«Bluewin» vor Ort Berlinale: Und die Schweiz mischt diesmal im Wettbewerb munter mit

Von Carlotta Henggeler

20.2.2020

Ella Rumpf an der Presskonferenz zu «Tiger Girl» 2017 an der Berlinale. Sie ist Switzerland's European Shooting Star 2020.
Ella Rumpf an der Presskonferenz zu «Tiger Girl» 2017 an der Berlinale. Sie ist Switzerland's European Shooting Star 2020.
Pascal Le Segretain/Getty Images

Heute fällt der Berlinale-Startschuss. Unsere Redaktorin Carlotta Henggeler berichtet von dort – zumal die Schweiz diesmal in allen Belangen hochkarätig vertreten ist. Zum Auftakt: Anekdoten als Amuse Bouche. 

Die Ticketschalter wurden schon gestürmt, das Programm der 70. Berlinale ist seit je ein Sammelsurium an cineastischen Delikatessen. Spannende Produktionen made in Switzerland sind vorn mit dabei.

2020 ist aus Schweizer Sicht ein gutes Jahr: Erstmals seit «Sister» von Ursula Meier (2012) ist ein helvetischer Spielfilm im Wettbewerb der Berlinale nominiert: «Schwesterlein» des Duos Stéphanie Chuat und Véronique Reymond läuft im renommierten Wettbewerb.

«Schwesterlein» ist mit Nina Hoss («Yella»), Lars Eidinger («Babylon Berlin») und Grande Dame Marthe Keller («Mein Name ist Eugen») hochkarätig besetzt. Chuat und Reymond heimsten mit ihrem Werk «La petite chamber» bereits zwei Schweizer Filmpreise ein.

Mit «Mare» von Andrea Staka und «Saudi Runaway» von Susanne Regina Meures (Sektion Panorama) sind weiter starke Schweizer Filmemacherinnen mit ihren Filmen an der Berlinale selektioniert worden, die gleichzeitig unterschiedliche und starke Frauengeschichten erzählen. Meures «Saudi Runaway» feierte kürzlich am renommierten Sundance Filmfestival Premiere.

Shooting-Star Ella Rumpf: Heldin der tausend Gesichter

Ein weiterer Ritterschlag für die «Chrieg»-Schauspielerin Ella Rumpf, 25.

Das Netzwerk zur Förderung und Promotion europäischer Filme und Talente zählt die Schweizerin zu den zehn meist talentierten Schauspielerinnen und Schauspielern und nennt sie die Heldin der 1'000 Gesichter.

Die Schweizerin mit französischen Wurzeln spielt in der neuen Netflix-Produktion «Freud» Medium Fleur Salomé. «Freud» ist ein düsterer Thriller um eben jenen Sigmund Freud, der im Wien der Jahrhundertwende auf Mörderjagd geht – es ist eine Koproduktion von ORF und Netflix. In der Woche ab 15. März ist die TV-Serie daher zunächst im ORF zu sehen. 

Frischer Wind mit neuer Leitung

Die Berlinale hat dieses Jahr eine neue Doppelspitze: «Wir freuen uns, dass es jetzt losgeht», sagte der künstlerische Festivalleiter Carlo Chatrian der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Erstmals leiten der Italiener und die Niederländerin Mariette Rissenbeek die Berlinale. Auch Rissenbeek sagt, sie seien beide im positiven Sinnen aufgeregt, «da wir so lange daran gearbeitet haben, um alles vorzubereiten».

Auch wenn Chatrian und Rissenbeek als Führungsspitze neu sind – in der Filmwelt haben sie schon lange einen Namen. Chatrian leitete zuvor das Festival in Locarno, und Rissenbeek war Geschäftsführerin von German Films, der Auslandsvertretung des deutschen Films. Er wirkt oft leidenschaftlich und gilt als absoluter Filmfreak, sie wiederum wirkt stets entspannt und freundlich. 

Aber was werden beide machen aus der Berlinale? Immerhin gehört sie neben Cannes und Venedig zu den wichtigsten Filmfestivals der Welt. In der Vergangenheit gab es oft Debatten über die Filmauswahl und die Grösse des Festivals. Zu viele schlechte Filme, meinten die einen. Zu unübersichtlich, sagten die anderen. Und überhaupt zu wenige Stars. Ein Dilemma, vor dem auch der frühere Direktor Dieter Kosslick oft stand.

Die neue Doppelspitze ändert nun ein paar Dinge. Chatrian hat den Wettbewerb reformiert und dort die Kategorie «ausser Konkurrenz» abgeschafft. Das bringt mehr Klarheit. Die grossen Namen finden sich nun eher ausserhalb des Wettbewerbs. Die Berlinale-Plakate zeigen keine echten Bären mehr, sondern haben was von Bauhaus.

Event mit der Meisterin der düsteren Klänge

Die in Berlin lebende Isländerin Hildur Guðnadóttir ist in der Filmwelt ein grosser Name. Die Cellistin hat an der diesjährigen Oscar-Verleihung für ihre «Joker»-Komposition die goldene Statuette gewonnen (beste Filmmusik). Sie produzierte auch den Sound der grossartigen Katastrophen-Serie «Chernobyl». An den Berlinale-Talent-Events spricht Guðnadóttir über musikalisches Einfühlungsvermögen.

Grosse Namen im Scheinwerferlicht

Cannes, das Zurich Film Festival oder Locarno – die Berlinale zählt zu den (ge-)wichtigen Filmfestivals der Welt. Und was wäre sie ohne grosse Namen?

Auch dieses Jahr werden Filmpersönlichkeiten wie Helen Mirren, Seagourney Weaver, Roberto Benigni, Johnny Depp, Salma Hayek oder Javier Bardem über den roten Teppich laufen. Der Brite Jeremy Irons («Nachtzug nach Lissabon») übernimmt die Präsidentschaft der Wettbewerbsjury.

«Bluewin» ist vor Ort und berichtet unter anderem mit einem Live-Tagebuch.

Das waren die grössten Berlinale-Skandale.

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