VerunsicherungMichael Haneke: Filme sollen verstören
SDA
24.4.2019 - 16:19
Regisseur Michael Haneke («Die Klavierspielerin») ist nach eigenen Worten ein «begeisterter Voyeur».
Er fahre zum Beispiel sehr gern nach England, weil Häuser dort keine Vorhänge hätten. «Dort kann man den Leuten beim Leben zuschauen», sagte der für seine schnörkellos realen Filmen bekannte 77-Jährige am Dienstagabend in Wien.
Wenig überraschend sässen fast alle Menschen vor dem Fernseher, meinte der unter anderem mit dem Oscar für das Alters-Drama «Liebe» ausgezeichnete gebürtige Münchner.
Er halte daran fest, dass seine oft bedrückenden Streifen keine Botschaften hätten, sondern verstören sollen. «Mich bringen immer die Sachen weiter, die mich verunsichern.» Wenn er etwas sehe oder lese, was er schon zu wissen glaube, sei das verlorene Zeit.
Das Prinzip gelte auch für seinen ersten Kinofilm «Der siebente Kontinent» (1989) über eine dreiköpfige Familie, die sich nach umfassender Zerstörung ihrer Habseligkeiten umbringt. Es gehe darum, die Problematik so dringlich wie möglich darzustellen. Und dann möge der Zuschauer lernen, damit umzugehen, so Haneke. «Nur dann ist es produktiv.» Der Film, Auftakt von Hanekes «Trilogie der emotionalen Vergletscherung», wurde am Dienstagabend in einem Wiener Kino in digital restaurierter Fassung präsentiert.
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