Rauswurf wegen Selfie «Prince Charming» und der schwule Ministrant

dpa/fts

11.5.2021

Der 21-jährige Henry Frömmichen kann momentan nicht mehr Priester werden – er wurde wegen «homosexueller Propaganda» aus dem Seminar geschmissen.
Der 21-jährige Henry Frömmichen kann momentan nicht mehr Priester werden – er wurde wegen «homosexueller Propaganda» aus dem Seminar geschmissen.
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Ein spontanes Selfie mit dem Star der schwulen Datingshow «Prince Charming» hat das Leben von Henry Frömmichen verändert. Er flog aus dem Priesterseminar und musste seinen Traumberuf aufgeben. Er erzählt, wie es ihm damit geht.

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Mit dem Hashtag «lifechanger» hat der 21 Jahre alte Henry Frömmichen auf Instagram das Selfie unterschrieben, das womöglich tatsächlich sein Leben verändert hat. Es ist ein spontanes Foto mit Alexander Schäfer, dem «Prince Charming» aus der gleichnamigen Datingshow, der schwulen «Bachelor»-Variante. Aufgenommen an einem offenbar kalten Abend an einer Bushaltestelle in München, den Odeonsplatz im Hintergrund.

Was passierte, nachdem Frömmichen das Bild postete, machte Ende April Schlagzeilen. Nach seinen Angaben ist das Selfie mit «Prince Charming» der Grund dafür, dass er nach nur drei Monaten aus dem katholischen Priesterseminar flog. Der Leiter des Priesterseminars habe das Foto auf Instagram entdeckt und das sei dann «der Auslöser» für seinen Rauswurf gewesen, sagt Frömmichen am Sonntag nach einem Segnungsgottesdienst für schwule und lesbische Paare in München, bei dem er als Ministrant dabei war.

«Sexualität muss nicht immer im Vordergrund sein»

Der Seminarleiter habe ihm nach der Entdeckung des Fotos vorgeworfen, «ich würde mich mit homosexuellen Menschen solidarisieren und die Art von Homosexualität, wie sie da im Fernsehen dargestellt wird, propagieren», sagt Frömmichen, der nach eigenen Angaben vor seinem Eintritt in das Seminar drei Jahre lang mit einem Mann zusammen war.

Das Erzbistum München und Freising will sich zu den Gründen, warum der junge Mann das Priesterseminar verlassen musste, auf Anfrage nicht äussern. Ebenso auch der Seminarleiter Wolfgang Lehner. Er betont aber: «Wenn jemand homosexuell geprägt ist, es aber schafft, unaufgeregt ein gesundes Beziehungsgefüge zu Männern und zu Frauen zu entwickeln, wenn also dieses Thema der Sexualität nicht dauernd im Vordergrund steht, für den sehe ich keinen Grund, warum er nicht Priester werden kann.»

Schwul sein und Priester werden

Auch wenn ihn das Selfie möglicherweise seinen Traumberuf gekostet hat, bereut Frömmichen es nicht, wie er betont. «Ich finde, es ist wichtig, gerade in der heutigen Zeit einfach Farbe zu bekennen und einfach für das einzustehen und für die Menschen einzustehen, die einem wichtig sind», sagt er. «Ich glaube, das ist vor allem wichtig für die jungen Menschen, die einfach sehen: Okay, da ist jemand, der ist zwar schwul, aber er will diesen Weg gehen, will Priester werden.»

Seinen Traum vom Priesteramt hat der junge Mann, der derzeit als Bestattungsberater arbeitet, noch nicht aufgegeben: «Irgendwann, so Gott will.» Ein weiterer Hashtag unter seinem Selfie mit «Prince Charming» auf Instagram lautet: #nevergiveup – und #ambitious, ehrgeizig.