Düstere Aussichten Houellebecq: Krise bringt mehr Entfremdung

SDA

4.5.2020 - 18:26

Der französische Autor Michel Houellebecq kritisiert an der Corona-Krise, dass noch nie mit einer solchen gelassenen Schamlosigkeit zum Ausdruck gebracht worden sei, dass das Leben aller Menschen nicht denselben Wert habe. (Archivbild)
Der französische Autor Michel Houellebecq kritisiert an der Corona-Krise, dass noch nie mit einer solchen gelassenen Schamlosigkeit zum Ausdruck gebracht worden sei, dass das Leben aller Menschen nicht denselben Wert habe. (Archivbild)
Source: Keystone/DPA/BORIS ROESSLER

Wie wird das Leben sein, wenn die Pandemie überwunden wird? Der weltberühmte französische Autor Michel Houellebecq gibt sich gar nicht optimistisch.

Für den umstrittenen französischen Bestseller-Autor Michel Houellebecq wird die Welt nach der Corona-Krise keine bessere sein.

«Wir werden nach der Eindämmung nicht in einer neuen Welt aufwachen; es wird die gleiche sein, nur ein wenig schlimmer», schrieb er in einem Brief an den Radiosender France Inter.

Der Schriftsteller («Elementarteilchen»«, «Unterwerfung») sieht eine Tendenz zur Beschleunigung von Vereinsamung und Entfremdung. «Seit einigen Jahren haben alle technologischen Entwicklungen, ob kleine (Video on Demand, kontaktloses Bezahlen) oder grosse (Telearbeit, Internet-Shopping, soziale Netzwerke) die Reduzierung materieller und insbesondere menschlicher Kontakte zur Folge.» Die Pandemie diene als grossartiger Vorwand für diesen folgenschweren Trend.



Houellebecq thematisiert auch die Diskussion über das Alter der Erkrankten. «Bis wann sollten sie reanimiert und behandelt werden? 70, 75, 80 Jahre?» Noch nie sei mit einer solchen gelassenen Schamlosigkeit zum Ausdruck gebracht worden, dass das Leben aller Menschen nicht denselben Wert habe.

Der Brief wurde am Montag in dem Radiosender vorgelesen und ins Internet gestellt.


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