Kritik «The Masked Singer»: Steckt Otto hinter dem Dandy-Grashüpfer?

Von TV-Experte Gion Mathias Cavelty

28.6.2019

Wer zieht sich bei dieser Affenhitze freiwillig ein 25 Kilo schweres Ganzkörper-Kostüm an? Genau das ist die Frage bei «The Masked Singer». Die aus Asien stammende TV-Music-Gameshow hatte nun ihre Live-Premiere auf ProSieben.

Die Regeln: Zehn Prominente treten komplett kostümiert und maskiert auf die Bühne und performen einen Song. Eine Jury (Collien Ulmen-Fernandes, Ruth Moschner, Max Giesinger und ein Gast-Juror) versucht herauszufinden, wer in den überdimensionierten Kostümen steckt. Wer am Schluss von den Zuschauern die wenigsten Stimmen erhält, muss die Maske lüften und ist raus.

Die Kostüme sind wirklich eine Augenweide! Für die Herstellung jenes des «Astronauten» zum Beispiel wurden 800 Stunden benötigt (40'000 einzelne Strasssteine wurden daran angebracht). Auf die Maske des «Grashüpfers» wurden 40 Schichten Airbrush und Farbe aufgetragen. Der «Schmetterling» trägt einen Rock bestehend aus 1'500 bunten Stoffschmetterlingen.

Und wer verbirgt sich nun hinter den fantasievollen Kreationen? Versuchen wir, es herauszufinden!

Raten, raten, raten

Als Erstes trat gestern Abend auf: der «Engel», und zwar mit dem Hit «Sweet Dreams (Are Made Of This)» in der Coverversion von Marilyn Manson. «Der Engel entspricht meinem Naturell – in jedem Engel steckt auch ein kleiner Teufel», gab er mit verfremdeter Stimme über sich selbst preis. Seine gesangliche Leistung (nicht verfremdet): respektabel; die Stimme eindeutig die eines Heavy-Metal-affinen Mannes; vielleicht sogar tatsächlich ein professioneller Metaller. Mein Tipp: einer von Rammstein (NICHT Till Lindemann) – einer ihrer grössten Hits hiess bekanntlich «Engel».

Dann war das rosa «Monster» mit «What Is Love» an der Reihe – der Stimme nach eine Frau, aber wer weiss, es kann auch ein Mann mit einer hohen Stimme sein; der Gesang nicht wirklich professionell; aus der Jury kamen die Vermutungen: «Ex-Kinderstar»/«Blümchen»/«Maite Kelly, die uns hier veräppelt».

Ein dandy Grasshüpfer, wer ist Kandidat Nummer drei?

Kandidat Nummer 3: der superlässige Dandy-«Grashüpfer» mit «Just a Gigolo». Die Mutmassungen der Jury reichten von «Lou Bega» über «Carsten Maschmeyer» bis hin zu «ein ehemaliger Spieler des FC Bayern – Giovane Elber». Cool fände ich, der Typ wäre Harald Schmidt, Otto oder Walter Freiwald ...

Nummer 4: der schwarze «Panther» mit «Sign of the Times»; er verriet über sich: «Lange war ich eingesperrt – eine Marionette in einem Rudel». Eindeutig eine Frau; grossartig gesungen; die Tipps der Jury: «Nadine Angerer»/«Bianca von BibisBeautyPalace»/«Grace Capristo»/«eine von den No Angels». Warum nicht Siegfried von Siegfried und Roy (schwarzer Panther → weisser Tiger)? Wenn er die Stimme extra ein bisschen höher dreht?

Und so ging es munter und farbenfroh weiter. Nummer 5 war der «Oktopus» (Jury-Spekulationen: «Monica Ivancan», «Verona Pooth», «Heide Keller vom ‹Traumschiff›» «Gülcan Kamps» von VIVA); Nummer 6 der kriegerische «Kudu» (Jury: «Daniel Aminati»/«Oliver Pocher»/«Stefan Raab»/«Mola Adebisi»; ich könnte schwören, es war Reiner Calmund); es folgten der «Kakadu», das drahtige Superman-«Eichhörnchen», der «Schmetterling» und last but not least der «Astronaut» (Jury: «David Hasselhoff»; «mit Abstand der beste Auftritt am heutigen Abend»; ich sage: Heino).

Kakadu versus Oktopus

Fünf Kreaturen mussten zittern, weil sie am wenigsten Zuschaueranrufe auf sich verbuchen hatten können; das Duell am Schluss hiess «Kakadu» versus «Oktopus»; es erwischte dann den «Oktopus». Er musste auf der Bühne seine Maske ablegen, was ihn vor grössere technische Schwierigkeiten stellte. Es klappte aber schliesslich doch, und unter der Maske kam hervor: Lucy Diakovska, also tatsächlich «eine von den No Angels».

Die restlichen neun Viecher bleiben im Rennen – nächste Woche geht es mit dem Enttarnen weiter. Dabei gilt es auch auf Hinweise zu achten, die sich in Einspielern verstecken. Diese sind aber, wie im Falle von Lucy, eher verwirrend als sachdienlich (das ganze «Weltmeere»-Bladibla zum Beispiel; und was zum Teufel hat Lucy überhaupt mit einem Oktopus zu tun?).

Eine Schweizer Version von «The Masked Singer» müsste dringend her! Ich sehe schon: Kliby als «Caroline» (respektive Caroline als «Kliby») – Peach Weber als der «Borkenkäfer» – Franz Hohler als das «Totemügerli» – Thomas Bucheli als der «Wetterfrosch» … womit wir wieder bei der Affenhitze wären, die dem Hirn einfach nicht gut tut ...

«The Masked Singer» lief Donnerstag, 27. Juni, um 20.15 Uhr auf ProSieben. Mit Swisscom Replay TV können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

Die zehn besten Ausflüge in der Schweiz

Zurück zur Startseite