TV-KrimiCommissario Brunetti über das Ende als Ermittler und sein Venedig
dpa/che
28.12.2019
Viele Stunden konnte man Uwe Kockisch beim Ermitteln in Italien zusehen. Nun läuft die letzte Folge der «Donna Leon»-Krimireihe. Von der Lagunenstadt nimmt der 75-Jährige aber noch nicht Abschied.
Die «Donna Leon»-Filme haben ein bisschen was von Urlaub ohne Verreisen. Mit Commissario Brunetti kann man im Kopf durch Venedig streifen, aufs Wasser schauen und Rotwein trinken. Millionen Zuschauer haben die Verfilmungen in den vergangenen Jahren eingeschaltet – nun läuft die letzte Ausgabe der Krimireihe im Ersten. Und Uwe Kockisch spielt noch einmal den Fernsehermittler.
Als Guido Brunetti grübelte er über Kriminalfälle oder traf sich zum Abendessen mit seiner Frau Paola auf einer ziemlich mondänen Terrasse. Aus Sicht von Kockisch ist der Abschied «kein Drama». Der letzte Fall lief am ersten Weihnachtstag (25. Dezember/ 20.15 Uhr), die Mediathek zeigte ihn ab Montagabend (23. Dezember).
Ein Millionenpublikum
In «Stille Wasser» steht Commissario Brunetti diesmal im hellen Anzug auf einem fahrenden Motorboot, der Wind weht ihm durch die Haare. Er schaut durchs Fernglas: «Halt! Da vorne liegt was.» Das Team fischt eine Leiche aus dem Wasser. Und dann beginnt der typische Vorspann – mit Streichmusik und Luftaufnahmen von Venedig.
Die amerikanische Schriftstellerin Donna Leon (77) landet mit ihren Büchern regelmässig Bestseller. Der Diogenes Verlag hat bereits den 29. Brunetti-Fall «Geheime Quellen» angekündigt. Im Fernsehen zogen die Filme regelmässig mehr als sechs Millionen Zuschauer an. Dort wird der 26. Fall nun die letzte Verfilmung im Ersten sein.
Gemeinsam mit der Produktionsfirma UFA Fiction und der Autorin Leon hätten sie sich entschieden, die Krimireihe nach mehr als 20 Jahren zu beenden, hatte die ARD Degeto im November mitgeteilt. Weitere Details wurden nicht genannt. «Stille Wasser» ist also der letzte Fall.
Die Geschichte spielt diesmal auf der Insel Sant'Erasmo. Brunetti soll sich dort eigentlich nach einem Kreislaufzusammenbruch etwas Ruhe gönnen. Er lernt den Bienenzüchter Davide Casati kennen, der aber plötzlich verschwindet Casati. Brunetti überredet die Polizei, nach dem Mann zu suchen. Ein komplizierter Fall mit vielen Bezügen zur Vergangenheit tut sich auf.
Kockisch und sein Venedig
Einen Film in Italien drehen? Klingt nach Urlaubsstimmung. Andere hätten oft gesagt «Ach Mann, Mensch, in Venedig!», sagte Hauptdarsteller Kockisch der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. «Aber wir haben dort ja keine Erholung gemacht.» Trotzdem habe man die Stadt entdecken können, um in die Geschichte reinzukommen. Kockisch sitzt auf einem Sessel und erzählt von Venedig.
Er wurde in Cottbus geboren und lebt heute in Madrid. Er will aber auch der Stadt an der Lagune verbunden bleiben. «Wenn es hiesse: ‹Du darfst die Stadt nie wieder betreten, die ist abgeschlossen, du bist verdammt.› Dann wäre es schlimm», sagte Kockisch. «Aber ich bin ja da. Wir wohnen ja auch zum Teil da mit Freunden. Die Bereicherung der Stadt also, die bleibt.»
Im letzten Fall sieht man noch mal viel von der Stadt. Schöne Gondeln, gestreifte Hemden und fliegende Tauben. Als der Film 2018 gedreht wurde, war noch nicht bekannt, dass die Krimireihe ausläuft. Trotzdem kann man sich seine Gedanken machen. Wie geht es weiter für Brunetti? Tritt er wegen seiner Gesundheit kürzer? Am Ende verabschiedet er seinen Sohn in Richtung USA. Was er ihm als Glücksbringer mitgibt, kann man als Zuschauer ahnen.
Wasser bricht sich an den Gondeln und bedeckt die Kamera mit Wasserspritzern. Nach schweren Überflutungen in den vergangenen Tagen wurde die Stadt zum dritten Mal überschwemmt.
Bild: Luca Bruno/AP/dpa
Eine Touristin und der Markusdom spiegeln sich in einer Pfütze auf dem Markusplatz.
Bild: Luca Bruno/AP/dpa
Musikinstrumente stehen im Konservatorium der Stadt Venedig auf einer aus Musikbüchern gebauten Empore, um vor Wasser geschützt zu werden.
Bild: Luca Bruno/AP/dpa
Männer waten mit Kartons und Lebensmitteln, die sie auf einer Trage transportieren, durch das Hochwasser auf einem überfluteten Platz.
Bild: Alberto Lingria/XinHua/dpa
Hochwasser steht in der renommierten venezianischen Buchhandlung «Acqua Alta» (Hochwasser).
Bild: Emiliano Crespi/ANSA/AP/dpa
Gianluigi Donnarumma (rechts), Fussballtorwart der italienischen Nationalmannschaft, kommt während des Hochwassers auf den Markusplatz, um die Betroffenen zu unterstützen.
Bild: Andrea Merola/ANSA/AP/dpa
Giulio Manieri Elia, Direktor der Accademia Gallery, weist auf das Niveau hin, das das Wasser an der Basis der Gipsskulptur «Paride» von Antonio Canova in der Accademia Gallery erreicht hat.
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