«Merz gegen Merz» Annette Frier: «Wir hätten schon Bock auf eine Fortsetzung der Serie»

tsch/fts

18.4.2019

Die Schauspielerin Annette Frier, die in der neuen ZDF-Sitcom wieder ihre komische Seite zeigt, blickt zuversichtlich in die Zukunft der deutschen Comedy.

Nach fünf langen Jahren der Abstinenz in dem Genre ist Annette Frier endlich wieder in ihrer Paradedisziplin zu sehen: In der Comedyserie «Merz gegen Merz» beweist die 45-Jährige wieder einmal ihr grossartiges komisches Talent. Gemeinsam mit ihrem kongenialen Kollegen Christoph Maria Herbst spielt die vielseitige Schauspielerin, die erst kürzlich wieder auch ihre ernste Seite in der ZDF-Reihe «Ella Schön» zeigen durfte, in acht 23-minütigen Folgen das Paar Anne und Erik Merz.

Die Ehe ist zwar grandios gescheitert, dennoch müssen die beiden weiterhin miteinander auskommen – nicht nur, da sie ein gemeinsames Haus und einen pubertierenden Sohn haben, sondern auch weil Erik die Leitung der Firma von Annes Vater übernehmen soll. Es versteht sich von selbst, dass bei dieser Konstellation so manche Situation eskaliert und regelmässig die Fetzen fliegen. Lachende Dritte ist die gemeinsame Paartherapeutin, die mit den beiden Streithähnen reichlich Arbeit und entsprechend viele Einnahmen hat.

Annette Frier, Sie können sich die Rollen mittlerweile aussuchen. Was hat für Sie den Ausschlag gegeben, bei «Merz gegen Merz» mitzumachen?

Natürlich sind Christoph Maria Herbst und der Drehbuchautor Ralf Husmann zwei grosse Pluspunkte für das Projekt. Das Ganze ist schon seit ein paar Jahren anmoderiert gewesen. Als die fantastischen Bücher dann endlich in der Post waren, habe ich mich mit einem Glas Rotwein in die Badewanne gelegt und mich ehrlich darüber gefreut, weil man bei ihm wirklich vom Blatt spielen kann.

Mit Christoph Maria Herbst standen Sie ja schon öfter vor der Kamera ...

Ja. Mit Christoph habe ich lustiger Weise die Freude, sehr oft ein Paar zu spielen. Daher fängt man nicht bei null an, sondern bei einer relativ hohen Schlagzahl. Dann macht das alles einfach richtig Spass.

Sie wirken in der Serie auch wie ein altvertrautes Paar.

Ich nehm' das mal als Kompliment. (lacht) Es ist tatsächlich gut, wenn man das Timing des anderen wirklich kennt und sich dann gegenseitig auch ein bisschen herausfordern kann, in so einem Format noch mal richtig Vollgas zu geben, im wahrsten Sinne des Wortes. Das liegt unter anderem auch daran, dass die Folgen jeweils nur 23 Minuten lang sind und wir also eine wahnsinnige Verdichtung von dem, was normalerweise in 90 Minuten passiert, da rauspfeffern dürfen.

Die Chemie scheint im ganzen Team gestimmt zu haben ...

Das sind alles fantastischen Kollegen, auch die, die die Schwiegereltern, Eltern und Kinder spielen. Ich finde, das ist ein Riesenwurf, weil Ralf Husmann da echte Archetypen hingestellt hat. Das ist doch schön, man will sich ja eigentlich gar nicht in Klischees bewegen, hier ist es aber besonders toll, weil sie so gebrochen werden und man so spielerisch, so lustvoll damit umgeht.



Fiel es Ihnen leicht, sich in die Figur der Anne hineinzuversetzen?

Es ist natürlich leichter, mich in so eine Rolle hineinzuversetzen als in eine Kriegsberichterstatterin in Afghanistan. Es hat mehr mit meinem Leben zu tun, dass da jemand in der Lebensmitte steht und sich fragt: ‹Okay, wie geht's jetzt weiter?› Und buchstäblich vor einer Entscheidung steht, in einer Krise.

Kennen Sie diese Art von Krisen?

Das ist jetzt Gott sei Dank nicht meine aktuelle Lebenssituation, aber natürlich haben wir alle kleine Grabenkämpfe und kleine Krisen jeden Tag, die wir bewältigen, und da ist die Frage nach dem Grossen Ganzen auch nicht unerheblich. Übrigens hat ein befreundetes Paar, das sich auch gerade in einer handfesten Ehekrise befindet, die Reihe schon vorab gesehen und sich für die günstige Therapie bedankt.

Würden Sie «Merz gegen Merz» als Comedy bezeichnen? Es ist ja schon auch viel Tragisches mit dabei.

Mein Mann hat gesagt, das sei das traurigste Stück deutscher Mittelstand, das er seit langem gesehen habe. Ich finde das ehrlich gesagt sehr treffend. Es ist ja immer alles eine Geschmacksfrage, aber für mich wird es genau da interessant, wo ich wirklich sehe: ‹Oh je, oh Gott, bin ich auch so?! Wenn's nicht so traurig wäre, würde ich mich totlachen?!› Das sind dann also eher keine Schenkelklopfer, sondern vielmehr bittersüsse Schmunzler, manchmal ist es auch ein fassungsloses Kopfschütteln. Aber es ist auf jeden Fall echt. Es kommt von unten.

Auch das Thema der schleichenden Demenz des Vaters, da muss man als Zuschauer schon schlucken ...

Da sind ja mehrere Szenen, die überhaupt nicht lustig sind, die sollen es auch nicht sein. Das finde ich aber toll, dass das darin auch Platz findet und wir uns das gönnen. Jede Folge dauert nur 23 Minuten und eigentlich müsste man alle 30 Sekunden ein Line abschiessen, und das machen wir jetzt mal ganz bewusst nicht. Dafür ist aber die nächste Szene umso stärker und umso lustiger, da wir hier eine Spannung aufbauen. Das hat auch viel mit modernem Erzählen zu tun. Ach Quatsch: mit gutem Erzählen!

Finden Sie es nicht ein bisschen schade, dass die Sitcom zu so später Stunde ausgestrahlt wird?

Naja, das ist das Schicksal von Sitcoms. Wir leben ja glücklicherweise im digitalen Zeitalter, man kann das Ganze auch in der Mediathek anschauen. Ausserdem ist es ein interessantes und mutiges Musterexperiment des ZDF, dass das mehr oder weniger in vier Tagen in Folge gesendet wird. Ob das dann funktioniert, weiss ich nicht. Aber ich finde das besser, als wenn die Folgen immer dienstags, um 23 Uhr, laufen würden.

Wo sehen Sie denn die Zukunft der deutschen Comedy? Einige Ihrer Kollegen wie Bastian Pastewka oder Oliver Kalkofe sind ja zu Amazon und Netflix abgewandert.

Ich begrüsse das, denn Konkurrenz belebt das Geschäft. So eine Entwicklung hat ihre Schatten-, aber auch ihre guten Seiten. Das ZDF ist beispielsweise extrem gefordert gewesen, sich zu bewegen, Neues zu entwickeln und weiterzugehen. Nach einer ersten Euphorie über die Streaming-Dienste merkt man jetzt ja auch: Okay, ist auch nicht alles Gold, was glänzt, und es ist nicht jede Amazon-Serie geil. Ich glaube, das pendelt sich jetzt langsam in eine Normalität ein, und das finde ich, tut der Sache ganz gut.

Gibt es Angebote im TV, bei denen Sie nicht mitmachen würden?

Soll das ein Scherz sein? Bei allem Respekt, die Liste ist ziemlich lang. Da bin ich ehrlich gesagt auch wahnsinnig froh um die Freiheit, die ich jetzt habe und dass ich mir meine Projekte aussuchen darf.

«Merz gegen Merz» – ist das auf Fortsetzung angelegt?

In dieser Staffel liegt der Schwerpunkt erst mal auf diesem Ehepaar. Weil es aber so viel Spass gemacht hat, haben wir beim Drehen schon oft über eine Fortsetzung nachgedacht. Wir hätten grundsätzlich Bock, und die Konstellation ist ja fantastisch. Ob die sich nun trennen oder nicht, ganz egal, es bleibt ja eine Familie. Da gibt es noch ohne Ende Stoff zum Erzählen. Ich persönlich habe grosse Lust auf eine zweite Staffel, Ralf Husmann und Christoph Maria Herbst auch. Und das ZDF hat auch schon zugestimmt, das heisst, die Folgen sind eigentlich auch schon bald fertig geschrieben.

«Merz gegen Merz» läuft am Donnerstag, 18. April, um 22.15 Uhr auf ZDF. Mit Swisscom Replay TV können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

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