Alain Berset über Filmpolitik «Wir müssen die Gleichstellung der Frauen verbessern»

fts

5.8.2021

Bundesrat Alain Berset sitzt auf der Piazza beim Locarno Film Festival 2021.
Bundesrat Alain Berset sitzt auf der Piazza beim Locarno Film Festival 2021.
KEYSTONE

Bundesrat Alain Berset spricht in Locarno aus dem Nähkästchen: Laut einer Studie sind Frauen in der Filmförderung nicht mehr benachteiligt, beim professionellen Filmschaffen allerdings schon – das soll sich nun ändern.

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Der Bund unterstützt den Kultursektor seit Beginn der Pandemie mit spezifischen Massnahmen. Die Unterstützung für die Branche beläuft sich momentan auf 360 Millionen Franken, die vom Bund und den Kantonen ausgezahlt wurden.

Im Bereich Film hat das Bundesamt für Kultur (BAK) ausserdem seine Fördermassnahmen angepasst, namentlich das Gutschriftensystem von «Succès Cinéma». Dank einer Zusatzfinanzierung können nun auch Verzögerungen der Dreharbeiten sowie Schutzkonzepte berücksichtigt werden. «Succès Cinéma» fördert Schweizer Filmproduktionen anhand ihres Erfolgs an Kinokassen und an Filmfestivals.

Die Wiederaufnahme von Produktionen werde zudem eine Herausforderung für die Filmbranche, betont Berset. Die Schweizer Filme müssen sich in den Kinos neben einer starken internationalen Konkurrenz behaupten, deren Filme nun verspätet erscheinen. Das BAK unterstütze zu diesem Zweck 10 Schweizer Filme bei ihrer Verbreitung in den Kinosälen und über Video on Demand (VOD). Auch das Vertrauen des Publikums muss zurückgewonnen werden. Finanziell unterstützt habe man die Kinowiedereröffnung mit 500'000 Franken.

Internationale Zusammenarbeit soll entwickelt werden

Trotz des gescheiterten Rahmenabkommens mit der Europäischen Union bliebt die Teilnahme am MEDIA-Programm das Ziel. Mit den Ersatzmassnahmen verfügt die Schweiz seit 2014 über einen funktionierenden Handlungsplan.

Ein Abkommen mit Kanada wird zudem demnächst unterzeichnet. Die Schweiz hat 2019 das neue Übereinkommen des Europarats über die Gemeinschaftsproduktion von Kinofilmen ratifiziert, das Koproduktionen mit kleineren Ländern vereinfacht.



Keine Benachteiligung der Frau in der Filmförderung

Ausserdem wurden in Locarno erstmals Ergebnisse einer Studie zur Gleichstellung im Schweizer Film präsentiert, die 2020 vom BAK in Auftrag gegeben wurde. Die Studie zeigt, dass Frauen in der Filmförderung nicht mehr benachteiligt werden, wie dies bis 2014 noch der Fall war.

Die Untersuchung belegt gleichzeitig aber auch, dass Frauen im professionellen Filmschaffen nach wie vor untervertreten sind und in einigen Funktionen wie Regie, Drehbuch und Schauspiel weniger als ihre männlichen Kollegen verdienen.

Für Männer über 40 Jahre gibt es ausserdem fast doppelt so viele Hauptrollen in Spielfilmen wie für Frauen dieser Altersgruppe.

Die Studie skizziert mögliche Massnahmen, um die Gleichstellung im Schweizer Film zu fördern. So sollten die Arbeitsbedingungen verbessert, die Lohngleichheit überprüft und eingehalten, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie noch mehr gestärkt sowie bereits umgesetzte Sensibilisierungsmassnahmen weitergeführt werden.

Das Locarno Film Festival findet vom 4. bis am 14. August 2021 statt.