Interview Stefan Büsser: «Die wunden Punkte der ‹Bachelorette›-Protagonisten lasse ich aus»

Von Carlotta Henggeler

28.7.2020

«Donnschtig-Jass»-Wettbewerb von Stefan Büsser aus Knies Kinderzoo in Rapperswil.
«Donnschtig-Jass»-Wettbewerb von Stefan Büsser aus Knies Kinderzoo in Rapperswil.

SRF/Oscar Alessio

SRF3-Moderator und Comedian Stefan Büsser über seine Quarantäne, ob man über Corona Witze reissen darf und seine Best-of-«Bachelor»- und -«Bachelorette»-Videos.

Stefan Büsser ist so etwas wie der neue Sven Epiney. Der 35-jährige Zürcher ist Co-Moderator des «Donnschtig-Jass», sitzt vor dem DRS3-Mikrofon, ist Podcaster und steht im September wieder mit seinem Soloprogramm auf der Bühne. 

Herr Büsser, Sie haben den Lockdown strikt befolgt. Wegen Ihrer Cystischen Fibrose und Diabetes sind Sie Risikopatient. Jetzt arbeiten Sie wieder. Wie fühlt es sich an, zurück zu sein?

Stefan Büsser: Es ist schön, wieder unter Leuten zu sein. Obwohl ich mit mir selbst eine gute Zeit hatte. So gut dann auch wieder nicht, dass ich zwei weitere Jahre so hätte leben wollen.

Meditieren, den Garten verschönern, Kleider ausmisten. Wie haben Sie die Zeit überbrückt?

‹Gschaffet!› Ich habe noch nie so viel gearbeitet wie in dieser Quarantäne-Zeit. Ich war noch nie so gefragt und produktiv. Das mit der Meditation habe ich kurz vor der Quarantäne auch noch gelernt. Ich war in einem Schweige-Retreat, das war vom Timing her gar nicht so schlecht, das hat auch ein wenig geholfen. Und wenn du ein Lebewesen in der Wohnung hast, das hilft ebenfalls sehr. Ich habe mich nie einsam gefühlt.

Sie sprechen von ihrem Hund Foxie, der sogar einen eigenen Instagram-Account hat (Foxie_thePom).

Ja, er hat mehr Follower als einige SRF-Moderatoren. Ich müsste mal Gage verlangen, damit Foxie wenigstens das Essen selber bezahlen könnte (lacht).

Das Coronavirus ist eine neue und unbekannte Bedrohung. Gar nicht so einfach, dabei kreativ zu bleiben.

Ja, wobei diese Angst für mich nicht neu ist. Das Ausmass allerdings schon. Dass gewisse Sachen grösser als wir sind und wir nicht unverwundbar sind, das war mir wegen meiner Krankheit vorher schon bewusst. Und solchen Situationen bin ich während der Virensaison immer wieder ausgesetzt.

Darf man über eine weltweite Pandemie Witze reissen?

Man muss sogar! Humor war noch nie so gefragt wie während dieser Zeit. Wer jetzt noch nicht gemerkt hat, dass es Humor braucht, der hat den Ernst der Lage nicht erkannt.

Beim ‹Donnschtig-Jass› sind Sie Co-Moderator. Wann kommt Ihr eigenes Comedy-Format am Fernsehen?

Das müssen Sie nicht mich fragen, sondern das Fernsehen. An mir scheitert es nicht, ich habe genug Ideen.

Was für ein TV-Format würde zu Ihnen passen?

Ein Traumformat, bei dem ich gut reinpassen würde, ist ‹Rent a Pocher›. Die Sendung gab’s mal auf ProSieben. Das ist so ähnlich wie ‹Mona mittendrin› – allerdings mit einem komödiantischen Touch. Und ich bin ein grosser John-Oliver-Fan! Diese Formate funktionieren allerdings in einer anderen Umwelt besser. In Amerika passiert so viel mehr als bei uns. Da gibt es viel mehr Material, das man für eine Sendung verwenden könnte als in der Schweiz. Da sind wir nicht gesegnet. Trotzdem: Politisch lebe ich lieber unter unserem Bundesrat als unter Trump. Auch, wenn er für Komiker viel mehr hergibt.

‹Quotenmänner› und ‹Ehrenrunde› heissen Ihre Podcasts. Können Sie die Podcast-Faszination erklären?

‹Ehrenrunde› ist ein Sport-Podcast. Da steht das Interesse am Schweizer Fussball und den Persönlichkeiten im Mittelpunkt, wir interviewen die Fussballer. Beim Comedy-Podcast ‹Quotenmänner› erhalten wir das Feedback, man habe das Gefühl, drei Freunden bei einer Diskussion um aktuelle politische und gesellschaftliche Themen zuzuhören. Was die Faszination generell ist? Man kann bei einer Gesprächsrunde dabei sein, ohne sich aktiv beteiligen zu müssen.

Gibt es bei der Themenwahl Tabus? Kürzlich gab es einen Shitstorm, um einen Djokovic-Witz.

Die Sendungen gehen durch eine SRF-Abnahme, das ist nicht ungefiltert. Man lässt uns allerdings sehr an der langen Leine, was den Erfolg dieses Podcasts auch ausmacht. Es ist einer der erfolgreichsten SRF-Podcasts und der Schweiz generell. Die Leute scheinen es zu schätzen, wenn man sehr authentisch und unterhaltsam ist. 

Im September gehen Sie mit Ihrem Comedy-Programm ‹Masterarbeit› wieder auf Tournee. Stehen die Daten?

Ja, dann sind die ersten Termine. Aber wie alle Künstler sitze ich auf Nadeln, weil wir nicht genau wissen, wie es bis dann mit den BAG-Massnahmen aussehen wird. Um mich mache ich mir keine Sorgen, ich stehe ja auf der Bühne, abseits vom Publikum. Doch selbstverständlich will ich mein Publikum schützen. Deshalb müssen wir kurzfristig reagieren.

SRF3 organisiert Comedy-Camps, bei denen Sie auch dabei sind. Kann man Lustigsein lernen?

Ja, es gibt Handwerkliches, das man lernen kann. Doch am Schluss brauchst du ‹Funny Bones› (auf Deutsch: lustige Knochen) – und die sind dir entweder angeboren oder nicht. Das ist der Unterschied, ob du ein Komödiant mit gutem Handwerk bist oder du das leidenschaftlich machst. Und Leidenschaft wird dich immer weiterbringen.

Wie sieht es mit der Schweizer Nachwuchsszene aus?

So gut wie noch nie. Das boomt, man spürt die Netflix-Generation, die heranwächst. Mit meinen 35 Jahren gehöre ich schon zum alten Eisen. Da kommt eine junge, freche Generation, die sich an Open-Stage-Nights ausprobiert. Da schaue ich mit väterlichem Stolz zu und weiss, die werden uns links und rechts überholen.

Themenwechsel: Ihre Best-of-‹Bachelorette› respektive ‹Bachelor› sind sehr beliebt. Sprechen noch alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Ihnen?

Ja, ich bin mit allen okay und wir sind in regelmässigem Austausch. Man muss wissen: Bevor die Staffel losgeht, treffe ich mich mit den Hauptprotagonisten und frage nach den wunden Punkten. Diese lasse ich dann sein – das ist ein Gentlemans-Agreement. Wir müssen das gemeinsam lustig finden. Anderseits wissen sie auch, worauf sie sich einlassen, da kann keiner mehr sagen, ich habe nicht gewusst, dass er Witze über mich macht. Und viele sind auch froh darum, wenn ich sie in einem Video thematisiere; dadurch werden sie relevanter.

Auch ‹Dschungelcamp›-Headwriter Micky Beisenherz mag Ihre Social-Media-Aktionen.

Wir haben 2017 zusammen das Finale des Eurovision Song Contest kommentiert. Er ist mein Vorbild!

Aha. Würden Sie denn mit ins ‹Dschungelcamp›?

Zum Moderieren jederzeit. Als Teilnehmer auf keinen Fall!

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