Filmdrehorte 50 Jahre James Bond auf dem Schilthorn

SDA

1.6.2019 - 15:04

Superhelden kommen nicht aus der Mode: Auch 50 Jahre nach dem Dreh eines James-Bond-Thrillers auf dem Schilthorn profitiert die Region im Berner Oberland vom Mythos des Geheimagenten 007.

«Im Geheimdienst Ihrer Majestät» ist nicht der erste, aber für viele noch immer der beste James-Bond-Film. Dazu tragen unter anderem die spektakulären Filmszenen bei, die auf dem 2970 Meter hohen Schilthorn und im Lauterbrunnental gedreht wurden.

Für die Schilthornbahn kam 1968/69 der Dreh des James-Bond-Films «Im Geheimdienst Ihrer Majestät» wie gerufen. Die Seilbahn war erst knapp fertiggestellt, das Gipfelgebäude wegen fehlender finanzieller Mittel noch nicht richtig ausgebaut.

Wie es sich für einen anständigen Superagenten gehört, tauchte Bond exakt zum richtigen Zeitpunkt im Lauterbrunnental auf, machte den Drehort Schilthorn über Nacht weltbekannt und rettete so die Bergbahngesellschaft vor dem Schuldensumpf – kein Witz.

Alpine Residenz des Bösen

Doch auch für die Filmproduzenten war das Schilthorn ein Glücksfall. In dem futuristischen Rundbau auf dem 2970 Meter hohen Gipfel erkannten sie sofort den idealen Sitz für den Film-Bösewicht Ernst Stavro Blofeld – der Mann mit Glatze und weisser Katze, wie sich eingeschworene Bond-Fans bestimmt erinnern. In der Romanvorlage und im Film heisst Blofelds Rückzugsort Piz Gloria. Bis heute kennt man das Drehrestaurant auf dem Schilthorn unter diesem Namen.

In dem Ende der 1960-er Jahre noch nicht ausgebauten Drehrestaurant konnte die Filmcrew ganz nach ihren Vorstellungen eine luxuriöse Kulisse aufbauen. So wurde zum Beispiel für eine halbe Million Franken ein Helikopterlandeplatz gebaut, der nach Abschluss der Dreharbeiten als Aussichtsplattform kostenlos in den Besitz der Schilthornbahn überging.

Glanz und Gloria

Die rund 120-köpfige Crew sorgte im beschaulichen Lauterbrunnental für einigen Wirbel. Für den mehrmonatigen Dreh brauchte es zahlreiche einheimische Statisten. Das lokale Gewerbe erfüllte – natürlich gegen Bezahlung – alle möglichen Sonderwünsche.

Damit die Film-Crew rund um die Uhr verpflegt werden konnte, hob der Regierungsstatthalter von Interlaken die Polizeistunde für Mürren und später auch für Lauterbrunnen und Grindelwald auf. Die Partynächte der Bond-Crew sind noch heute legendär.

Die Stars und Sternchen brachten Glamour ins Berner Oberland. In den Mürrener Hotels hielt das Frühstücksbuffet Einzug. Etwas, das man bis anhin dort nicht kannte. Auch Leckereien wie Hummer, Austern oder Langusten waren plötzlich im Angebot.

Im Hotel Edelweiss gab es das erste offene Bier von Mürren und die Kreistelefondirektion Thun richtete eigens einen ersten Telefonanschluss ein, mit dem man direkt ins Ausland anrufen konnte.

Russi, Bogner und Lazenby

«Im Geheimdienst Ihrer Majestät» war der erste Bond-Film, in dem nicht Sean Connery den Geheimagenten darstellte. Die Film-Produzenten entschieden sich für George Lazenby. Die Besetzung der Hauptrolle mit dem Australier blieb allerdings eine einmalige Angelegenheit. Als Bond-Girl war Diana Rigg an der Seite von Agent 007.

Die gefährlichen Ski- und Autoszenen wurden von Stuntmännern gedoubelt. Für Skistunts war kein Geringerer als der spätere Schweizer Skirennfahrer Bernhard Russi im Einsatz. Dieser brach sich bei den Dreharbeiten gar das Genick und verbrachte danach mehrere Monate im Spital.

Der deutsche Skirennfahrer Willy Bogner war als Kameramann auf Ski unterwegs. Um auch rückwärtsfahrend filmen zu können, liess er sich von einem österreichischen Skihersteller extra ein Paar Skis anfertigen, die vorne und hinten gebogene Spitzen hatten.

Kunstfigur mit Langzeitwirkung

Mit der Kunstfigur James Bond hatte die Schilthornbahn einen bleibenden Wert an Land gezogen, wie der Berner Historiker und Journalist Daniel Bernet 2008 in einer in der «Berner Zeitschrift für Geschichte und Heimatkunde» publizierten Arbeit zur Entstehungsgeschichte der Schilthornbahn zum Schluss kam.

Als Bond-Drehort verfügt die Schilthornbahn über einen Werbefaktor, der auf der ganzen Welt auf Anhieb verstanden wird – bis heute. Und mit jedem neuen Bond-Film wird die Werbewirkung wieder und wieder erneuert.

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