Italo-Rapper Mahmood «Montreux war unvergesslich»

Von Carlotta Henggeler

12.7.2021

Mahmood am Montreux Jazz Lab 2019. In Italien ist er ein bekannter Rapper.
Mahmood am Montreux Jazz Lab 2019. In Italien ist er ein bekannter Rapper.
KEYSTONE/Valentin Flauraud

Italo-Rapper Mahmood ist die Antithese zu seichtem Pop von Eros Ramazzotti und Balladen von Laura Pausini. Der ESC-Zweitplatzierte über das Jazzfestival Montreux und warum italienische Musik weltweit so beliebt ist. 

Von Carlotta Henggeler

Mahmood, wie geht es dir?

Ich bin so froh, dass dieses Album herausgekommen ist, es waren zweieinhalb Jahre Arbeit. Ich bin sehr zufrieden, es ist genau so, wie ich es geschrieben habe. Ich kann es kaum erwarten, es im Konzert zu spielen.

Dein neues Album heisst «Ghettolimpo». Was bedeutet das?

Es hat eine Weile gedauert, bis ich das richtige Wort gefunden habe. Etwas, das den heutigen Alltag erzählen könnte, aber verglichen mit den Mythen aus der griechischen Mythologie. Ich habe diesen Namen von Grund auf neu erfunden. Die Faszination für die griechische Mythologie begann bereits, als ich ein Kind war. Ich las gern Geschichten über griechische Mythen, die mir meine Mutter kaufte. 

Und das Album selbst, wovon erzählt ‹Ghettolimpo›?

In diesem Album spreche ich über die letzten zwei Jahre, erzähle, was ich nach San Remo erlebt habe, am Eurovision Song Contest. Ich reise viel, also spreche ich auch über meine Reisen.

Für dieses Album hast du mit Woodkid zusammengearbeitet und der Song «Karma» ist dabei entstanden. Wie kam es dazu?

Ich habe Woodkid vor anderthalb Jahren nach einer Modeschau in Paris kennen gelernt, wir haben uns angefreundet und sind in einer Disco tanzen gegangen. Ein Jahr lang haben wir uns auf Instagram geschrieben. Danach habe ich ihn gefragt, wie es wäre, wenn wir ins Studio gehen und gemeinsam etwas erschaffen würden. Er sagte zu – und ich fuhr nach Paris. Im Studio haben wir die Texte geschrieben. Es war ein bisschen schwierig für mich, auf Englisch zu schreiben und den ganzen Tag Englisch zu sprechen. Aber es war sehr inspirierend, ich habe so viel gelernt, ich bin sehr glücklich mit diesem Song.

Du warst 2019 in Montreux, wie hat es dir gefallen?

Es war schön, wir haben vor Rita Ora gespielt. Der Raum war voll, das Publikum glücklich, wir hatten Spass an diesem Tag. Für uns war es eine Ehre, auf dem Festival zu spielen, das wir vom Namen her schon kannten. Ein unvergesslicher Tag, ich weiss sogar noch, wie ich angezogen war.

Du kommst dieses Jahr wieder für zwei Konzerte in die Schweiz, wie erklärst du dir diese Popularität?

Ich kann es nicht. Es ist unglaublich, ich bin sehr glücklich, denn wir mögen die Schweiz sehr. Ich erinnere mich an die Konzerte in Lugano vor zwei Jahren. Eines der ersten im Ausland, also war die Aufregung gross. Ich freue mich sehr, wieder dorthin zu gehen, und ich hoffe, dass ich wieder so einen coolen Auftritt wie letztes Mal zeigen kann.

Was gefällt dir an der Schweiz?

Die Süssigkeiten!

Wie kommt es, dass italienische Musik in der ganzen Welt so beliebt ist?

Ich bin überzeugt, dass sich die italienische Musik in den letzten Jahren auch auf der Ebene der Künstler verbessert hat. Es werden neue, super talentierte Künstler geboren, darauf bin ich sehr stolz. Wir wollen auch ausserhalb unseres Landes etwas bewirken.

2019 wurdest Du am Eurovision Song Contest mit «Soldi» zweiter. Der ESC ist ein enormer Karriere-Boost.

Auf jeden Fall hat mir die Eurovision die Möglichkeit gegeben, in Europa bei Leuten bekannt zu werden, die mich nicht kannten.

Die römischen Rocker Måneskin haben dieses Jahr den Eurovision Song Contest gewonnen. Hast du ihnen die Daumen gedrückt?

Ja, sie haben dieses Jahr gerockt, sie waren grossartig.

Gefallen sie dir?

Ich muss sagen, dass sie Bühnentiere sind. Allerdings habe ich keine grosse Affinität zu Rockmusik, ich bin weit weg von diesem Genre. Aber ich erkenne, dass sie Talent haben.

Du hast ägyptische Wurzeln, dein Vater ist Ägypter. Hast du einen anderen Blick auf dein Heimatland Italien?

Ich hatte die Möglichkeit, aus zwei Welten musikalisch zu schöpfen. Vom arabischen Teil habe ich nicht viel mitbekommen, weil ich nur zweimal mit meinem Vater in Kairo war. Aber als ich klein war, zwang er mich immer, arabische Lieder zu hören. Diese Klänge sind in meinem Schreibstil und meinen Soundproduktionen geblieben, es war sicher eine Bereicherung.

Du hast San Remo gewonnen, bist am ESC Zweiter geworden. Was hast du noch für Ambitionen? 

Es würde mir guttun, für längere Zeit im Ausland zu arbeiten, sowohl in London als auch in Amerika, zu reisen, neue Orte kennenzulernen, das ist etwas, das mich bereichern wird. 

Wohin würdest du aus musikalischer Sicht gern hingehen?

Ich fühle mich sehr zu Amerika hingezogen, ich war noch nicht oft dort, ich war einen Tag lang in New York, ich habe nichts gesehen, also würde ich gern dorthin gehen.

Wie war die Covid-Situation für dich?

Besser, wenn es nicht da gewesen wäre, das ist sicher. Aber ich habe viel nachgedacht, es kam zu einer Zeit, als mein soziales Umfeld nicht sehr ruhig war. Die Tatsache, dass ich zu Hause bei meiner Familie und in der Nähe meiner Freunde war, hat mich verstehen lassen, was die wichtigen Dinge sind.

Und?

Persönliche Bindungen, Familie, Freunde. Es ist wichtig, nach etwas zu streben, aber das Wichtigste ist, sich gut zu fühlen, ruhig und glücklich zu sein – ohne dass man zwanghaft nach etwas streben muss.

Für diejenigen, die dich noch nicht live gesehen haben: Was können deine Schweizer Fans erwarten?

Etwas Magisches, zwischen dem Ghetto und dem Olymp.