Von wegen «Dick und Doof»So waren Stan und Ollie wirklich
Von Marlène von Arx, Los Angeles
25.1.2022
«Dick und Doof» führten ein bewegtes Leben
Statt wie Kollege Charlie Chaplin, der auf dem gleichen Schiff wie Stan Laurel nach Amerika kam, eine eigene Produktionsfirma zu gründen, blieben «Laurel & Hardy» zeitlebens Angestellte ohne Gewinnbeteiligung oder Tantiemen und starben in relativ bescheidenen Verhältnissen. Hier in einer undatierten Aufnahme.
Bild: Getty Images/Bettmann Archive
Stan Laurel (1890-1965, links) und Oliver Hardy (1892-1957) zählen auch heute noch zu den genialsten Komikern der Filmgeschichte. Aber ihr Leben war nicht nur eitel Sonnenschein. Undatierte Aufnahme aus der Produktion von «Dick und Doof». (KEYSTONE/Str)
Bild: (KEYSTONE/Str)
Der Film «Stan & Ollie» mit Steve Coogan und John C. Reilly in den Titelrollen gewährt einen Blick in die Beziehung der beiden Komiker während ihrer letzten Bühnentour in England in den 50er Jahren, als sie längst den Höhepunkt ihrer Karriere überschritten hatten.
Bild: Disney +
1932: Der Brite Stan Laurel (l.) und der Amerikaner Oliver Hardy, umzingelt von Fans bei ihrer Ankunft in London.
Bild: KEYSTONE/AP Photo
Juli 1961: Stan Laurel erhält den Oscar für seine kreative Pionierarbeit im Bereich der Kino-Komödie. Am 23. Februar 1965 stirbt er an einem Herzinfarkt mit 74 Jahren.
Bild: KEYSTONE/AP Photo/Don Brinn
blue News-Korrespondentin Marlène von Arx beim Interview mit Steve Coorgan (l.) und John C. Reilly zum Film, «Stan&Ollie».
Bild: zVg
«Dick und Doof» führten ein bewegtes Leben
Statt wie Kollege Charlie Chaplin, der auf dem gleichen Schiff wie Stan Laurel nach Amerika kam, eine eigene Produktionsfirma zu gründen, blieben «Laurel & Hardy» zeitlebens Angestellte ohne Gewinnbeteiligung oder Tantiemen und starben in relativ bescheidenen Verhältnissen. Hier in einer undatierten Aufnahme.
Bild: Getty Images/Bettmann Archive
Stan Laurel (1890-1965, links) und Oliver Hardy (1892-1957) zählen auch heute noch zu den genialsten Komikern der Filmgeschichte. Aber ihr Leben war nicht nur eitel Sonnenschein. Undatierte Aufnahme aus der Produktion von «Dick und Doof». (KEYSTONE/Str)
Bild: (KEYSTONE/Str)
Der Film «Stan & Ollie» mit Steve Coogan und John C. Reilly in den Titelrollen gewährt einen Blick in die Beziehung der beiden Komiker während ihrer letzten Bühnentour in England in den 50er Jahren, als sie längst den Höhepunkt ihrer Karriere überschritten hatten.
Bild: Disney +
1932: Der Brite Stan Laurel (l.) und der Amerikaner Oliver Hardy, umzingelt von Fans bei ihrer Ankunft in London.
Bild: KEYSTONE/AP Photo
Juli 1961: Stan Laurel erhält den Oscar für seine kreative Pionierarbeit im Bereich der Kino-Komödie. Am 23. Februar 1965 stirbt er an einem Herzinfarkt mit 74 Jahren.
Bild: KEYSTONE/AP Photo/Don Brinn
blue News-Korrespondentin Marlène von Arx beim Interview mit Steve Coorgan (l.) und John C. Reilly zum Film, «Stan&Ollie».
Bild: zVg
Als Comedy-Genies brachten sie die Massen zum Lachen, aber in ihrem Leben herrschte nicht nur Heiterkeit: Ein Blick hinter die «Dick & Doof»-Fassade mit den Hauptdarstellern Steve Coogan und John C. Reilly.
Von Marlène von Arx, Los Angeles
25.01.2022, 14:22
25.01.2022, 15:59
Marlène von Arx, Los Angeles
Ihre Gags waren simpel und genial: Der Sketch mit den verwechselten Hüten ist ebenso ein Klassiker wie der mit einem Oscar ausgezeichnete Kurzfilm «The Music Box», in dem die beiden ein Klavier zu zügeln versuchen. Stan Laurel und Oliver Hardy, oder in deutschen Landen auch als «Dick und Doof» bekannt, gehören unbestritten zu den erfolgreichsten Komiker-Duos des vergangenen Jahrhunderts.
«Die beiden zelebrierten die Menschlichkeit», bringt Schauspieler Steve Coogan, der im Film «Stan & Ollie» (2018) Stan Laurel verkörperte, das Geheimnis des Duos auf den Punkt. «Egal, wie viel Übles Ollie in den Sketchen passiert, weil Stan inkompetent ist: Sie bleiben zusammen und lassen einander nicht im Stich.»
Der Erfolg machte sie weder besonders reich noch glücklich
Stan Laurel, der als Arthur Stanley Jefferson in England geboren wurde, verglich sich zeitlebens zähneknirschend mit Charlie Chaplin: Die beiden waren mit einer Komiker-Truppe auf demselben Schiff in die USA gekommen, und Laurel fungierte anfänglich gar als Zweitbesetzung für Chaplin. «Chaplin hatte die Voraussicht, mit United Artists ein eigenes Studio zu gründen, was ihn schliesslich reich machte, während Laurel und Hardy Angestellte blieben», so Coogan.
Dem mächtigen Studiosystem der damaligen Zeit unterjocht, waren Laurel und Hardy beide beim Hal Roach Studio tätig, aber ihre Verträge liefen zu unterschiedlichen Zeiten aus. So konnten sie nie als Power-Duo gemeinsam verhandeln. «Sie bekamen auch nie eine Gewinnbeteiligung oder Tantiemen, als ihre Filme am Fernsehen liefen», erklärt «Ollie»-Darsteller John C. Reilly.
Am Ende seines Lebens wohnte Stan Laurel in einem bescheidenen Apartment in Santa Monica. Seine Telefonnummer stand sogar im Telefonbuch. Er unterhielt sich gern mit Fans – darunter auch mit einem jungen Mann namens Dick Van Dyke («Mary Poppins»). Laurel fragte ihn wegen der Kosten besorgt, ob seine Mutter wisse, dass er telefoniere.
Ein schmächtiger Engländer und ein rundlicher Amerikaner
Laurel und Hardy waren nicht nur äusserlich gegensätzliche Typen: Laurel stammte aus einer Theaterfamilie, Hardys Familie betrieb eine Baumwoll-Plantage in Georgia. Norvell Hardy übernahm den Namen seines Vaters Oliver, der kurz nach seiner Geburt gestorben war.
Zuerst nahm er Gesangsunterricht, aber dann reiste er mit 21 Jahren nach Florida, um Filme zu drehen. Kurz vor Ende des Ersten Weltkrieges kam Hardy nach Hollywood, wo er ab und zu mit Laurel arbeitete. Die beiden wurden jedoch erst 1927 ein Team. «Ihr Arbeitgeber Hal Roach hatte seinen Star-Performer Harold Lloyd verloren und suchte nach einem neuen Hit», so John O’Reilly. «Er dachte, ein schmächtiger Engländer und ein rundlicher Amerikaner – vielleicht funktioniert das ja.»
Und ob es funktionierte! Selbst die Ankunft des Tonfilms, der viele Karrieren von Stummfilm-Stars beendete, konnte ihrer Slapstick-Comedy und ihren minimalen Dialogen nichts anhaben.
Vor dem Zweiten Weltkrieg kam es zum endgültigen Krach zwischen Roach und Laurel, dem Kopf und Sketch-Schreiber des Duos, und nach dem Krieg wandte sich die Welt neueren Komikern wie Abbott und Costello zu.
Stan und Ollie tourten darauf mehrmals in England, bis der Gesundheitszustand der beiden auch das nicht mehr erlaubte. Oliver Hardy starb 1957 nach drei Schlaganfällen im Alter von 65 Jahren. Stan Laurel, ein starker Raucher und Diabetiker, überlebte ihn um acht Jahre und erlitt schliesslich 74-jährig eine tödliche Herzattacke.
Golf, Gin und Gattinnen in Hülle und Fülle
Der Hollywood Lifestyle überforderte die beiden bisweilen: Während Stan sich neue Sketche ausdachte, war Ollie auf dem Golfplatz oder beim Wetten auf der Pferderennbahn. «Ollie war ein Romantiker, er liebte Blumen, Musik, Essen, Alkohol und Frauen», fand John C. Reilly bei seinen Nachforschungen heraus.
Was die Frauen anbelangt, war der dreimal verheiratete Hardy aber keine Konkurrenz für Laurel, der es mit vier Bräuten fünfmal vor den Traualtar schaffte. Eine weitere Frau, die von Laurels Arbeitgeber ein One-Way-Ticket in ihre australische Heimat akzeptierte, um aus seinem Leben zu verschwinden, verklagte ihn auf Alimente.
Trotz der vielen Ehen hinterliess das Duo nur einen lebenden Nachkommen: Stan Laurels Tochter Lois (sein Sohn Stanley kam zwei Monate zu früh zur Welt und starb wenige Tage nach der Geburt).
Heute kümmern sich Lois’ Enkelin Cassidy Cook und die «Wüstensöhne», eine nach dem Film «Sons of the Desert» benannte Vereinigung von rund 300 Fan-Clubs, darum, dass Laurel und Hardy nicht in Vergessenheit geraten.
Wie könnten sich auch? «Stan und Ollie existierten seit dem Anfang der Zeit und werden bis zum Ende der Zeit existieren», ist sich John C. Reilly sicher. «Chaplin bewegt mich, aber laut loslachen kann ich nur bei Laurel und Hardy. Ihre Comedy funktioniert immer noch. Deshalb werden sie auch nächste Generationen noch zum Lachen bringen.»