Kolumne am Mittag «Der Bachelor» – eine Wundertüte voller Sprachmüll

Von Carlotta Henggeler

27.10.2020

Dank Bachelor Alan macht uns der Montag wieder Freude. Ein Genuss für Trash-TV-Fans: Viel Agglo-Drama mit hohem Fremdschäm-Faktor. Ein One-Way-Ticket in die Hölle der verhunzten Grammatik und schiefen Satzkonstruktionen.

Es war einmal Prinz Alan aus Luzern. Er hatte einen guten Job, Familie und viele Freunde. Und doch sehnte er sich nach der grossen Liebe und meldete sich deshalb bei einer Kuppelshow im Fernsehen an. 

Dort küsst und schmust er sich durch einen ganzen Harem, um die eine Auserwählte zu finden. Doch bevor es für Alan ein mögliches Happy End gibt, muss er durch ein Tal der Intrigen, bösen Spielchen und viel, ganz viel Drama, wie die zweite Folge von «Der Bachelor» zeigt.

Doch wie heisst ein altbekanntes Sprichwort: Ohne Fleiss kein Preis – das gilt auch für Rosenkavalier Alan Wey.

Und noch mehr für die Zuschauenden respektive Zuhörenden. Wer sehen will, wem Alan sein letztes Rösli schenkt, der muss nicht nur viel Kindergarten-Zickereien ertragen. Noch viel mehr leiden die Ohren. «Der Bachelor», eine XXL-Party der falschen Pronomen, missgestalteten Redewendungen. Eine Qual für jeden Freund der deutschen Sprache, Johann Wolfgang von Goethe würde im Grab rotieren.

Aber Sprachkönige wie zum Beispiel Autor Bastian Sick («Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod», «Happy Aua») würden sich köstlich amüsieren. Der «Spiegel»-Autor bringt Licht ins Dunkel der deutschen Sprachregeln. Er zerpflückt falsche Stilblüten und Redewendungen. «Der Bachelor» und seine Liebesanwärterinnen bescheren ihm eine Wundertüte voller Sprachmüll, Sendung für Sendung. Für jeden Sprachpuristen mit viel Humor ist das quasi Weihnachten und Geburtstag zusammen. 

Wer die Sendung verpasst hat, kein Problem: Wir haben uns Folge zwei angetan und die gesamte TV-Schmonzette in einem Fotoroman für Eilige zusammengefasst (siehe Bildergalerie oben).

Wir müssen Sie aber warnen: Diese Sendung enthält verstörende Satzkonstruktionen. Sollten Sie «Der Bachelor» trotzdem schauen wollen, dann nur auf eigene Gefahr.

Warum wir uns das überhaupt antun? Das ist bestes Fernseh-Entertainment. Die Macher haben ein gutes Händchen für prollige Figuren, die sich ein bisschen Fame erhoffen und dafür alles tun und sagen. 

Es ist dasselbe Prinzip wie bei einem guten Horrorfilm. Man will nicht hingucken, weil man weiss, man wird zigmal zu Tode erschreckt, und doch liebt man diesen Thrill, das Nervenkitzeln – jedes Mal aufs Neue. 

Darauf trinken wir zwei Espressi, präventiv zur Stärkung unserer Nerven für die nächste Runde in der Grammatik-Hölle mit Bachelor Alan.

Regelmässig gibt es werktags um 11:30 Uhr und manchmal auch erst um 12 Uhr bei «blue News» die Kolumne am Mittag – es dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.

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