LiteraturZweites Buch von Ex-First-Lady Michelle Obama erschienen
wk
16.11.2022 - 05:30
Mit ihrer Autobiografie «Becoming» landete Michelle Obama 2018 einen Weltbestseller. Jetzt legt die Ex-First-Lady der USA ihr neues Buch vor: «Das Licht in uns» soll ein «Blick in ihren persönlichen Werkzeugkasten» sein – als Hilfe, um schwere Zeiten durchzustehen.
Keystone-SDA, wk
16.11.2022, 05:30
16.11.2022, 09:38
SDA
Als allererstes stellt Michelle Obama klar: Sie sei ein ganz normaler Mensch, so wie jeder ihrer Fans und Leser auch. «Vergessen Sie nicht, dass auch ich manchmal nachts im Bett liege und mich frage, ob ich gut genug bin. Oder dass ich, genau wie jeder andere Mensch, Hindernisse überwinden muss», schreibt die ehemalige First Lady der USA. «Bei mir passiert es morgens nicht selten, dass ich im Badezimmer das Licht anschalte, kurz in den Spiegel schaue und es am liebsten gleich wieder ausschalten will.»
Persönlich, uneitel
Selbstverständlich habe sie als – unter anderem – erfolgreiche Anwältin, Mutter zweier Kinder, Bestseller-Autorin und langjährige Ehefrau des früheren US-Präsidenten (2009-2017) Barack Obama einige Ziele erreicht, aber sie könne «nebenbei verraten, dass man auch dort vor Unsicherheit, Ungewissheit und Ungerechtigkeit nicht gefeit ist – genauer gesagt gedeiht beides gerade dort besonders gut.»
Mit dieser persönlichen und uneitlen Art des Schreibens hat Michelle Obama schon in ihrer 2018 veröffentlichten Autobiografie «Becoming» Millionen Fans weltweit begeistert – und jetzt hat die 58-Jährige ihr neues Buch veröffentlicht: «Das Licht in uns» soll ein Blick in ihren «persönlichen Werkzeugkasten» sein, schreibt Obama. «Mit diesem Buch will ich Ihnen zeigen, was ich dort verwahre und wieso; auf welche Hilfsmittel ich im Beruf oder im Privatleben zurückgreife, um ausgewogen und zuversichtlich zu bleiben, welche Werkzeuge mir auch in Zeiten, die besonders von Befürchtungen und Stress geprägt sind, weiterhelfen.»
«Ich lerne wie jeder andere auch»
Warum so viele Menschen gerade auf ihren Rat hofften, darauf habe auch sie keine Antwort, sagt Obama der Deutschen Presse-Agentur. «Um ehrlich zu sein habe ich mich das selbst über die Jahre gefragt. Warum denken die Leute, dass ich all die Antworten hätte? Denn die Wahrheit ist, dass ich sie nicht habe. Ich lerne wie jeder andere auch.» Sie sehe aber auch, dass es vielen Menschen etwas bedeute, dass sie ein Teil der ersten schwarzen Familie im Weissen Haus gewesen sei – und darin liege auch «eine Art Pflichtgefühl» für sie.
Es gehe darum, das Licht in jedem Menschen zu finden und zu fördern – das Einzigartige und Individuelle. «Denn wer in der Lage ist, sein eigenes Licht wahrzunehmen, ermächtigt sich selbst dazu, es einzusetzen. Wenn wir lernen, das Einzigartige in den Menschen um uns zu erkennen und es zu fördern, befähigt uns das, mitfühlende Gemeinschaften aufzubauen und sinnvolle Veränderungen herbeizuführen.»
Obama schreibt über sich, über ihre Eltern, ihr Aufwachsen in Chicago und über ihren Freundeskreis – und sie schreibt über ihren berühmten Ehemann und die beiden gemeinsamen Töchter Malia und Sasha, die inzwischen schon ausgezogen sind und sich eine Wohnung in Kalifornien teilen. «Sogar jetzt kommt mein Mann, der ehemalige Commander in Chief, nicht umhin, unseren Töchtern mahnende Vorträge zu halten: welche Gefahr es bedeutet, auf dem Highway zu fahren oder allein im Dunkeln zu gehen. Als sie nach Kalifornien zogen, schickte er ihnen per Mail einen ausführlichen Artikel über die Vorsorge gegen Erdbeben und bot an, ihnen vom Secret Service eine Unterweisung für den Umgang mit Naturkatastrophen geben zu lassen. (Das wurde mit einem höflichen «Nein, danke» quittiert.)»
Nicht neu, aber charmant
Nicht alle Ratschläge, die Obama erteilt, sind originell, überraschend oder komplett neu – aber sie schreibt darüber wie bereits in «Becoming» mit einem Charme, mit einer Lebensweisheit und mit einer Offenheit, dass man ihr trotzdem gerne folgt. «Ehrlich gesagt macht es mir immer noch ein bisschen Angst, mich so zu öffnen» sagte Obama. «Aber diese beiden Bücher zu schreiben hat mir beigebracht, dass jedes Mal, wenn ich mich öffne und einen Schritt auf andere zumache, sie auch mir entgegenkommen.»
Echte Beziehungen seien ganz besonders wichtig, schreibt Obama beispielsweise. «Meine echten Freundinnen wissen, wie ich ohne Make-up, bei ungünstiger Beleuchtung und unvorteilhaftem Aufnahmewinkel aussehe. Sie kennen mich auch, wenn alles drunter und drüber geht. Vermutlich wissen sie sogar, wie meine Füsse nach einem langen Tag riechen. Aber, und das ist viel wichtiger, sie kennen auch meine echten Gefühle, mein wahres Selbst, und ich kenne ihres.» Auch hinter der «glitzernden Oberfläche meines Lebens mit Barack» verberge sich oft harte Arbeit. «Ich habe mich aufrichtig darum bemüht, den Mythos einzureissen, dass mein Ehemann ein perfekter Mann und unsere Ehe eine perfekte Beziehung sei, und auch ganz generell, dass Liebe irgendeine locker-leichte Übung wäre.»
Hilfsmittel: Stricken
Viele der Ratschläge stammen schon aus Obamas eigener Kindheit. «Niemand kann dich verunsichern, wenn du selbstsicher bist», beispielsweise – oder: «Geh mit einem Löffel Angst aus dem Haus und kehre mit einer Wagenladung Kompetenz zurück.» Aber einige sind auch ganz frisch, gelernt in der Corona-Pandemie. Da habe sie unter etwas gelitten, was Depressionen «recht nahe» gekommen sei, schreibt Obama. Sie habe unter einem «überwältigenden Gefühl der Hoffnungslosigkeit» gelitten. Ihr Hilfsmittel? Stricken – das «Geschenk des Vertieftseins». «Ich musste etwas Kleines tun, um meine Gedanken entfalten zu können.»
Die Ex-First-Lady strickt noch immer, wie sie schreibt. «Mittlerweile stricke ich, wenn ich mit meiner Mutter telefoniere oder Zoom-Meetings mit meinem Team im Büro habe, oder wenn wir an Sommerabenden mit befreundeten Menschen auf der Terrasse sitzen. Mit dem Strickzeug in der Hand lassen sich sogar die Abendnachrichten etwas besser ertragen.»
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