Das grosse Interview zu 25 Jahre «Tagesschau» Katja Stauber: Das muss ich mir von meiner Mutter anhören

Anna Blume und Tom Wyss

29.1.2018

Das grosse «Bluewin»-Interview mit Katja Stauber (54) zu ihrem 25-Jahr-Jubiläum beim SRF. Lesen Sie in Teil 1, warum ihr beim Gedanken an ihre erste «Tagesschau» Prosecco in den Sinn kommt, weshalb sie Lady Di Herzogin Kate vorzieht, und was gut daran ist, mit dem Ehemann im gleichen Büro zu arbeiten.

«Bluewin»: Katja Stauber, Sie haben dieses Jahr quasi Silberhochzeit mit der «Tagesschau». Wie feiern Sie Ihr Jubiläum?

Katja Stauber: Silberhochzeit – diesen Ausdruck habe ich in diesem Zusammenhang noch nie gehört. Aber er gefällt mir! (lacht) Feiern werde ich aber gar nicht. Ich hätte es vermutlich nicht einmal gemerkt, wenn Sie nicht für dieses Interview angefragt hätten. Gerade fällt mir ein, dass ich auch das zehnjährige Beziehungsjubiläum mit Florian (ihr Gatte Florian Inhauser, d. Red) vergessen habe Ende Juli. Wir haben es beide vergessen. Auch unseren Hochzeitstag vergessen wir immer. Vielleicht feiern wir dann den zehnten im nächsten Jahr.

Und Ihre erste «Tagesschau», erinnern Sie sich an die?

Ja. Meine erste Moderation war noch eine Spätausgabe. Zum Testen: Kann sie es auch wirklich? Ich habe das Bild noch vor Augen: Als ich an diesem Abend ins Studio ging, wurden im Hintergrund Prosecco-Flaschen mit einem Wägeli rumgeschoben. Ich dachte: Mal schauen, ob es was zu feiern gibt. Doch dann ging alles gut - und der damalige, mittlerweile verstorbene, Sendeleiter Egon Tanner, sagte: «Ich habe schon gewusst, dass sies kann.» Es waren aber alle sehr nervös, ich am meisten.

Wie kriegten Sie die Nervosität in den Griff?

Es war einfach einer Frage der Zeit, bis ich Routine bekam. Wie in jedem anderen Job. Aber ich gehe auch heute noch mit der genau gleichen Anspannung ins Studio wie damals, bin auf den Punkt parat. Es ist aber eine gute Anspannung, man ist einfach klar. Ein Arzt kann ja auch nicht sagen: Es ist gestern etwas spät geworden, ich mag jetzt nicht. Oder: Was mache ich heute lieber, Blinddarm oder Kniescheibe? Sowas geht bei Berufen, wo es so um Zeit und Präzision geht, nicht.

Gibt es eine Ausgabe, die Ihnen ewig in Erinnerung bleibt, weil sie so schlimm war?

In 25 Jahren ist so viel passiert, was erschütternd oder schlimm war. Aber beim Tod von Lady Di und bei 9/11 war ich entweder schwanger oder in den Ferien. Beim Tsunami war ich im Dienst – und zwar dann, als das ganze dramatische Ausmass langsam klar wurde. Das lässt mich sicher nicht kalt, mir geht es da ja nicht anders als dem Zuschauer.

«Ich bin kein Fan von Trump.»

Katja Stauber

Haben Sie manchmal Angst, Emotionen nicht verbergen zu können?

Es ist eine Gratwanderung. Am Anfang sagten viele Leute, ich sei zu kühl. Aber wenn ich emotional wäre, würden sie sicher sagen, du kannst doch nicht deine Gefühle zeigen! Kurz: Du kannst es nicht allen recht machen. Ich versuche stets, die Nachricht so neutral wie möglich zu vermitteln – aber es gibt Themen, wo man mir die Betroffenheit ansieht. Besonders, wenn man mich kennt.

Welche sind das?

Ich bin beispielsweise kein Fan von Trump. Auch, wenn Kinder involviert sind oder völlig Unschuldige durch ein Attentat in den Tod gerissen werden, merkt man natürlich, dass mich das mehr berührt, als … sagen wir mal die Gewinnsteigerung einer Grossbank. Ich glaube, ich empfinde da wie die Zuschauer. Ich sage immer: Wie würde ich es meiner Mutter erzählen? Sie ist 73, fit, hoch gescheit, sehr interessiert, hat nie in den Medien gearbeitet und guckt sich die «Tagesschau» regelmässig an. Manchmal gibt sie Feedback: «Das war toll», oder «Das hab’ ich gar nicht gut gefunden». Auch Dinge wie «Schön, was du anhattest», «hat dich jemand anderes geschminkt?» oder auch «Deine Frisur!» bekomme ich mal zu hören.

Ihr fallen scheinbar besonders Äusserlichkeiten auf.

Das geht allen so. Das liegt in der Natur des Fernsehens, dass es auch um Äusserliches geht. Du kannst noch so intelligente Sachen erzählen, wenn dich irgendetwas ablenkt oder stört, dann hört dir niemand zu. Darum sind wir auch immer so sachlich angezogen, ohne roten Lippenstift, ohne auffällige Ohrringe oder Frisuren.

Woher rührt Ihre Neugierde auf das Weltgeschehen?

Das hat sicher mit meiner Biografie zu tun. Ich bin ja in Norddeutschland geboren, in einem kleinen Nest. Und meine Mutter ist dann weg mit mir nach Namibia, weil ihre Eltern dort lebten. Ich kam als kleines Kind in eine deutsche Schule in Namibia – zu einer Zeit, als Namibia noch südafrikanisches Mandatsgebiet und die Apartheid Realität war. Später ging es dann weiter in die Schweiz. Die Welt war schon immer spannend für mich.

Bei welchen Themen fühlen Sie sich besonders sicher?

Ich bin eher Ausland-affin, bin zudem eine grosse Kennerin der Royals. Dazu kann man mich alles fragen!

Woher kommt das?

Keine Ahnung! Aber ich stehe dazu. Viele wagen ja nicht, sowas zuzugeben. Kürzlich habe ich an einer Redaktionssitzung im Scherz die Schaffung einer Fachgruppe Royals gefordert – und für mich gleich deren Leitung. Ich lese das einfach gerne, ich finde es entspannend. Tatsächlich mache ich mich auf der Redaktion oft stark für solche Themen. Royals sind ja auch ein Wirtschaftsfaktor. Touristenmagneten.

Sie outeten sich mal als Fan von Lady Di. Wie steht es mit Herzogin Kate?

Ich bin Lady Di nach wie vor sehr zugetan. Ich mag aber auch die Mitglieder des schwedischen Königshauses. Die sind sympathisch, bodenständig, freundlich. Auch Mette-Marit und Haakon finde ich bemerkenswert. Aber die sind alle nicht vergleichbar mit Di. Die hat alles gegeben: Liebhaber, Scheidungen, ihre Interviews in der BBC, ihr Charisma, ihre Kleidung – so eine wie sie wird es lange nicht mehr geben.

«Ich finde es richtig schön, mit dem Ehemann zu arbeiten.»

Katja Stauber

Was halten Sie von Charlène von Monaco?

Man weiss einfach nicht so, was sie denkt. Aber das macht es auch spannend. Leider ist mein Einfluss auf die Sendung in Sachen Royalthemen eher gering, die Leitung der Sitzung haben meist Männer inne. Aber wenn wir Platz haben und ich charmant frage, dann gibts mal 40 Sekunden. Aber klar: Die Königshäuser sind natürlich nicht die Kernaufgabe der «Tagesschau».

Ihr Mann Florian Inhauser arbeitet auch bei der «Tagesschau». Was können Sie von ihm lernen – und er von Ihnen?

Er brachte viel frischen Wind rein, mit seinen zum Teil provokativen und ironischen Formulierungen. Es gibt vermutlich schon Leute, die seine Art nicht verstehen. Aber ich finde seinen Stil modern, und er hat bei uns drei anderen vielleicht auch ein bisschen mehr Lockerheit reingebracht und den Mut, die Moderation auch mal ganz anders zu machen. Was er von mir abschaut, weiss ich nicht. Das müssten Sie ihn fragen!

Reden Sie zu Hause über den Job?

Nein, wir haben tagsüber Zeit, uns auszutauschen. Da müssen wir zuhause nicht auch noch über die Arbeit sprechen. Aber das Zeitgeschehen, die Schweizer und die Weltpolitik, die sind täglich Thema. Eigentlich dauernd.

Was ist das Beste, mit dem Ehemann zu arbeiten?

Wir haben gleiche Interessen, gleiche Vorstellungen. Man weiss, wovon man redet. Wenn der eine Chemiker ist und der andere Schriftsteller, da redest du nicht vom gleichen. Das funktioniert sicher auch, aber bei uns ist das fliessend. Ich finde es angenehm, richtig schön, mit dem Ehemann zu arbeiten.

Lesen Sie morgen in Teil 2, wie das Liebes-Outing in der «Tagesschau»-Redaktion ablief, warum Katja Stauber das Starren in der Öffentlichkeit mitunter zu viel wird, und weshalb ihre Söhne ihr verboten hatten, zu den Besuchstagen in der Schule zu kommen.

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