Das Siegerland träumt vom Frieden Selenskyj will den ESC nach Mariupol holen

DPA/fts

16.5.2022

Kalush Orchestra aus der Ukraine gewinnen den ESC 2022. Doch kann der Wettbewerb nächstes Jahr in ihrem Land stattfinden?
Kalush Orchestra aus der Ukraine gewinnen den ESC 2022. Doch kann der Wettbewerb nächstes Jahr in ihrem Land stattfinden?
AFP via Getty Images

Wo findet der ESC nächstes Jahr statt? Diese Frage stellen sich ESC-Fans gerade. Der ukrainische Präsident Selenskj will ihn im eigenen Land haben, doch ist das überhaupt möglich? 

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16.5.2022

Mit «Stefania» gewinnt das Kalush Orchestra die 66. Ausgabe des Eurovision Song Contests. Rapper Oleh Psjuk kommentierte den Sieg unter anderem mit: «Menschen, die man kennt, werden in der Ukraine getötet, kämpfen oder verlieren ihre Jobs. Das ist nicht wirklich die beste Grundlage für eine Feier.»

Damit stellt sich auch die Frage, wo der ESC 2023 ausgetragen werden kann.

Traditionell findet der Wettbewerb im Land des Vorjahressiegers statt. Der ukrainische Präsident Selenskyj will die Musikshow nächstes Jahr in Mariupol durchführen, momentan ist das womöglich noch Wunschdenken. Bis im Sommer müsste allerdings der Austragungsort klar sein, denn ansonsten muss ein anderes Land einspringen – mit der Unterstützung der Ukrainer*innen.

Dafür hat sich etwa Spanien bereit erklärt, ebenso Schweden oder Island. Die grössten Chancen dürfte aber Grossbritannien haben, sie wollten den ESC schon länger wieder auf eigenem Boden austragen und als Zweitplatzierte 2022 wäre dies eine akzeptable Lösung.

Keine Feier, sondern Freiwilligenarbeit

Der Rapper Oleh Psjuk freue sich derweil, wieder in die Ukraine zurückzukehren, weil er dort seine Familie wiedersehen kann: «Ich habe mein Zuhause wirklich sehr vermisst.» Die Band durfte per einstweiliger Genehmigung ausreisen, muss aber in den kommenden Tagen wieder in die Ukraine zurück. Laut ihres Frontmannes wollen Kalush Orchestra demnächst auch einen neuen Song veröffentlichen.

Nach der Abreise aus Turin gebe es aber keine Feierlichkeiten, Psjuk will sich wieder seiner Freiwilligenorganisation widmen, «um den ukrainischen Menschen bei der Suche nach Unterkünften, Transportmitteln oder Medikamenten zu helfen».

Kalush Orchestra sangen das Lied «Stefania» – eine Hommage an Psjuks Mutter. Am Sonntag veröffentlichte die Band auf YouTube ein Musikvideo, das binnen weniger Stunden mehr als drei Millionen Klicks erreichte (Stand Sonntagabend). Der Clip zeigt unter anderem Soldatinnen, die Kinder über Trümmerfelder tragen oder die in ausgebombten Hochhäusern stehen. Er wurde laut Plattenfirma auch in Butscha und Irpin aufgenommen, Vororten von Kiew, die im russischen Angriffskrieg besonders hart getroffen wurden.

«Wir haben entschieden, das Video in der Ukraine zu drehen, um jedem zu zeigen, wie es in der Ukraine heute aussieht», erklärte Psjuk dazu. In der Erläuterung zum Video schrieb er: «Wenn Stefania nun die Hymne unseres Krieges ist, dann möchte ich, dass es zur Hymne unseres Sieges wird.»