit seiner Kollegin Robin Wright verheiratet, mit der er Sohn Hopper (27) und Tochter Dylan (29) hat. Leila George, Tochter der Schauspieler-Kollegen Vincent D'Onofrio und Greta Scacchi, passt mit 28 Jahren zahlenmässig genau dazwischen.

Über den Altersunterschied hinweg verbindet sie wohl der Einsatz für wohltätige Zwecke. Im März hatten sie einen ihrer wenigen öffentlichen Auftritte zu zweit, als die Australierin für die Schäden durch Waldbrände in ihrer Heimat Spenden sammelte. Penn macht seit April mit seinem Engagement im Kampf gegen die Corona-Pandemie Schlagzeilen. Mit seiner Hilfsorganisation Core richtete er Test-Zentren in Los Angeles und New York ein. Der Schauspieler schickte nicht nur seine Helfer vor, er packte in den Teststationen auf Parkplätzen selbst mit an.

Core (Community Organized Relief Effort) hatte Penn 2010 für das von einem Erdbeben schwer erschütterte Haiti ins Leben gerufen. Dort hätten sie nach einem Choleraausbruch bereits Erfahrung mit ansteckenden Krankheiten gemacht, erzählte Penn im Interview mit Seth Meyers über die humanitäre und medizinische Arbeit der Organisation.

Umso seltener trat Penn in den vergangenen Jahren für grosse Hollywood-Projekte vor oder hinter die Kamera. Nur am Rande sprach er in der «Late Night»-Talkshow auch über Schauspielerei. Das Vorsprechen für Rollen habe er immer verpatzt, erklärte Penn mit Blick auf seine Anfänge beim Film. Auditions habe er stets als «qualvoll» empfunden.

Das konnte seine Karriere aber nicht bremsen. Mit der Rolle des Highschool-Surfers Jeff Spicoli in der Kultkomödie «Ich glaub' ich steh' im Wald» wurde er mit 20 Jahren zum Teenie-Star. Mit Tom Cruise drehte er 1981 den Militärstreifen «Die Kadetten von Bunker Hill». John Schlesinger holte ihn für den Spionagethriller «Der Falke und der Schneemann» vor die Kamera, Brian De Palma für das Vietnamdrama «Die Verdammten des Krieges».

Die erste von fünf Oscar-Nominierungen verdankte Penn seiner Rolle als Mörder und Todeszelleninsasse in «Dead Man Walking» (1995). Die nächste holte er als trinkender Jazzgitarrist in Woody Allens «Sweet and Lowdown», dann als behinderter Vater in «Ich bin Sam».

Mit dem etablierten Hollywood stand er auf Kriegsfuss, den Oscar-Galas blieb er aus Protest gewöhnlich fern. Erst im vierten Anlauf, als gequälter Vater in Clint Eastwoods Gesellschaftsdrama «Mystic River», gewann Penn 2004 den begehrten Darsteller-Oscar und nahm ihn unter tosendem Applaus auch persönlich entgegen. Sein kämpferischer Auftritt in «Milk» als der schwule Bürgerrechtler Harvey Milk brachte ihm 2009 den zweiten Oscar ein.

Anfang der 90er Jahre wechselte er auch hinter die Kamera. Sein Regie-Debüt «Indian Runner» ist eine Charakterstudie über zwei Brüder, die auf unterschiedlichen Seiten des Gesetzes stehen. Mit Jack Nicholson als Polizeidetektiv inszenierte er den Dürrenmatt-Roman «Das Versprechen». Für «In die Wildnis» (2008) gewann er Emile Hirsch in der Rolle des Aussteigers Christopher McCandless, dessen Leiche 1992 in der Wildnis von Alaska gefunden wurde.

Penns ungestüme Leidenschaft als Vollblutschauspieler und passionierter Regisseur beschränkte sich nicht nur auf die Leinwand. Er galt vor allem in den 80er Jahren als das Enfant terrible Hollywoods. Es kam zu Prügelattacken auf Fans und Reporter. Ausserdem stand er wegen Auseinandersetzungen mit seiner damaligen Frau, Popstar Madonna, vor Gericht.

Ein Querkopf, der macht, was er will, ohne Rücksicht auf sein Image, ist er heute noch. So arrangierte er vor wenigen Jahren ein heimliches Treffen mit dem mexikanischen Drogenboss Joaquín «El Chapo» Guzmán, als der noch auf der Flucht war. An dem Interview gab es scharfe Kritik, etwa von mexikanischen Journalisten. Penn erklärte, er habe mit dem Beitrag eine Debatte über die Rolle der Politik im Kampf gegen die Drogen anregen wollen.

Als muskelbepackter Ex-Söldner, der von seinem mörderischen Vorleben eingeholt wird, zeigte sich Penn in «The Gunman» (2015) vor der Kamera. Es war ein seltener Action-Auftritt für den Charakterdarsteller, der sich drei Jahre später auch als Roman-Autor versuchte. Sein Debüt als Schriftsteller mit «Bob Honey Who Just Do Stuff» wurde von den Kritikern aber zerrissen. «USA Today» beschrieb das Buch als «ärgerlich», der britische «Guardian» als «dumm», und die «Washington Post» fordert schlicht: «Sean Penn als Autor muss aufhören».

Eine neue Rolle gibt es schon. Im Februar wurde bekannt, dass Penn zusammen mit Julia Roberts, Armie Hammer und Joel Edgerton zur Starbesetzung für eine geplante TV-Serie über den Watergate-Skandal gehört, der 1974 den damaligen US-Präsidenten Richard Nixon zu Fall brachte. In «Gaslit» soll Penn den früheren Justizminister und engen Nixon-Vertrauten John Mitchell spielen. Seine Figur wird als temperamentvoll, vulgär und skrupellos beschrieben. Auf diesen Auftritt können sich Penn-Fans freuen.

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