Bald wieder in der SchweizMit Italo-Herzschmerz zum Welterfolg: Zucchero wird 65
dpa/tsha
25.9.2020
Mit Hut, Bart und markanter Bluesstimme – so lieben die Fans Zucchero. Der Wunsch einer Welttournee im Jahr seines 65. Geburtstags bleibt dem Italo-Rocker jedoch verwehrt.
Seine Stimme kann wie ein Reibeisen klingen, aber auch die Töne süsslich zum Schmelzen bringen: Der italienische Rock- und Bluesmusiker Zucchero steht seit Jahrzehnten voller Hingabe – und fast immer mit Hut – rund um den Globus vor grossem Publikum. Mit Vorliebe bringt er mehrere Weltstars für seine Werke zusammen – von Sting über Eric Clapton und Bono bis zu Klassikgrössen. Im Corona-Jahr 2020 jedoch ist so vieles total anders. So musste Zucchero just im Sommer vor seinem 65. Geburtstag, den er am Freitag feiert, seine Welttour zum Album «D.O.C.» auf 2021 verschieben.
Der Künstler, der nach eigenen Worten die Nähe zu Fans und Musikerkollegen braucht, sass über Wochen auf seinem Landsitz im Norden der Toskana in Pontremoli fest. Dort, wo er auch Öl und Gemüse produziert. «Mir fehlt das Gefühl der Umarmung mit dem Publikum», sagte der Italo-Rocker, der sich oft locker und lebenslustig gibt, im Mai.
Er drehte in der Phase der strikten Corona-Beschränkungen zwei Videos am Flügel vor dem Kolosseum in Rom und auf dem Markusplatz in Venedig. Sie liefen auf YouTube. In jüngerer Zeit, in der mehr Kontakte erlaubt, aber nicht immer angebracht sind, erinnerte er auf Twitter und Instagram an Jahrestage früherer Erfolge: etwa an das Album «Shake» von September 2001 mit Hits wie «Rossa Mela Della Sera» und «Baila». Er erzählte dort auch, er habe – «um die Covid-19-Zeit totzuschlagen» – digital mit dem japanischen Gitarristen und Sänger Tomoyasu Hotei ein Stück für dessen geplantes Album aufgenommen.
Mehr als 60 Millionen Platten verkauft
Zucchero «Sugar» Fornaciari, der nach Angaben von Universal Music mehr als 60 Millionen Platten verkauft hat, wurde am 25. September 1955 im norditalienischen Ort Roncocesi geboren. Eigentlich hiess der Junge Adelmo Fornaciari. Doch schon früh, so steht es in seinem Lebenslauf, gab eine Schullehrerin ihm den Spitznamen «Zucchero» – das italienische Wort für Zucker.
Musik macht der Sänger und Songschreiber bereits seit den 70er Jahren. In ersten frühen Bands tauchte das Wort «Zucker» im Namen bereits auf. 1981 gewann der Künstler ein Festival. 1983 nahm der Italiener mit der charismatischen Stimme sein erstes Soloalbum auf: «Un Po di Zucchero» («Ein bisschen was von Zucchero»). In seinen Dreissigern erreichten Alben, etwa «Blue's» (1987) und «Oro Incenso e Birra» (Gold, Weihrauch und Bier/1989), dort mit Eric Clapton als Gast, Rekordwerte in seinem Heimatland.
In den 90er-Jahren wuchs Zuccheros Fangemeinde dann auch international. Damit nahm seine Erfolgsgeschichte im deutschsprachigen Raum ebenfalls Fahrt auf. «Senza Una Donna» (Ohne eine Frau) über die harte Zeit nach der Trennung ist so ein früher Welthit. Er sang das Lied mit dem Briten Paul Young auf Italienisch und Englisch im Duett. Der Mix beider Sprachen auf vielen Alben und in Songs gilt als eines seiner Markenzeichen.
Mit Klassikstars im Studio
Zuccheros sechstes Studioalbum «Miserere» erschien 1992 weltweit. An dieser Produktion, in der der Künstler auch innere Krisen verarbeitete, wirkte Opernstar Luciano Pavarotti (1935 bis 2007) mit. Auch der damals noch wenig bekannte Tenor Andrea Bocelli spielte hier eine Rolle. Zucchero erkannte Bocellis Talent und förderte dessen Karriere. Mit beiden Klassikgrssßen arbeitete er auch später zusammen.
In den folgenden Jahrzehnten nahm Zucchero regelmässig Neues auf, darunter reihenweise Kooperationen mit namhaften Kollegen. Der leicht mollige Bartträger variierte zarte Melodien mit harten Rocksounds zur Gitarre, sein Werk bietet Balladen ebenso wie von Beats dominierte Tanzlieder. Er setzte mal auf Gospel oder Blues, dann auf Klassikmix und probierte es vor einigen Jahren mit kubanischen Klängen («La Sesión Cubana»/2012).
Wenn sich Zuccheros eigener Wunsch nach einer baldigen Tournee erfüllt, wird der Vielkönner nächstes Jahr auch wieder in der Schweiz zu erleben sein: am 12. Juni in Sierre und am 5. Juli in Zürich.