Grüezi, grüezi mitenand 100 Jahre Vico Torriani – für immer eine Quelle der Heiterkeit

fts

13.9.2020

Vico Torriani präsentiert heiter zwei seiner Schallplatten.
Vico Torriani präsentiert heiter zwei seiner Schallplatten.
Keystone

Vico Torriani war einer der erfolgreichsten Schweizer Entertainer. Zum 100. Geburtstag des Bündner Sängers, am 21. September, erinnert ein neuer Dokumentarfilm an den Showman, der bis nach Russland Erfolge feiern konnte.

Mehr als 16 Millionen Tonträger hat Vico in seiner über 50-jährigen Karriere verkauft, so viel wie kein anderer Schweizer Interpret. Mit Hits wie «Silberfäden», «Kalkutta liegt am Ganges» oder «Ananas aus Caracas» sorgte er nach dem Zweiten Weltkrieg für Heiterkeit und gute Laune. In «Vico Torriani – Grüezi, grüezi mitenand» erinnern sich seine Kinder Nicole und Reto sowie Weggefährten wie Paola Felix an ihn. Der Film wartet mit neu entdecktem Archivmaterial auf. In einem privaten Tondokument erzählt Vico erstmals, wie er als Soldat im Zweiten Weltkrieg an der Grenze miterlebte, dass Flüchtlinge sich in die Schweiz retteten.

Zum 100. Geburtstag kommt der gesamte private Nachlass zurück in Vicos Heimat. Die Kinder haben sich entschlossen, ihn dem Kulturarchiv Oberengadin zu schenken. Die Kamera ist dabei, wenn Tochter Nicole die unzähligen Erinnerungsstücke, darunter Filmplakakte, Musiknoten, Fotos, Preise (Bambi, Prix Walo etc.) in Samedan dem Archiv übergibt.

Sängerin Caterina Valente zusammen mit Vico Torriani an der Bambi-Verleihung 1995.
Sängerin Caterina Valente zusammen mit Vico Torriani an der Bambi-Verleihung 1995.
Keystone

Zur Welt kommt Vico Torriani 1920 in Genf, wo sein Bündner Vater damals arbeitet. Seine Kinder- und Jugendjahre verbringt er in einfachsten Verhältnissen teilweise in St. Moritz bei seiner Grossmutter. Nach einer Kochlehre folgen erste Auftritte als Sänger im Zürcher Niederdorf. 1945, am Ende des Zweiten Weltkriegs, startet Vico Torriani mit «Silberfäden» buchstäblich durch. Vor allem im kriegsversehrten Deutschland ist der Bündner in den 1950er-Jahren der Mann der Stunde. In insgesamt 12 Kino-Musikfilmen spielt er die Hauptrolle und bedient darin das Klischee des romantischen, südländischen Frauenschwarms.

Von der internationalen Bühne zurück in die Bündner Heimat

In den 1960er-Jahren moderiert der sprachbegabte Bündner die grossen Samstagabend-Kisten im deutschsprachigen Fernsehen. Darunter die legendäre TV-Show «Der goldene Schuss». Es ist in Europa die erste interaktive Fernsehsendung und basiert auf der Idee von Tells-Apfelschuss. Auch mit «Hotel Victoria» setzt er TV-Trends. Diese mit der grossen Kelle angerichtete Koch-Show präsentiert in gesungener und getanzter Form Rezepte zum Nachkochen. In seinen letzten beiden Jahrzehnten seiner über 50 Jahre dauernden Showkarriere setzt Vico Torriani auf den volkstümlichen Schlager und Volksmusik. Mit «La Pastorella» gelingt ihm Mitte der 1970er-Jahre nochmals ein Millionenhit. Indem er 1975 die Langspielplatte «Allegra» mit ausschliesslich rätoromanischen Liedern aufnimmt, kehrt er zurück zu seinen Bündner Wurzeln.

1995 erhält er, zusammen mit Caterina Valente und Helmut Zacharias den Bambi Lifetime Award, sowie den Ehren-Prix-Walo. Jahrzehntelang wohnt Vico Torriani zusammen mit seiner Frau Evelyne Güntert in Agno im Tessin, wo er 1998 im Alter von 78 Jahren stirbt.

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