Gjon's Tears «Das war das Einzige, was ich am ESC bereut habe»

Von Fabian Tschamper

29.5.2021

Gjon's Tears, bürgerlich Gjon Muharremaj, landete mit seinem Song «Tout l'Univers» am ESC für die Schweiz auf dem dritten Platz.
Gjon's Tears, bürgerlich Gjon Muharremaj, landete mit seinem Song «Tout l'Univers» am ESC für die Schweiz auf dem dritten Platz.
Eurovision

Mit Gjon's Tears schliesst die Schweiz seit 1993 wieder einmal in den Top drei des ESC ab. Im Interview erzählt der Freiburger Gjon Muharremaj von seiner verrückten Reise.

Von Fabian Tschamper

Das sind momentan ziemlich wilde Tage für dich, was geschieht gerade in deinem Leben?

Seit ich wieder zu Hause bin, regnet es Interviewanfragen. Es ist crazy! Natürlich ist es schön, das Interesse der Leute an meiner Musik und mir zu spüren, aber ehrlich gesagt, ist es sehr ermüdend. Es nagt an meiner Energie. Ich könnte aber nicht glücklicher sein darüber!

Nach dem nervenaufreibenden ESC-Finale: Was hast du zuerst gemacht?

Gleich nach dem Finale sind wir (er und seine Delegation, Anm. d. Red.) zurück ins Hotelzimmer und haben Party gemacht, naja, Party ist vielleicht übertrieben. Wir hatten eine Art «Meeting». Ich wollte unbedingt den spanischen Künstler kennenlernen, Blas Cantó. Auch James Newman aus England und Stefania aus Griechenland waren da. Wir haben alle miteinander gesprochen.

Und ich konnte auch endlich mit meiner Familie Zeit verbringen. Endlich umarmen!

Wann bist du in der Nacht auf Sonntag ins Bett?

Ich habe gar nicht geschlafen. Generell schlafe ich gerade nicht viel, das liegt wohl am Stress. Ich möchte wirklich, dass alles gutgeht – im kommenden Monat (Gjon's Tears plant einen baldigen Albumrelease) und in meiner Karriere.

Konntest du vor oder während der ESC-Show mit den anderen Künstler*innen sprechen?

Vor der Show eher weniger, gleich nach der Ankunft im Hotel galt es erst mal alles zu verstehen, was da gerade passiert. Ich konnte kurz mit den deutschen Finalisten und Go_A aus der Ukraine sprechen.

Während der Show war es theoretisch möglich, aber wir wurden gebeten, unsere Bubble nicht zu verlassen – so, dass wir die anderen nicht anstecken konnten. Dies trotz den täglichen Tests. Ich wollte mit so vielen sprechen, aber fand die Zeit dafür einfach nicht. Das ist das Einzige, was ich am ESC bereue.

Du hast die meisten Jury-Punkte erhalten, das ist doch bestimmt mehr Wert als das Publikums-Voting?

Das war der Wahnsinn. Und dazu muss ich sagen, es lief nicht alles rund bei meinem Auftritt, wir hatten schon bei den Proben vereinzelt mit technischen Problemen zu kämpfen. Die Jury hat das aber zum Glück nicht gemerkt.

Dass mich die Jury aus allen hervorragenden Künstlern am besten fand, lässt mich Selbstbewusstsein tanken.

Welchen Song fandest du am besten?

Du kannst dir nicht vorstellen, wie toll ich viele fand. Speziell auch nach dem ich die Leute dahinter kennengelernt habe. Einen Lieblingssong kann ich dir wirklich nicht nennen.

Und welchen Künstler?

Vielleicht die Ukrainin Kateryna Pavlenko von Go_A? Oh mein Gott, nein, Moment. Da gibt es so viele! Die Band aus Litauen, The Roop, war cool. Auch die Deutschen. Es ist so schwierig, da jemanden zu wählen.

Lieblingsshow?

Ginge es nach mir, dann hätte wohl The Roop aus Litauen gewonnen, mit ihrem Song «Discoteque». Oder die Ukraine.

Diesmal war die italienische Sprache zusammen mit Französisch in den Top drei. Englisch wurde auf Platz vier verdrängt.

Ich glaube, wir waren einfach authentischer. Zumindest haben wir das versucht.

Deine eigene Musik war immer auf Französisch?

Nein, ‹Tout l'Univers› gab es erst auf Englisch, auch andere meiner Songs sind englisch. Und ich mag es auch, in dieser Sprache zu singen. Für die ESC-Show war es mir aber wichtig, den Song auf Französisch zu präsentieren. Ich hatte das Gefühl, ich bin damit mehr bei mir. Ehrlicher.

Magst du eine Prognose machen für heute in einem Jahr bezüglich deiner Karriere?

Puh, ich hoffe, die Leute unterstützen mich und meine Musik nach wie vor. Aber ich glaube, wenn du einmal jemandes Herz berührt hast, dann schaffst du das für immer.

Wie viele Interviews hast du seit Samstag gegeben und welche Nummer bin ich?

Oh Gott, keine Ahnung. Zu viele zum Zählen.

Zum Schluss noch eine Frage zu deinem Namen, Gjon's Tears. War der Hintergedanke ein trauriger oder freudiger? Tränen können einem ja in beiden Fällen kommen.

Genau, und darum ist es Gjon's Tears.