Royaler Papierkram Das verwahrt die Queen in ihren geheimnisvollen roten Boxen

Von Carlotta Henggeler

7.2.2022

Es war einmal eine Königin ... die auch 70 Jahre später einfach ihren Job macht

Es war einmal eine Königin ... die auch 70 Jahre später einfach ihren Job macht

Nur noch wenige Britinnen und Briten kennen ihr Land ohne jene Frau, die auf dem Thron sitzt. 70 Jahre ist es nun her, dass Elizabeth II. ihn bestieg. Krisen kommen und gehen – die Monarchin bleibt.

04.02.2022

Zu ihrem 70 Thronjubiläum postet Queen Elizabeth II. einen Gruss aus dem Office, darauf zu sehen: ihre rote Aktenschatulle. Wir erklären, was die Monarchin darin Spezielles aufbewahrt.

Von Carlotta Henggeler

7.2.2022

Lächelnd im blassgrünen Kleid zeigt sich Queen Elizabeth II. in ihrem Büro zu ihrem 70. Thronjubiläum. Vor ihr ein rotes Vintage-Aktenköfferchen, das man gleich für einen Spionagefilm aus den 1970ern einsetzen könnte. Darin würde dann der Agent seine geheimen Dokumente aufbewahren. 

Auch bei der Queen enthält die Box, vom Hof Dispatch Box genannt, Brisantes. Die Aufbewahrungsart hat Tradition: Auch ihr Papa, König George VI., benutzte diese. 

Doch was bewahren die Royals in dieser mysteriösen roten Box auf? Königin Elizabeth II. hat als Staatsoberhaupt des Vereinigten Königreichs zwar keine direkte politische Macht, trotzdem spielt die Monarchin in der Regierungsführung eine Rolle. Und da kommt das Köfferchen ins Spiel.

April 1942: Prinzessin Elizabeth, heute Queen Elizabeth II., schaut ihrem Vater, König George VI., in seinem Arbeitszimmer in Windsor Castle über die Schulter. Mit dabei: die roten Boxen. 
April 1942: Prinzessin Elizabeth, heute Queen Elizabeth II., schaut ihrem Vater, König George VI., in seinem Arbeitszimmer in Windsor Castle über die Schulter. Mit dabei: die roten Boxen. 
Lisa Sheridan/Studio Lisa/Getty Images

Queen Elizabeth muss über alle wichtigen politischen Vorkommnisse im Vereinigten Königreich und den anderen 52 Commonwealth-Ländern Bescheid wissen. Die Monarchin hat ein Recht auf Konsultation und Warnung durch die Regierung. Zudem muss sie die Regierungsgesetze gutheissen, im Fachjargon Royal Asset genannt. Und einmal jede Woche, mittwochs um 18.30 Uhr Londoner Zeit, kommt Boris Johnson zum Gespräch vorbei. Und all diese vertraulichen Dokumente und Informationen müssen sicher verstaut werden. Dafür ist eben die Dispatch Box da. 

Woher stammt die Box?

Ursprünglich wurden diese von den Parlamentsmitgliedern des Vereinigten Königreichs benutzt. Darin waren Dokumente enthalten, die ins Unterhaus getragen wurden. 

Heute befinden sich zwei davon fest installiert im Plenarsaal auf dem zentralen Tisch und enthalten religiöse Texte für den Tag des Eids. Die Minister und Schattenminister, auch Vorderbänkler genannt, halten ihre Reden von der Despatch Box ihrer Seite aus. 

März 2021: Schatzkanzler Rishi Sunak hält das rote Böxli, bevor er die Downing Street 11 verlässt, um im Unterhaus in London seine Haushaltserklärung abzugeben.
März 2021: Schatzkanzler Rishi Sunak hält das rote Böxli, bevor er die Downing Street 11 verlässt, um im Unterhaus in London seine Haushaltserklärung abzugeben.
Tayfun Salci/Anadolu Agency via Getty Images

Die Originalboxen fielen Bomben zum Opfer

Die heute benutzten roten Böxli waren ein Geschenk Neuseelands und wurden von Sir Giles Gilbert Scott entworfen, um die im Zweiten Weltkrieg durch Bomben zerstörten Boxen zu ersetzen. Scott konnte sich bei seinem Entwurf an den Postfächern im australischen Parlament orientieren. Die australischen Kästen wurden Australien 1927 von König George V. geschenkt und basieren auf A.W.N. Pugins Original-Boxen für das Unterhaus.

Die Kästen sind aus Puriri-Holz gefertigt, das in Neuseeland heimisch ist. Die Metallarbeit über dem Schloss zeigt ein ineinander verschlungenes «GE», das für König George VI. und seine Königin Elizabeth steht. In die Metallarbeit sind die Worte «The Gift of New Zealand» und die lateinischen Worte «Domine Dirige nos», auf Deutsch «Herr, leite uns», eingegossen.