Zum Glück gibt's Untertitel Zum Glück gibt's Untertitel: Unterländer verstehen bei diesem Film nur Bahnhof

von Cilgia Grass

23.9.2018

Der «Tatort» hat diesen Sonntag Sendepause. Dafür zeigt SRF den ersten richtigen Spielfilm auf Rätoromanisch. Einige der Stars mussten dafür extra zu einem Bündner «MusicStar»-Kandidaten in den Sprachkurs.

«Ina cumedia dal Grischun», also eine Komödie aus Graubünden, «abgeschmeckt mit einem Hauch von Indien»: Mit diesen Worten beschreibt Mariano Tschuor «Amur senza fin», was zu Deutsch so viel heisst wie «Endlose Liebe». Tschuor, der früher Direktor des rätoromanischen Fernsehens war und davor beim Schweizer Fernsehen volkstümliche Sendungen präsentierte, hatte die Idee zu diesem Streifen. Er will damit das Rätoromanisch einem breiten Publikum näherbringen.

Gedreht wurde im Herbst 2017 während fünf Wochen in Sagogn GR, einer Gemeinde in der unteren Surselva. Im Zentrum des Geschehens stehen Mona und Gieri. Ihre Ehe ist nach 20 Jahren eingeschlafen, und Gieri geht plötzlich fremd. Mona holt sich deshalb Rat beim Dorfpfarrer. Der stammt aus Indien und versucht, ihr mit dem Kamasutra weiterzuhelfen.

Romanisch Büffeln für die Rolle

Klingt lustig und ist es auch. Allerdings waren die Rollen für die Schauspieler nicht ganz einfach. Denn der Film ist hauptsächlich auf Romanisch, netterweise für alle Nichtkundigen mit deutschen Untertiteln. Rebecca Indermaur, die Mona spielt, konnte vor dem Dreh kein Wort in besagter Sprache. Zum Glück gab es da Mario Pacchioli. Der Bündner Sänger, der als Teilnehmer der allerersten «MusicStar»-Staffel bekannt wurde, wurde ihr als Sprachcoach zur Seite gestellt. Er sprach ihr die romanischen Texte in ein Aufnahmegerät. «Ich habe mir jeden Satz so oft angehört und wiederholt, bis ich das Gefühl hatte, ihn so sprechen zu können, als wüsste ich, was ich tue», sagt Rebecca Indermaur zu «Bluewin». Zwei sachkundige Freundinnen halfen ihr zudem, an der Aussprache zu feilen. Direkt vor Beginn der Dreharbeiten wurde eine Woche lang noch intensiv geprobt. Und beim Dreh selber korrigierte Mario Pacchioli vor zu, was der Verbesserung bedurfte.

Gelernt hat Rebecca Indermaur übrigens Sursilvan, also Oberländer-Romanisch. «Ein Grund war, dass wir in Sagogn gedreht haben. Ausserdem spricht Bruno Cathomas Sursilvan. Wir spielen ein Paar, das schon in jungen Jahren zusammengekommen ist. Darum erschien es uns sinnvoll, mich auch Sursilvan sprechen zu lassen», so Rebecca Indermaur.

Ob die romanischen Botschaften seiner Filmehefrau jeweils bei ihm angekommen sind, wollen wir von Bruno Cathomas wissen, der Gieri spielt. «Beim Casting hatte ich noch wenig von dem verstanden, was sie auf Rätoromanisch versucht hat. Rebecca hat sich aber derart in diese Arbeit rein gesteigert und das so grandios bewältigt, dass ich voller Bewunderung für sie bin», schwärmt der 52-jährige Mime.

Krise wegen dem deutschen Akzent

Er selber stammt aus Laax und bezeichnet sich als «waschechten Rätoromanen». Ganz so einfach, wie vermutet, lief's für ihn dann allerdings doch nicht. «Ich dachte das erste Mal in meiner Schauspielkarriere, dass ich ganz sicher keine Probleme mit der Sprache haben würde. Leider musste ich dann aber feststellen, dass ich einen deutschen Akzent habe», erzählt Cathomas. «Das führte zu einer mittleren Identifikationskrise, die aber, dank der Proben, beim Drehbeginn überwunden war.»

Ebenfalls zu Mario Paccholi in den Romanisch-Crashkurs musste Beat Marti (46), der Gieris Kumpel Urs spielt. «Wenn man in Chur aufwächst und keine rätoromanischen Wurzeln hat, spricht man hauptsächlich Deutsch. Ich konnte also kein Romanisch», erzählt er. Und fügt lachend an: «Während des Spielens war es eigentlich oft ein Blindflug, bei dem ich versucht habe, im Schwarzen zu landen.» Immerhin: Weil er einen Zugezogenen aus Chur spielt, durfte er mit Akzent sprechen.

Geborener Jäger

Beat Martis Figur Urs ist zudem passionierter Jäger. Hat er selber denn eine Ahnung von der Jagd? «Nein, das habe ich nicht. Aber da wir mit echter Munition schiessen mussten und ich dabei immer ins Schwarze getroffen habe, wäre ich wahrscheinlich der geborene Jäger», sagt Marti lachend. Er wisse bis heute nicht, wie er das hinbekommen haben, da er noch nie in seinem Leben zuvor geschossen habe. Marti: «Waffen und Schiessen ist eigentlich überhaupt nicht mein Ding. Ich geniesse einen guten Hirschpfeffer lieber im Restaurant, nachdem der Jäger und der Koch ihre Arbeit getan haben.»

«Amur senza fin» läuft am Sonntag, 23. September, um 20.05 Uhr mit deutschen Untertiteln auf SRF 1. Mit Swisscom TV Replay können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

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