Scharfseher Kurz-Comeback – Volkmusik-Papst Sepp Trütsch hats immer noch drauf

Lukas Rüttimann

24.6.2018

Der gestrige «Samschtig-Jass» markierte das Ende von Dani Müllers Ära als Jass-Schiedsrichter. Die Show jedoch gehörte einem anderen.

Er gehört zum Schweizer (Jass)-Fernsehen wie der Trumpf-Buur: Dani Müller hat mit seiner kompetenten und immer fröhlichen Art viel dazu beigetragen, dass sowohl der «Samschtig-Jass» mit Reto Scherrer wie auch der «Donschtig-Jass» mit Roman Kilchsperger meist eine muntere Sache wurde.

Gestern nun arbitrierte der sympathische Ostschweizer seinen letzten «Samschtig-Jass». Und als ob ihm die anwesenden Jasser ein letztes Geschenk machen wollten, wurde es eine denkwürdige Sendung: In der allerletzten Runde nämlich schnappte die Saal-Jasserin dem designierten Jasskönig den Sieg weg – und liess dessen Träume auf das stolze Preisgeld von 10 000 Franken platzen.

Mehr Drama geht kaum – zumindest nicht in der sonst doch eher gemütlichen SRF-Jassshow. Ob der «Samschtig-Jass» dabei von den nervenzerreisenden Schlussszenen der jüngsten WM-Spiele angestachelt wurde? Fast könnte man es meinen.

Hohes Niveau

Ohnehin bewegte sich das sportliche Geschehen auf fast schon weltmeisterlichem Niveau. Abgesehen vom wackeren Telefonjasser konnte Müller die Differenzpunkte fast immer im einstelligen Bereich notieren. Allen voran bewies der einstige Volksmusik-Papst Sepp Trütsch in seiner Schwyzer Heimat, dass er in seiner langen TV-Abstinenz wenig verlernt hat. Nur bei der ersten Runde brauchte er Anlaufzeit und handelte sich zehn Differenzpunkte ein; danach jasste er zwei Mal tadellos und perfekt auf den Punkt.

Der schlank gewordene Trütsch zeigte auch, dass er als Showmaster noch immer zu den Schwergewichten gehört. Mit seinem subtilen Humor sagte er etwa die musikalischen Gäste an und gab damit ein Kurz-Comeback als Moderator. Auch beim Smalltalk mit Reto Scherrer bewies er, dass er wenig von seiner Kamerapräsenz eingebüsst hat.

Ein Lied zum Schluss

Der eine oder andere dürfte sich gewünscht haben, dass es einen so unaufgeregten, aber dennoch charismatischen SRF-Moderator im volkstümlichen Bereich auch heute noch geben würde. Zumal ein Zusammenschnitt von Archivmaterial aus Trütschs Zeit an der Seite des unvergessenen Karl Moik nostalgische Gefühle hochkommen liess. Doch nach diversen gesundheitlichen Problemen macht der 69-Jährige heute nur noch, was ihm «Freude bereitet». Der «Samschtig-Jass» gehört offenbar dazu.

Am Ende liess es sich Sepp Trütsch nicht nehmen, Dani Müller mit einem Lied zu verabschieden. Eine schöne Geste – bevor ab 25. August mit Ex-Schwingerkönig Jörg Abderhalden ein anderes Schwergewicht Müllers Posten übernehmen wird.

Bilder aus der Schweiz
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