Russischer Pianist Igor Levit«Künstler haben keine Pflicht, sich zu äussern»
DPA, gbi
28.8.2022 - 10:40
Russische Künstlerinnen und Künstler werden häufig dazu aufgefordert, sich wegen des Kriegs in der Ukraine von Präsident Wladimir Putin zu distanzieren. Pianist Igor Levit sieht das skeptisch.
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28.08.2022, 10:40
28.08.2022, 10:42
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«Es ist ein zweischneidiges Schwert», sagte Igor Levit der Nachrichtenagentur DPA. Er meint damit die Forderung an russische Kunstschaffende, im russischen Krieg gegen die Ukraine Position zu beziehen.
«Ich bin schon der Meinung, dass es eine staatsbürgerliche Verpflichtung ist, sich zu positionieren», führt der 35-jährige Pianist aus. «Es ist aber gleichzeitig auch ein verdammter Luxus, das tun zu können, ohne dass man Gefahr läuft, entweder selbst ins Gefängnis zu wandern oder seine Familie in Gefahr zu bringen. Künstler haben keine Pflicht, sich äussern zu müssen.»
Ausnahme seien «Künstlerinnen und Künstler, die politische Player sind und bleiben werden. Mit diesen gibt es einen anderen Umgang», ergänzte Levit. Systemtreu hatte sich beispielsweise der Stardirigent und Putin-Freund Waleri Gergijew verhalten. Er verlor deshalb unter anderem sein Engagement als Chefdirigent der Münchner Philharmoniker.
Die litauische Star-Sopranistin Asmik Grigorian hatte kürzlich gefordert, Künstler*innen sollten grundsätzlich frei sein – dazu gehöre auch die Freiheit zu schweigen. «Ich kann jedes Wort unterschreiben, das Asmik Grigorian gesagt hat», sagte Levit dazu – «mit Ausnahme für diejenigen, die lautstark diesen Faschismus in Russland verteidigen.»
Führender Pianist seiner Generation
Levit wurde 1987 im russischen Gorki geboren (heute: Nischni Nowgorod) und wanderte 1995 mit der Familie nach Hannover aus.
Er zählt zu den führenden Pianisten seiner Generation und ist auch politisch engagiert. Am 9. September erscheint sein neues Album «Tristan». Im Herbst soll zudem der Dokumentarfilm «Igor Levit – No Fear» herauskommen.