Royale Debatte Nach dem Tod von Henri d’Orléans (✝85): Wer ist französischer Thronfolger?

tsha

25.1.2019

Am Montag verstarb Henri d’Orléans, hier eine Archivaufnahme aus dem Jahr 2002, im Alter von 85 Jahren.
Am Montag verstarb Henri d’Orléans, hier eine Archivaufnahme aus dem Jahr 2002, im Alter von 85 Jahren.
Bild: AFP

Eine Monarchie ist Frankreich schon lange nicht mehr. Nach dem Tod von Henri d’Orléans ist dennoch eine alte Diskussion wieder aktuell geworden: Wer wäre König, wenn Frankreich noch ein gekröntes Oberhaupt hätte?

Wenn in Europa ein Thronfolger stirbt, ist das den meisten Medien eine Schlagzeile wert. Der Tod von Henri d’Orléans Anfang der Woche wurde aber nur von den treuesten Lesern der Klatschpostillen wahrgenommen. «Mit grosser Traurigkeit teile ich Ihnen den Tod meines Vaters mit, des Grafen von Paris, der heute morgen verstarb», schrieb Jean, der Sohn von Henri d’Orléans, am Montag bei Facebook. Henri d’Orléans wurde 85 Jahre alt.

Der Blaublüter galt für viele Franzosen als der rechtmässige Nachfolger von Ludwig XVI., der 1793 zusammen mit seiner Frau Marie-Antoinette mit der Guillotine hingerichtet wurde. Sein Tod beendete die französische Monarchie, bis sich Napoleon 1804 zum Kaiser krönte. Als schliesslich Napoleon III. 1870 in die Verbannung geschickt wurde, war Frankreich endgültig eine Republik.

Franzosen sind «im Herzen Monarchisten»

Henri d’Orléans ist ein direkter Nachfolger des Duc d’Orléans, des Bruders von Sonnenkönig Ludwig XIV. Französische Royalisten halten deswegen seinen Sohn Jean für den rechtmässigen Erben des französischen Throns. Der 53-Jährige gab sich zuletzt volksnah und äusserte seine Unterstützung für die Gelbwesten-Bewegung. In einem Interview sagte er kürzlich, die Franzosen seien «im Herzen Monarchisten».

Allerdings erhebt auch das Haus Bourbon Ansprüche auf diesen Titel: Louis de Bourbon, der Duc d'Anjou, gilt ebenfalls als direkter Nachfahre von Ludwig XIV. Der 44-Jährige, zu dessen Vorfahren Queen Victoria und Diktator Franco leben, wuchs in Spanien auf. Als wäre das nicht kompliziert genug, gibt es auch noch einen dritten Kandidaten für den französischen Thron: Jean-Christophe Napoleon, einen Banker, der derzeit in London lebt. Er ist ein Nachkomme von Napoleon III. Wie der «Guardian» schreibt, hält sich der 32-Jährige allerdings aus der Diskussion über die französische Thronfolge heraus.

Überhaupt ist kaum anzunehmen, dass die Franzosen Lust auf einen Monarchen haben. So kritisieren die Gegner von Emmanuel Macron immer wieder, der Präsident verhalten sich zu sehr wie der Kaiser von Frankreich.

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