Das grosse Interview zu 25 Jahre «Tageschau» Katja Stauber: Liebes-Outing mit Florian Inhauser lief unter Zugzwang ab

Anna Blume und Tom Wyss

10.8.2017

Das grosse «Bluewin»-Interview mit Katja Stauber (54) zu ihrem 25-Jahr-Jubiläum beim SRF. Lesen Sie in Teil 2, wie das Liebes-Outing mit Florian Inhauser in der «Tagesschau»-Redaktion ablief, warum ihr das Starren in der Öffentlichkeit mitunter zu viel wird - und weshalb ihre Söhne ihr verboten hatten, zu den Besuchstagen in der Schule zu kommen.

«Bluewin»: Fanden es die Kollegen im Team auch von Anfang an super, dass Florian Inhauser und Sie ein Paar sind?

Katja Stauber: Also, es hat sich zumindest niemand beschwert. Ich weiss ja nicht, was sie dachten! (Lacht) Bevor unsere Beziehung bekannt wurde, hat uns mal jemand aus dem Umkreis der Redaktion an der Bahnhofstrasse in einem Café sitzen sehen – sagte aber nichts. Wir fanden dann aber doch: So, jetzt sagen wir es ein paar Kollegen und Kolleginnen, die uns besonders nahestehen. Das gab allerdings keine grosse Aufregung. Viele meinten: Ich habe es mir schon gedacht!

Schauen Sie sich eigentlich gegenseitig in der «Tagesschau»?

Naja, die «Tagesschau» gehört ja zum täglichen Programm. Wer die jetzt auch immer moderiert. Aber Zuhause schaut man sie viel mehr als Zuschauerin, weniger als Journalistin.

Wer kriegt mehr Zuschauerreaktionen, gibts da Unterschiede Mann-Frau?

Als Frau werde ich immer kritischer beäugt, das ist einfach so. Es gab ein gutes Experiment aus Australien, bei einem Mann-Frau-Moderationsduo einer Morgenshow. Die Frau wurde ständig angegriffen: Wie sie redet, was sie trägt, welchen Lippenstift sie hat, alles wurde bemängelt. Der Mann zog dann aus Protest ein ganzes Jahr lang denselben Anzug an. Und keiner hats gemerkt! Das sagt alles.

Ärgert Sie das nicht?

Nein, man kann nicht jedem gefallen, das will ich auch gar nicht. Das mache ich im normalen Leben ja auch nicht. Und ich kriege ja auch Komplimente.

«Es gab aber auch schon Tage, an denen ich wieder heimgegangen bin. Weil ich es nicht ertragen habe, dieses Starren.»

Katja Stauber

Zum Beispiel?

Letzthin rief der Empfang an, ein Mann habe sich gemeldet. Es war ein Fan des SRF im Allgemeinen – und von mir im Besonderen (lacht). Er habe gesagt: «Was habt ihr mit der gemacht? Die wird immer besser und schöner.» Da freut man sich natürlich!

Wie fallen die Reaktionen im Alltag aus?

Ich wohne seit 22 Jahren im selben Ort, bin mit der Kassiererin und dem Metzger in der Migros per du. Aber in der anonymeren Stadt merke ich, wenn die Leute schauen. Ich kann das in der Regel gut wegstecken. Es gab aber auch schon Tage, an denen ich wieder heimgegangen bin. Weil ich es nicht ertragen habe, dieses Starren. Handkehrum muss ich sagen: Kürzlich fuhr ich die Seestrasse entlang, und wer kommt mir da zu Fuss entgegen? Tina Turner und ihr Mann. Da schaue ich doch auch, und wie! Oder als wir mal in Miami in den Ferien waren, sahen wir Heidi Klum und Seal da sitzen. Zu diesem Zeitpunkt waren sie noch zusammen. Nachdem wir vorbeigelaufen waren, ging ich nochmals zurück, und tat, als suche ich jemanden. Um nochmal zu schauen. Ich bin kein Stück besser!

Bei Ihnen kommt hinzu, dass gleich beide berühmt sind. Wie hat das Ihre Familie geprägt?

Am prägendsten war es sicher für meine Jungs. Ich durfte beispielsweise nie an die Besuchstage in der Schule kommen. Sie wollten es nicht. Ich fragte: Schämt ihr euch? Ich mache ja nichts Anrüchiges. Heute aber sind sie sogar ein bisschen stolz: Ich höre manchmal, wie sie mit anderen reden – und Erstaunen ernten. Ah, das sind deine Mutter und dein Stiefvater!

Wurden Ihre Söhne gehänselt?

Ich glaube, nicht direkt. Es hiess sicher mal «Tagesschau»-Baby oder ähnlich. Aber Kinder sind so, das war nicht bösartig. Meine Söhne wollten aber eigenständig sein, und nicht «das Kind von …». Deshalb habe ich ihren Wunsch respektiert und bin nicht an diese Besuchstage gegangen. Es ging der Vater der Kinder hin.

«Es ist jetzt eher WG-mässig geworden bei uns, und ich bin die Schlummermutter, die alles macht. »

Katja Stauber

Wohin zieht es Ihre Buben beruflich?

Sie wohnen beide noch zu Hause. Der Ältere, Andri, ist im Militär und macht dort seine Unteroffiziersschule. Der Jüngere, Jan, hatte kürzlich seinen letzten Tag seines kaufmännischen Praktikums bei einem Anwalt. Derzeit ist er für drei Monate zum Englischlernen in Toronto. Er ist 19-Jährig, das ist schon noch jung, finde ich. Ich sagte vor der Abreise: Du musst mich jeden Tag anrufen! Das lehnte er dann höflich, aber sehr bestimmt ab.

Finden Sies gut, dass beide noch zuhause wohnen?

Es ist jetzt eher WG-mässig geworden bei uns, und ich bin die Schlummermutter, die alles macht. Die WG ist also nicht ganz ausgeglichen, und von daher fände ich es dann schon mal gut, wenn sie eines Tages ausziehen. Ich sage immer: Im Kinderzimmer kannst du nicht erwachsen werden. Aber Kinder bleiben einfach länger zuhause heutzutage, die Ausbildung geht länger, und die Mieten in Zürich sind horrend. Aber wir haben ein sehr gutes Verhältnis.

Wie geht Ihnen gesundheitlich? Sie mussten eine Hüft-OP über sich ergehen lassen.

Es geht gut, ich habe das sogar schon vergessen. Einzig am Flughafen merke ich es, wenn es piepst beim Security-Check.

Treiben Sie Sport?

Ich hatte zehn Jahre lang Krafttraining gemacht, bevor ich es in den letzten zwei Jahren – auch wegen der OP – etwas vernachlässigt habe. Nun habe ich aber wieder damit angefangen. Ich gehe aber nicht in eine klassische Muckibude, sondern betreibe medizinisches Krafttraining. Das passt mir ganz gut.

Wie eitel sind Sie?

Wurde ich das auch schon gefragt? (lacht) Ich finde, ein gewisses Mass an Eitelkeit braucht es. Das ist doch jeder, weil sonst vernachlässigt er sich ja, wo kämen wir da hin. Aber ich würde sagen, ich bin diesbezüglich normal. Privat schminke ich mich beispielsweise eher selten.

Was tun Sie an Tagen, wo Sie sich nicht schön fühlen, aber auf Sendung müssen? Vertraut man da ganz auf die Maske?

Ganz und gar! Das sind alles Künstlerinnen und Künstler bei uns! Ich glaube, die könnten noch eine Moorleiche präsentabel machen. Aber ernsthaft: Niemand sieht immer gleich gut aus. Ich bin ja auch keine Puppe.

«Einige Leute denken, ich mache das einfach, weil ich mich so gerne präsentiere.»

Katja Stauber über ihren Job

Haben Sie Maskenbildner, die Sie über die 25 Jahre begleitet haben?

Ja, insgesamt sind es etwa drei Leute, die seit meiner Anfangszeit dabei waren. Und wir funktionieren fast wie in einer alten Ehe. Es heisst dann «Mach das nicht!» Oder «Hör auf, warte bis ich fertig bin!» Wir haben es sehr lustig. Man kennt sich einfach, und das ist sehr schön.

Vor zwei Jahren haben Sie Ihre Frisur geändert. Was hat den Ausschlag gegeben?

Was der Grund war, weiss ich nicht mehr, aber ich war beim Coiffeur und sagte: Komm, das schneiden wir jetzt ab. Er fragte dann: Bist du sicher? Ich war sicher und später rief ich Florian an, um es ihm zu sagen. Er meinte: Warum hast du es mir nicht vorher gesagt? Doch es gefiel ihm dann, und er fand: Es ist immer noch meine Katja.

Wagen wir einen Ausblick: Wie lange möchten Sie noch moderieren?

So lange es mir Spass macht. Jetzt kommt bei uns ja bald der Newsroom, vielleicht gibt es da neue Herausforderungen. Ich klebe überhaupt nicht am Moderationspult. Es ist ein Beruf wie jeder andere – und ich verdiene damit ja auch meinen Lebensunterhalt, muss Miete, Telefonrechnungen, Steuern zahlen. Das vergessen einige Leute manchmal. Die denken, ich mache das einfach, weil ich mich so gerne präsentiere.

Was wollen Sie im Leben unbedingt noch machen?

Sicher mal länger reisen. Ein halbes bis ganzes Jahr. Seit ich 20 war, hatte ich nie länger als drei Wochen Ferien. Aber ich möchte auf die einfache Art reisen. Nicht gerade im 5-Dollar-Hostel, dafür bin ich zu alt. Aber einfach. Das würde ich gerne machen.

Mit Florian, will er das auch?

Der könnte sein ganzes Leben auf Achse verbringen! Da ticken wir sehr ähnlich.

Und wohin?

Ich kenne Südamerika noch nicht, oder Australien. Es gibt schon ein paar weisse Flecken auf meiner persönlichen Landkarte. Aber vor Südamerika möchte ich Spanisch lernen. Man kommt den Menschen näher und versteht sie und ihre Kultur besser, wenn man ihre Sprache spricht.

Reisen Sie auch mal nach Toronto in den nächsten drei Monaten?

Nein, mein Sohn will nicht, dass ich komme. Ich wollte mit meiner Mutter, also seiner Grossmutter, hin. Doch da hat er dann argumentiert: Wenn du mit der Oma kommst, ist es ja wie zuhause. Da kann ich ja gleich hier bleiben. Aber er ist ja nicht ab der Welt. Da hatte ich bei meinem Älteren, der zum Englischlernen in Kapstadt war, ein klein wenig mehr Sorgen.

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