Kolumne am Mittag Larry King, Cinderellas hässliche Stiefschwester

Von Fabian Tschamper

25.1.2021

Was für traurige Tage für die TV-Welt: Tom Brokaw geht nach 55 Jahren in Pension und der legendäre Larry King ist tot. Dabei war er so viel mehr als ein Interviewer, er war eine Ikone der Popkultur.

Es lässt sich vergleichen mit dem Rücktritt von Heinrich Müller, dem beliebten «Tagesschau»-Moderator beim SRF. Einer öffentlichen Figur, die jedes Kind kennt und die ein heimeliges Gefühl auslöst. Müller war 26 Jahre lang das Gesicht der Abend-News.

Bei den Amerikanern heisst dieses Gesicht Tom Brokaw. Er war bei NBC 55 Jahre lang zur Stelle, als es allabendlich die Nachrichten zu verkünden galt. Nun ist er mit stolzen 80 Jahren in die wohlverdiente Pension gegangen. Was für das amerikanische Publikum ein trister Tag war, wurde schnell zu komplett freudlosen Stunden: Die Talkmaster-Legende Larry King starb im Alter von 87 Jahren, die unverkennbare Bariton-Stimme ist verstummt.

Ein Herzinfarkt im letzten Dezember hat King bereits schwer zugesetzt. Das Coronavirus, mit dem sich King unlängst angesteckt hat, war nun zu viel für seinen geschwächten Körper: Am Wochenende schloss der Talkmaster für immer die Augen.

Ein Gigant der Industrie, ein Liebling des Business

Larry King, der Mann mit den Hosenträgern, genoss den Ruf einer Ikone. Neben unzähligen Newssendungen, Talkshows und Interviews war er ein Liebling der vergangenen und gegenwärtigen Popkultur. King trat in TV-Shows auf, meist als Cameo – also sich selbst spielend. Auch wurde er etliche Male parodiert, doch dabei blieb der Ton stets liebevoll, nie wurde er böswillig. King war bekannt für seine lockere Art und seinen Sinn für Humor. Die Truppe bei «Saturday Night Live» liebte es, den Talkmaster zu veräppeln.

Zudem kommt keine Legende an den «Simpsons» vorbei. 1990 spielte er sich selbst in einer Episode, in der er Bart Simpson interviewte. Dieser versuchte, King davon zu überzeugen, ihm bei seinen Hausaufgaben zu helfen.

Den Nagel auf den Kopf trafen allerdings die Macher der «Shrek»-Reihe. Die Fabel rund um den grünen Oger – und seine oftmals unfreiwilligen Weggefährten – setzte Kings Bariton in einer so absurden Art ein, dass es als Comedy-Gold bezeichnet werden darf: Im zweiten Film der Reihe synchronisiert King die Bardame des «Giftapfels».

Ja, richtig gelesen, die BarDAME.

Geführt wird dieses zwielichtige Etablissement nämlich von einer Stiefschwester von Cinderella, die im Film reizend «Doris, die hässliche Stiefschwester» genannt wird. Doris, die übrigens keineswegs wie ein Mann aussieht, löst ein herzhaftes Lachen aus, als sie das erste Mal den Mund öffnet. Denn es ertönt die tiefe Stimme von Larry King.

Regelmässig gibt es werktags um 11:30 Uhr und manchmal auch erst um 12 Uhr bei «blue News» die Kolumne am Mittag – es dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.

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