Hinter den Kulissen «Bauer, ledig, sucht...»: So läufts beim Dreh der Stubete

von Nathalie Röllin, Redaktorin

19.7.2018

Seit zehn Jahren suchen liebeshungrige Bauern im Fernsehen die grosse Liebe. Wie es ist, wenn diese auf ihre Hofdamen treffen? «Bluewin» war bei der Stubete zur neusten Staffel, die Mitte Juli startet, dabei.

Freilichtmuseum Ballenberg BE, ein ganz gewöhnlicher Tag im Mai, kurz vor 10 Uhr: Eine Schulklasse – ich schätze so zweite Primarstufe – ist mit dem Lehrer unterwegs. Abgesehen von ihnen ist es noch ziemlich ruhig auf dem Weg zum Dreh der Stubete von «Bauer, ledig, sucht». Nichts deutet darauf hin, dass der Privatsender 3+ seine Zelte hier irgendwo aufgeschlagen hat.

Ich laufe über einen Naturpfad durch den Wald – die Vögel zwitschern und die Bäume rauschen im leichten Wind. Es ist friedlich hier im Berner Oberland, denke ich mir. Nicht mehr weit – nur noch um diese Linkskurve und ein bisschen den Hügel hoch, dann bin ich am Ziel. Ich kenne den Weg, ich war letztes Jahr schon hier. Und obwohl die Kulisse die gleiche ist – das Wetter ist es definitiv nicht. Im vergangenen Mai war es sonnig, fast schon etwas zu heiss. Jetzt hängen schwere Wolken am Himmel, es ist Regen angesagt. Misstrauisch schaue ich nach oben. Ob es wohl gleich anfangen wird zu schütten? Ich laufe lieber etwas schneller.

Auf der linken Seite sehe ich schon das mir bekannte weisse Bauernhaus. Ich bin da. Neben der kleinen Holzbrücke stehen bereits die ersten Leute, die mit ihren Knöpfen im Ohr und den Geräten an der Hose nicht ganz in die ländliche Idylle passen. Ich grüsse die Kollegen. Ohne Umschweife wird mir gesagt, wie es ablaufen wird – wo wir stehen sollen, damit wir nicht ins Bild laufen, wo später die Fotos gemacht werden, wo wir die Kandidaten interviewen können.

Letzte Vorkehrungen werden getroffen

Das Wetter hält – bislang. Ich schaue mich das erste Mal genauer um. Vor einem Werkhofschopf stehen die Leute von der Produktion. Dort wird später das erste Treffen der Kandidaten gefilmt. Vorsorglich drinnen – wegen der Meteo-Vorhersagen.

Noch geht nicht viel. Es wird noch fertig aufgestellt, die letzten Vorkehrungen werden getroffen: Blumen, Bänke, Strohballen, aber auch Lampen und sonstige Technik – alles wird an den rechten Platz gerückt. Die Hofdamen und Hofherren sind erst auf dem Weg – und auch die neun Bauern und die einzige Bäuerin sind noch nicht auf dem Set. Zeit für einen Kaffee!

Als ich im dunklen, zum Aufenthaltsraum umfunktionierten Stall an der Maschine stehe, sehe ich aus dem Fenster. Hühner und Enten suchen am Boden nach Essen. Ich beobachte sie eine Weile. Und dann endlich tut sich etwas – ein Zug von 18 Hofdamen und zwei Hofherren bewegt sich Richtung Schopf. Nach der Begrüssung wird ihnen erklärt, was als Nächstes passiert. Auch Moderator Marco Fritsche ist da. Nur von Christa Rigozzi keine Spur. Sie sei aber da, versichert mir eine Mitarbeiterin. Schon vorneweg: Ich habe sie kein einziges Mal gesehen.

Singender Auftakt in eine neue Staffel

Plötzlich geht alles ziemlich zackig: Die Hofdamen und Hofherren stellen sich vor dem Schopf auf, und der Produzent macht nochmals allen Schaulustigen klar, wo Sperrzone ist – und fügt scherzend an, dass, wer seine Instruktionen missachtet, einen Kopf kleiner sein wird am Ende des Tages.

Singend betritt die Schar danach die «Schüür» – sie haben für die Kameras das Berner Volkslied «Vogellisi» angestimmt. Die Bauern und die Bäuerin stossen erst später dazu – sie sollen ihren Auserwählten nicht schon vorher begegnen. Ich mache mich derweil etwas auf Entdeckungsreise übers Gelände – ich mag meinen Kopf und will auch nicht im Weg stehen, sehen kann man sowieso nicht viel. Und ich treffe die Bauern und die Bäuerin ja später zum Interview.

Neben dem Federvieh gibts auch noch herzige Säuli und Hasen. Ich mache ein paar Bilder und installiere mich dann bei ein paar Tischen mit meinem Block und meinem Handy. Ich will ja parat sein, wenn es losgeht. Auch das Wetter spielt mit, jetzt zeigt sich sogar noch die Sonne. Herrlich!

Warten, warten – und warten ...

Eine Viertelstunde später steht dann tatsächlich der erste Bauer vor mir: Martin – mit 80 Jahren der bislang älteste Kandidat bei «Bauer, ledig, sucht». Schon zu Beginn schaut sich der Nidwaldner um und fragt: «Wann kann ich denn jetzt endlich richtig mit meiner Auserwählten reden?» Er wirkt dabei fast wieder ein bisschen wie ein Teenager. Ich muss schmunzeln.

Der nächste Kandidat, der mir gegenübersitzt, ist Michael (28). Nervös reibt er sich die Hände, der Berner hat gerade zum ersten Mal seine Hofdamen gesehen. Er grinst etwas verlegen, als ich meine Fragen stelle. Er sei offen für alles, erklärt er mir. «Es soll einfach eine natürliche, tierliebe Frau sein», sagt der Jungbauer weiter und schaut immer wieder zu den beiden «Modis». Er würde wohl lieber mit den beiden reden als mit mir.

Genau wie Mendi (41). Immer wieder huschen seine Augen zu seinen zwei Hofdamen. Ab und zu zwinkert er ihnen zu. Es gibt da nur ein Problem: «Die dämliche Wartezeit!» Denn: Die Bauern dürfen sich erst am Nachmittag bei den Einzeldates mit ihren Auserwählten richtig ausgiebig unterhalten. Vorher werden sie voneinander getrennt. Es hält sich zwar nicht jeder daran – Mendi schaut ganz unschuldig, als ihn eine Mitarbeiterin von 3+ von seinen Hofdamen weglockt, um die er den Arm gelegt hatte. Verschmitzt erklärt der Bündner: «Wir haben doch gar nicht so richtig miteinander geredet – nur Belangloses.»

Regen zum Schluss

Um kurz vor 14 Uhr ist meine Zeit mit den Kandidaten um. Die haben eh nur noch ihre Rendez-vous am Nachmittag im Kopf. Ich bin schon am Aufbrechen, als ich noch Moderator Marco Fritsche treffe. Er geniesst gerade ein paar Sonnenstrahlen auf einer Bank vor einem alten Kornspeicher. Ich frage ihn, ob ich «husch» noch ein Foto von ihm machen könne. «Klar», meint er lachend und legt seine Zigarette auf die Seite. Nach zweimal knipsen und ein paar Worten verabschiede ich mich von ihm und mache mich auf den Weg zur Bushaltestelle – vorbei an grünen Wiesen und einem kleinen See. In Brienz am Bahnhof fängt es an zu tropfen; und in Interlaken regnet es dann wie aus Kübeln. Etwas mitleidig denke ich an die Bauern und die Bäuerin auf ihren Einzeldates. Zum Glück bin ich im Trockenen – und fertig für den Tag.

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