KonzerteSo stehen die Chancen auf Festivals im Sommer
Von Lukas Rüttimann
30.1.2021
Nach einem Jahr ohne Live-Musik ist die Hoffnung auf einen Openair-Sommer gross. Doch noch gibt es (zu) viele Unsicherheiten. Immerhin: Neben Schatten gibt's auch Licht.
Eines vorweg: Eine Kristallkugel haben auch wir nicht. Wie sich die Pandemie in den kommenden Wochen entwickelt, ob zusätzliche neue Mutationen auftauchen, welcher Impfstoff wie gut gegen welche Variante des Virus wirkt, ob es zu Verzögerungen bei der Impfstoff-Lieferung kommt – all das sind Faktoren, die man nicht vorhersehen kann.
Genau diese Unsicherheiten sind aktuell das grösste Problem für einen einigermassen normalen Konzertsommer 2021. Denn für die Durchführungen von Openairs – generell von Grossanlassen – brauchen die Veranstalter Planungssicherheit.
Nun läuft ihnen die Zeit davon; bis im März müssten die meisten Veranstalter wissen, ob ihre Events grundsätzlich durchführbar sind. Denn ein es ist klar: Ein grosses Festival kann man nicht von einem Tag auf den anderen organisieren.
Vorsichtige Zuversicht
Die ersten Dämpfer sind denn auch bereits da. Das legendäre Glastonbury-Openair in England wurde bereits abgesagt, auch das Keep it True hat als erstes der deutschen Festivals seine Segel für die April-Ausgabe streichen müssen und hofft auch eine Durchführung im Herbst – oder dann eben im Jahr 2022. Die Stimmen, die von einem normalen Konzertsommer erst im nächsten Jahr ausgehen, mehren sich denn auch; diverse grosse internationale Veranstalter haben das laufende Jahr bereits abgeschrieben.
In der Schweiz dagegen herrscht vorsichtige Zuversicht. Offiziell abgesagt wurde noch keines der grossen Festivals, Datum und ein Grossteil der Programme etwa des Greenfield Festivals oder des Openair Gampel stehen fest. Dies, weil viele Festivals das Line-Up vom Vorjahr übernehmen konnten – und sich die Booking-Agenturen derzeit so flexibel wie noch nie zeigen. Etwas anderes bleibt ihnen gar nicht übrig.
Fest von der Durchführung im Juli überzeugt ist auch das Hip-Hop-Openair in Frauenfeld, die Veranstalter versprechen auf Instagram sogar das «beste Festival ever». Dagegen ist man auf dem Gurten und in St. Gallen nicht ganz so optimistisch. In Bern wurde der Vorverkauf noch nicht gestartet, in der Ostschweiz wartet man auf Richtlinien des Bundes. Denn eines ist im Sittertobel klar: Eine Social-Distancing-Version des Openairs kommt für sie nicht infrage.
Chance für Schweizer Bands
Tatsächlich fällt es Stand heute schwer, sich bald wieder dicht gedrängte Menschenmassen an einem Festival vorzustellen. Die Hoffnung liegt also auf dem Impfstoff respektive darauf, dass die Fallzahlen bis im Sommer massiv sinken und die Risikogruppen geimpft sind. Dieses Szenario hat sogar der sonst nicht gerade für seine optimistischen Prognosen bekannte deutsche Virologe Christian Drosten in einem Podcast kürzlich für realistisch erklärt. Vor allem für eher spät im Sommer angesetzte Festivals besteht also Hoffnung.
Kann man sich also auf einen Festivalsommer freuen? Sagen wir es so: Mit viel gutem Willen. Einen normalen Konzertsommer wird es wahrscheinlich auch dieses Jahr noch nicht geben. Doch falls die grossen Festivals in den kommenden Wochen abgesagt werden müssen, bleibt ein Trost: Gegen kleinere, auf die Situation angepasste Openair-Events im Sommer – beispielsweise mit lokalen Bands – spricht selbst in der angespannten aktuellen Lage wenig. Und nach einem Jahr ohne Live-Musik wird jedes Konzert zum Mega-Erlebnis. Garantiert.