Endlich mal ein Pandemie-«Tatort»: Die Berliner Kommissare Rubin (Meret Becker) und Karow (Mark Waschke) ermitteln in «Die dritte Haut» mit Maske. Der dokumentarisch angehauchte Krimi erzählt vom Verschwinden bezahlbaren Wohnraums in den Metropolen.
Der Berliner «Tatort»-Kommossar Karow (Mark Waschke) stellt – zum Leidwesen von Kollegin Rubin (Meret Becker) – spontan den Mord an Immobilienmanager Ceylan nach. «Die dritte Haus», letzter «Tatort» der Saison 2020/21, erzählte von der zunehmenden Schwierigkeit, sich als Klein- oder Normalverdiener eine Wohnung in der Stadt leisten zu können.
Typisches Berliner-Kiez-Mietshaus: Die Kommissare Rubin (Meret Becker) und Karow (Mark Waschke) ermitteln in einem Objekt, in dem Eigentumswohnungen entstehen sollen.
Robert Karow (Mark Waschke) spricht mit Ilse Kirschner (Friederike Frerichs), die fast ihr ganzes Leben im Mietshaus gewohnt hat. Nun soll die alte Frau ausziehen. Neue, solvente Käufer warten auf städtischen Wohlfühl-Objekte.
Yeliz Dahlmann (Sesede Terziyan) und ihr Mann Thomas (Florian Anderer) verfolgen eine unterschiedliche Geschäftsethik.
Ermittler Robert Karow (Mark Waschke, links) sucht Busfahrer Otto Wagner (Peter René Lüdicke) während der Arbeit auf, um mit ihm über seine Zwangsräumung zu sprechen.
Micha Kowalski (Timo Jacobs) lebt auf der Strasse und sehnt sich nach seinen beiden kleinen Kindern. Die leben mit der alleinerziehenden Mutter im Haus, das von den Ceylans «entmietet» werden soll.
Micha Kowalski (Timo Jacobs) lebt auf der Strasse. Wegen seiner Alkoholprobleme kam es zur Trennung von Ex-Frau Jenna (Berit Künnecke) und den beiden Kindern. Nun sucht Micha wieder Kontakt.
Nina Rubin (Meret Becker) lässt sich von Gerichtsmedizinerin Jamila Marques (Cynthia Micas) den Tathergang erklären.
Mord und Prostitution für eine Wohnung – gibt es das wirklich?
Endlich mal ein Pandemie-«Tatort»: Die Berliner Kommissare Rubin (Meret Becker) und Karow (Mark Waschke) ermitteln in «Die dritte Haut» mit Maske. Der dokumentarisch angehauchte Krimi erzählt vom Verschwinden bezahlbaren Wohnraums in den Metropolen.
Der Berliner «Tatort»-Kommossar Karow (Mark Waschke) stellt – zum Leidwesen von Kollegin Rubin (Meret Becker) – spontan den Mord an Immobilienmanager Ceylan nach. «Die dritte Haus», letzter «Tatort» der Saison 2020/21, erzählte von der zunehmenden Schwierigkeit, sich als Klein- oder Normalverdiener eine Wohnung in der Stadt leisten zu können.
Typisches Berliner-Kiez-Mietshaus: Die Kommissare Rubin (Meret Becker) und Karow (Mark Waschke) ermitteln in einem Objekt, in dem Eigentumswohnungen entstehen sollen.
Robert Karow (Mark Waschke) spricht mit Ilse Kirschner (Friederike Frerichs), die fast ihr ganzes Leben im Mietshaus gewohnt hat. Nun soll die alte Frau ausziehen. Neue, solvente Käufer warten auf städtischen Wohlfühl-Objekte.
Yeliz Dahlmann (Sesede Terziyan) und ihr Mann Thomas (Florian Anderer) verfolgen eine unterschiedliche Geschäftsethik.
Ermittler Robert Karow (Mark Waschke, links) sucht Busfahrer Otto Wagner (Peter René Lüdicke) während der Arbeit auf, um mit ihm über seine Zwangsräumung zu sprechen.
Micha Kowalski (Timo Jacobs) lebt auf der Strasse und sehnt sich nach seinen beiden kleinen Kindern. Die leben mit der alleinerziehenden Mutter im Haus, das von den Ceylans «entmietet» werden soll.
Micha Kowalski (Timo Jacobs) lebt auf der Strasse. Wegen seiner Alkoholprobleme kam es zur Trennung von Ex-Frau Jenna (Berit Künnecke) und den beiden Kindern. Nun sucht Micha wieder Kontakt.
Nina Rubin (Meret Becker) lässt sich von Gerichtsmedizinerin Jamila Marques (Cynthia Micas) den Tathergang erklären.
Sich prostituieren, um an eine Wohnung zu kommen? Vielleicht sogar jemanden ermorden? Ein gänzlich ungemütlicher Berliner «Tatort» mit Maskenpflicht erzählte aus dem Corona-Winter 2020/21. Doch was nehmen Menschen tatsächlich in Kauf, um eine neue Wohnung zu ergattern?
Wohnungsnot, Zwangsräumung, Gentrifizierung. Im letzten «Tatort» vor der Sommerpause, einem ziemlich herben Sozialkrimi mit bestenfalls grimmigem Humor, musste das Berliner «Tatort»-Team, Karow (Mark Waschke) und Rubin (Meret Becker), die Bewohner eines Hauses auf Herz und Nieren prüfen. Ihr Vermieter wollte sein Spekulationsobjekt «entmieten», um es luxuszusanieren – was ihn das Leben kostete.
In dem nur leicht überzeichneten Krimi mit hochaktuellem Thema sollte klar werden: Der Kampf um die «dritte Haut» des Menschen, wie man die Wohnung nach erster und zweiter Haut (Kleidung) nennt, war noch nie so krass wie heute. Der Berliner Mietendeckel, im April vom deutschen Bundesverfassungsgericht gekippt, sollte helfen. Doch welche Verrücktheiten wagen verzweifelte Städter tatsächlich, um an eine schöne und oder einfach nur bezahlbare Wohnung heranzukommen?
Worum ging es?
Der Juniorchef einer Immobilienfirma, Cem Ceylan (Murat Dikenci), lag tot vor einem seiner Mietshäuser. Kurz zuvor hatte dort eine Zwangsräumung stattgefunden. Busfahrer Otto Wagner (Peter René Lüdicke) musste mit seiner Familie in eine Obdachlosenunterkunft umziehen – für etwas anderes fehlte der Familie das Geld. Dabei hatten alle Bewohner des Berliner Kiez-Altbaus mit dem Druck des Familienunternehmens Ceylan zu kämpfen.
Die Firma hatte den Plan gefasst, sämtliche Wohnungen luxussanieren – und danach gewinnbringend als Eigentumswohnungen verkaufen. Alle bedrohten Altmieter kamen theoretisch als Mörder infrage: die junge Familie Malovcic, die Nachwuchs erwartet, die alte Frau Kirschner (Friederike Frerichs), die schon fast 60 Jahre im Haus lebt, und die alleinerziehende Jenny Nowack (Berit Künnecke). Dazu kamen Dries Vandenbroucke (Tijmen Govaerts), der mit seinen «Mietrebellen» in den sozialen Netzwerken gegen Miethaie kämpft, und natürlich Busfahrer Wagner.
Worum ging es wirklich?
Nach Dietrich Brüggemanns Stuttgarter Beitrag «Das ist unser Haus» vom Januar 2021 ist «Die dritte Haut» bereits der zweite «Tatort» in diesem Jahr, der das Wohnen der Deutschen untersucht. Jedoch mit gänzlich unterschiedlichem Ansatz. Während der spätere #allesdichtmachen-Aktivist Brüggemann eine Satire über alternative Lebens- und Wohnmodelle aus dem Stuttgarter Akademiker-Speckgürtel erzählte, geht es in Berlin ans Eingemachte – in Form einer kämpferischen Sozialstudie.
Tatsächlich ist der halb dokumentarische Stil des letzten «Tatorts» vor der Sommerpause der grosse Pluspunkt des Films, auch wenn das Maske-auf-Maske-ab der Darsteller hier und da ein wenig sinnfrei wirkt. Trotzdem trägt das Anerkennen des Pandemie-Alltags wie auch die Einbindung echter Obdachloser in den Dreh dazu bei, dass ein gewisses Beklemmungsgefühl beim Zuschauen entsteht – welches wiederum die Sensibilität fürs Thema erhöht.
Mord und Prostitution für eine Wohnung – gibt es das wirklich?
Dass man «für etwas morden würde», das man unbedingt haben möchte, ist eine beliebte Übertreibung. In der Tat wurde der Berliner Immobilienmakler Eberhard H. 1999 verurteilt, weil man ihm nachweisen konnte, dass er eine langjährige Mieterin, die nicht aus ihrer günstigen Wohnung ausziehen wollte, durch zwei Auftragskiller töten liess. In der Realität sehr viel verbreiteter ist jedoch das im «Tatort» vorgestellte Modell «Sex gegen Wohnraum»: In sehr teuren, stark nachgefragten Ballungsräumen wie London ist es schon längst ein offenes Geheimnis.
Auch in Deutschland gibt es immer wieder Fälle, die über Medien oder sogar einen Prozess öffentlich werden. Zum Beispiel in Wiesbaden und München. Das Problem: Solange der Sex zwischen Vermieter / Vermieterin und Mieter / Mieterin einvernehmlich stattfindet und nicht das Ausnutzen einer eindeutigen Notsituation nachgewiesen werden kann, ist eine solche Vereinbarung nicht rechtswidrig.
Ist Sex statt Miete in der Schweiz legal?
Auch in der Schweiz gibt es – vor allem – städtischen Wohnraum, in dem die Mietpreise in den letzten Jahren exorbitant gestiegen sind. Von Geschäften «Sex statt Miete» hörte man hier jedoch noch nicht so viel wie beispielsweise aus England. Eine vertragliche «Mietvereinbarung» dieser Art wäre laut Obligationenrecht als nichtig.
Denn Art. 254 B. OR besagt: «Ein Koppelungsgeschäft, das in Zusammenhang mit der Miete von Wohn- oder Geschäftsräumen steht, ist nichtig, wenn der Abschluss oder die Weiterführung des Mietvertrags davon abhängig gemacht wird und der Mieter dabei gegenüber dem Vermieter oder einem Dritten eine Verpflichtung übernimmt, die nicht unmittelbar mit dem Gebrauch der Mietsache zusammenhängt.»
Was hat es mit dem Mietendeckel auf sich?
Der am 30. Januar 2020 vom Berliner Senat beschlossene Mietendeckel sollte dafür sorgen, dass jene Miete, die zum Stichtag 18. Juni 2019 bezahlt wurde, auch für die kommenden fünf Jahre gelten sollte. Tatsächlich wurden am 23. Februar 2020 die bestehenden Mieten für 1,5 Millionen Wohnungen der Hauptstadt auf diesem Stand eingefroren. Die Regelung betraf neun von zehn, in der Regel ältere Mietwohnungen.
Doch dann kassierte das Bundesverfassungsgericht im April 2021 den Berliner Mietendeckel. Die Begründung: Das Landesgesetz sei nichtig, da der Bund bereits 2015 die Mietpreisbremse beschlossen hätte. Die Berliner Entscheidung sei in den Augen der Richter keine Landessache gewesen.
War dies der erste «Tatort» mit «Maskenpflicht»?
Menschen mit Maske sind seit über einem Jahr Alltag – nur nicht im Fiction-Fernsehen. Warum eigentlich? Tatsächlich wurde der Corona-Alltag mit seinen veränderten Alltagsregeln zum ersten Mal im Krimi «Tatort: Die dritte Haus» abgebildet. Lediglich in der Dortmunder Folge «Heile Welt» vom 21. Februar 2021 sah man im Zuge einer Demonstration ein paar Menschen mit Masken.
Warum die Zurückhaltung? Zum einen, weil Schauspieler mit Maske eben stark gehandicapt sind. Ohne Minenspiel fehlt da einfach etwas. Der andere Grund: Lange Zeit hielten deutschen Fiction-Produzenten das Maskentragen für ein eher kurzzeitiges Phänomen.
Im Mai 2020 sagte der für die «Tatort»-Koordination zuständige WDR-Fernsehfilmchef Alexander Bickel: «Man muss bedenken, dass Filme wie auch der ‹Tatort› manchmal ein Jahr vor der Ausstrahlung gedreht werden. Wenn man noch die Drehbuchentwicklung dazurechnet, können zwei oder mehr Jahre vergehen. Irgendwann könnte es ein wenig skurril wirken, wenn die Ermittler mit Sicherheitsabstand unterwegs sind, die Pandemie zur Ausstrahlung aber lange hinter uns liegt.»
Sendung ist älter als 7 Tage und nicht mehr verfügbar.
Tatort
So 06.06. 20:05 - 21:40 ∙ SRF 1 ∙ D 2021 ∙ 95 Min
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