Nina Rubin (Meret Becker) und Karow (Mark Waschke) kamen sich in einem Moment der Ruhe näher.
Der ehemalige DDR-Richter Gerd Böhnke (Otto Mellies) wollte im Berliner «Tatort» die Gerechtigkeit nach der Wende herstellen.
In der Wohnung des Mordopfers überlegten Nina Rubin (Meret Becker) und Karow (Mark Waschke), ob die an der Wand hängende gekreuzigte Dismas Figur ihnen bei der Lösung des Falles weiterhelfen kann.
Nina Rubin (Meret Becker, links) untersuchte mit Rechtsmedizinerin Jamila Marques (Cynthia Micas) die mumifizierte Leiche Fritz Irrgangs (Klaus Grape).
Nina Rubin (Meret Becker) und ihr Kollege Karow (Mark Waschke) mussten sich diesmal der DDR-Vergangenheit stellen.
Hajo Holzkamp (Timo Hack) war als kleiner Junge Zeuge einer blutigen Tat.
Regisseur Florian Baxmeyer drehte den «Tatort» in einem Berliner Plattenbauviertel.
Berliner DDR-«Tatort»: Existierte die Todesstrafe im Osten so lange?
Nina Rubin (Meret Becker) und Karow (Mark Waschke) kamen sich in einem Moment der Ruhe näher.
Der ehemalige DDR-Richter Gerd Böhnke (Otto Mellies) wollte im Berliner «Tatort» die Gerechtigkeit nach der Wende herstellen.
In der Wohnung des Mordopfers überlegten Nina Rubin (Meret Becker) und Karow (Mark Waschke), ob die an der Wand hängende gekreuzigte Dismas Figur ihnen bei der Lösung des Falles weiterhelfen kann.
Nina Rubin (Meret Becker, links) untersuchte mit Rechtsmedizinerin Jamila Marques (Cynthia Micas) die mumifizierte Leiche Fritz Irrgangs (Klaus Grape).
Nina Rubin (Meret Becker) und ihr Kollege Karow (Mark Waschke) mussten sich diesmal der DDR-Vergangenheit stellen.
Hajo Holzkamp (Timo Hack) war als kleiner Junge Zeuge einer blutigen Tat.
Regisseur Florian Baxmeyer drehte den «Tatort» in einem Berliner Plattenbauviertel.
Kurz nach Mauerfall-Jubiläum widmete sich der Berliner «Tatort» einem besonders heiklen Kapitel der DDR-Geschichte. Gab es die Todesstrafe im «Arbeiter- und Bauernstaat» wirklich noch so lang?
Anlässlich des 30. Jahrestags des Mauerfalls herrschte im deutschen Fernsehen Ausnahmezustand. Auch die in Ost und West beliebteste Krimireihe stand dem Wende-Hype am Tag nach den Feierlichkeiten in nichts nach – allerdings ohne grosse Rührseligkeit oder Nostalgie: Zum Jubiläum widmete sich der «Tatort» einem besonders heiklen Kapitel der DDR-Vergangenheit. Dabei lebte Karow (Mark Waschke) nicht nur wochenlang neben einer Leiche, sondern stiess bei den Ermittlungen mit Rubin (Meret Becker) auch auf verblüffende Fakten: Gab es die Todesstrafe in der DDR wirklich so lang?
Worum ging es?
Bevor sich Karow (Mark Waschke) und Rubin (Meret Becker) im Berliner «Tatort: Das Leben nach dem Tod» mit den Überbleibseln des ostdeutschen «Arbeiter- und Bauernstaats» herumschlagen mussten, gab es erst mal eine ziemlich verweste, bereits mumifizierte Leiche. Die wiederum wurde nicht irgendwo gefunden, sondern direkt neben Karows Wohnung. Der Leichnam des toten Nachbarn, ein älterer Herr, hatte wochenlang unbemerkt ein paar Meter vom Kommissar entfernt vor sich hingefault. Nur ein weiterer Fall eines vereinsamten Rentners?
Keineswegs: Eine zweite gerichtsmedizinische Untersuchung ergab, dass das Opfer von hinten erschossen wurde. Trotz des anfänglichen Verdachts der Kommissare, es könnte sich angesichts des auffälligen Verhaltens der Vermieterin («Leichengeruch stellt keinen Grund für Mietminderung dar») um eine «Entmietung per Mord» handeln, stand schnell die DDR-Geschichte im Fokus.
Worum ging es wirklich?
Anlässlich des Mauerfall-Jahrestags ging es um den langen Schatten der Vergangenheit. Plötzlich drehte sich der Krimi um den 80-jährigen Gerd Böhnke (Otto Mellies): Der Ex-DDR-Richter, dem bei einem Überfall der Orden «Verdienter Jurist der DDR» gestohlen wurde, zeigte sich verbittert über das Ende der geordneten DDR und das Chaos der BRD: «Einigkeit und Recht und Freiheit – vor allem für Verbrecher», schimpfte er. «Damals wäre das nicht passiert», wusste Böhnke, «da lebten wir in Sicherheit». Einst voller Macht, heute bedeutungslos – so thematisierte der «Tatort» anhand eines Mannes das Schicksal vieler Systemtreuer.
Mit gehöriger, nun ja, Wende, wie bald herauskam: Der ehemalige Richter hatte das Opfer 1972 wegen eines Mehrfachmordes zum Tode verurteilt – eine Strafe, die nicht vollzogen wurde. Der Täter kam nach der Wende auf freien Fuss. Konsequenterweise stellten sich Karow und Rubin die Frage: Hatte Böhnke etwas mit dem Mord zu tun? Und der Zuschauer fand sich unerwartet mitten in einer heiklen Situation wieder: Ein pensionierter DDR-Richter wollte mithilfe der Opfer-Angehörigen von damals spät Gerechtigkeit üben – und nahm zu allem Überfluss noch in einem Supermarkt Geiseln, um seinem Unmut über das West-Justizsystem Ausdruck zu verleihen. Puh.
Gab es die Todesstrafe in der DDR wirklich?
Ja, und zwar überaus lang, wie im Film angedeutet wird. Erst 1987 wurde die Todesstrafe in der DDR offiziell abgeschafft. Bereits zuvor hatte man jedoch Strafen, wie jene fiktive im «Tatort», ausgesetzt, weil die DDR international in gutem Licht dastehen wollte. Aus diesem Grund wurde die Ausführung der Todesstrafe auch im Geheimen durchgeführt. Das erste Todesurteil der DDR wurde 1950 vollstreckt, das letzte am 26. Juni 1981. Der durch «unerwarteten Nahschuss» hingerichtete MfS-Hauptmann Werner Teske gilt damit als letzte Person, die auf deutschem Boden per Gerichtsbeschluss mit dem Tod bestraft wurde. Insgesamt richtete die DDR 166 Menschen hin, anfangs per Fallbeil, später durch Erschiessen. 1987 schaffte Erich Honecker die Todesstrafe auch mit Blick auf die öffentliche Wirkung in der BRD ab.
Wer war für die aufreibende Geschichte verantwortlich?
Der Dreh, den der «Tatort» in Richtung DDR-Geschichte nahm, wirkte folgerichtig und nicht konstruiert. Zu verdanken hatte der Krimi seine historische Tiefe vor allem dem Drehbuch von Sarah Schnier. Sie habe laut Regisseur Florian Baxmeyer eine Geschichte geschaffen, «die sehr klug die Grundfragen nach Schuld und Sühne stellt und gleichzeitig den von vielen Ostdeutschen zu Recht als überheblich und ungerecht empfundenen Umgang der BRD mit der DDR nach der Wende thematisiert». Die Autorin selbst sagt, sie habe eine Story um ein Mordopfer schaffen wollen, «bei der das grössere Rätsel am Ende womöglich nicht ist, wie er zu Tode gekommen ist, sondern wie und warum er gelebt hat». Das ist eindrücklich gelungen.
Neben der DDR-Story und der Einsamkeit von Grossstadt-Rentnern schnitt das «Tatort»-Drehbuch übrigens noch mehr gesellschaftsrelevante Themen an: Sei es die in vielen Grossstädten virulente Verdrängung von Altmietern oder der Umgang der afrodeutschen Gerichtsmedizinerin Jamila Marques (Cynthia Micas) mit Rassismus, seien es die Probleme, die Frauen in Führungspositionen haben, oder die schwierige Wohnungssuche, der sich die neue Staatsanwältin (Lisa Hrdina) stellen muss. Sogar die jüdische Herkunft der Kommissarin wurde angeschnitten («Sag bloss, du hast dir im Dienst nie einen Judenwitz anhören müssen?» – «Ich kannte die besseren»).
Wie waren die Ermittler so drauf?
Karow und Rubin waren vom Fall gestresst, aber miteinander überraschend umsichtig. Nicht nur tauschten beide Nettigkeiten (wie «Sie sind nicht allein, Karow» und «Sie sind die beste Polizistin, die ich kenne») aus, sondern beinahe auch Zärtlichkeiten. Nur beinahe, wie gesagt. Vielleicht führt eine sich langsam anbahnende Romanze ja ebenso auf den geplanten Ausstieg von Meret Becker beim «Tatort» hin wie Rubins ziemlich auffällig zur Schau gestelltes Umsehen nach einem neuen Job. Zum anderen erhielt der Zuschauer detaillierten Einblick in Karows Privatleben. Wer hätte gedacht, dass es sich der schicke Herr Kommissar ausgerechnet im Ostberliner Plattenbau mit kahlen Wänden im Industriechique heimisch gemacht hat?
Der «Tatort: Das Leben nach dem Tod» lief am Sonntag, 10. November, um 20:05 Uhr auf SRF 1. Mit Swisscom TV Replay können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.
Sendung ist älter als 7 Tage und nicht mehr verfügbar.
Tatort
So 10.11. 20:05 - 21:45 ∙ SRF 1 ∙ D 2019 ∙ 100 Min
Sendung ist älter als 7 Tage und nicht mehr verfügbar.
Nichts für schwache Nerven: Die bizarrsten Leichenfunde beim «Tatort»
Nichts für schwache Nerven: Die bizarrsten Leichenfunde beim «Tatort»
Der Leichenfund im Falke-«Tatort: Zorn Gottes» dürfte zu den bizarrsten in der Geschichte der Reihe zählen. Die Leiche des Flugreisenden Asis Berhan (Neil Malik Abdullah) ist aus grosser Höhe aus einem Flieger gefallen. Wir haben nachgeschaut und die denkwürdigsten «Fundstücke» in einer Galerie aufgebahrt.
Zum Beispiel dieses hier, vielleicht erinnern Sie sich: Der «Tatort: Du gehörst mir» lief vor einigen Wochen. Ein Bodybuilder wurde überfahren und verbrannt. Auto und Leiche scheinen zu einer Art Skulptur verschmolzen. Die Ludwigshafener Ermittler (von links: Andreas Hoppe, Ulrike Folkerts, Lisa Bitter, Peter Espelover) schauen sich am Tatort, einem Parkhaus, um.
Da schau her! Schlüpfriger war wahrscheinlich kein Leichenfund der «Tatort»-Geschichte. Der Musikmanager Udo Hausberger (Peter Karolyi) wurde nackt und stranguliert in pikanter Pose gefunden. Die Wiener Ermittler Bibi Fellner (Adele Neuhauser) und Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) glauben zunächst an einen Sex-Unfall.
Sie gehört zum «Tatort» wie Vorspann und Titelfanfare: die Stippvisite im Leichenschauhaus. Die niedersächsische LKA-Frau Lindholm (Maria Furtwängler) informiert sich hier bei Gerichtsmediziner Hans Jepsen (Niels Bormann) über das Mordopfer. Die zweite «Leiche» im Hintergrund ist allerdings fast noch interessanter, sie wird von Kai Diekmann gespielt, dem damaligen Chefredakteur der «Bild» und heutigen Herausgeber der Publikationen der «Bild»-Gruppe. Wie sich leider (oder zum Glück) nur im Film zeigt, hat der Maskenbildner gerade im Bauchbereich bei ihm Erstaunliches geleistet.
Nur gut, dass das Geruchsfernsehen noch nicht erfunden ist: Die Berliner Robert Karow (Mark Waschke, Mitte) und Nina Rubin (Meret Becker, rechts) wurden im «Tatort» mit dem passenden Titel «Ätzend» zu einem Säurefass gerufen, in der eine halb zersetzte Leiche schwimmt. Später fingert Karow auf dem Seziertisch einen Herzschrittmacher aus dem Glibberkorpus. Prost Mahlzeit!
Resozialisierung: fehlgeschlagen! Bezeichnenderweise in einem Stuttgarter Müllcontainer wird die Leiche des Vergewaltigers und Mörders Jörg Albrecht (David Bredin) gefunden. Der gerade aus der Haft entlassene Kriminelle hat seinen ersten Tag in Freiheit nicht überlebt.
Abfallszenarien sind bei den «Tatort»-Machern durchaus beliebt. Einen starken Magen brauchte man für das Debüt der Berlin-Ermittler Robert Karow und Nina Rubin. Die Leichenteile einer zerstückelten und ausgeweideten Drogenkurierin werden in einer Mülldeponie sichergestellt. Viel Luft nach oben haben sich die Macher in Sachen Gewaltdarstellung da nicht gelassen.
Wenn aus Bierleichen echte Leichen werden: An der U-Bahn-Station Marienplatz fällt dem Münchner Kommissar Leitmayr (Udo Wachtveitl, hinten), der auf dem Weg in die Ferien ist, ein italienischer Tourist auf. Dass der Wiesnbesucher nicht betrunken ist, sondern betäubt wurde und später verstirbt, kann der Kommissar da noch nicht ahnen.
«Borowski und der brennende Mann» ist dieser Kieler «Tatort» betitelt, was exakt die eine Szene beschreibt, die sich beim Zuschauer, nun ja, «einbrennt». Der Schulleiter Michael Eckart stürzt lichterloh entflammt aus den Unterrichtsräumen und bricht tot zusammen.
In der bisweilen exzentrischen Bodensee-Folge «Chateau Mort» wird Kommissar Kai Perlmann (Sebastian Bezzel) in ein finsteres Verlies eingesperrt, dort ist er nicht allein. Sein Leidensgenosse, ein Revolutionär aus den Zeiten des Vormärz, ist aber schon gut 150 Jahre tot. Am Ende klärt der Kommissar en passant auf, wer den Freischärler auf dem Gewissen hat - satte anderthalb Jahrhunderte nach der Tat. Wahrscheinlich «Tatort»-Rekord.
Nicht nur menschliche Leichenfunde halten die «Tatort»-Kommissare auf Trab, manchmal ist es auch ein (fast) verendeter Vierbeiner. In Ludwigshafen ging dereinst ein sadistischer Pferderipper um, der sein Opfer schwer verletzt und leidend zurückgelassen hatte. Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) setzt zum Gnadenschuss an.
Wie Sie sehen, sehen Sie nichts! Auch das gab's beim «Tatort»: einen Leichenfund ohne Leiche. Wie Kriminaltechniker Menzel (Maxim Mehmet, vorne) den Leipziger Hauptkommissaren Saalfeld (Simone Thomalla) und Keppler (Martin Wuttke) erklärt, ist ein Mann mit Phosphor in Berührung gekommen und dabei nahezu rückstandslos verbrannt.
«Es ist böse» ist einer der abgründigsten und blutigsten «Tatorte» aller Zeiten: Ein perverser Frankfurter Serienkiller metzelt Prostituierte nieder. An den Tatorten sieht es aus wie auf einem Schlachtfeld. Die Hauptkommissare Mey (Nina Kunzendorf) und Steier (Joachim Król, rechts) sind ziemlich fassungslos, und das ist man als Zuschauer auch. Umso mehr, wenn man weiss, dass die Folge auf einer authentischen Mordserie im Raum Bremen basiert.
Nicht immer gelingt es den «Tatort»-Ermittlern, ihre Leichen am Stück sicherzustellen. Oft kommen ihnen auch erst mal nur Leichenteile unter. So wie hier in Münster, als Professor Boerne (Jan Josef Liefers, rechts) eine mausgraue Mauke inspiziert. Zufälle gibt's: Den Rechtsmediziner erinnert der abgetrennte Fuss wegen einer seltenen Zehenfehlstellung an eine alte Klassenkameradin. Alberich (ChrisTine Urspruch) kann da nur staunen, Thiel (Axel Prahl) dreht sich der Magen um.
Skurril? Surreal? Oder geht das zu weit für einen «Tatort»? Der Kieler Kommissar (Axel Milberg) steht in der Folge «Borowski und der vierte Mann» vor einem besonders schaurigen Rätsel der Sorte: «Jetzt bloss nicht den Kopf verlieren!» Wer sich so etwas Makaberes ausdenkt? Natürlich ein Schwede! Die Drehbuchidee stammte seinerzeit vom inzwischen verstorbenen Krimiautor und «Wallander»-Erfinder Henning Mankell.
Und noch mal Stückwerk. Seien Sie froh, dass Sie nicht sehen müssen, was dem armen Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl) am Ufer des Münsteraner Aasees so schwer auf den Magen schlägt: eine Leiche ohne Kopf. Den Rechtsmediziner Professor Karl-Friedrich Boerne kann so ein Anblick freilich nicht mehr schocken.
Tatwaffe: Silberbesteck. Die Münchner Kommissare Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl, rechts) staunen nicht schlecht über das, was sich ihnen in der Folge «Nicht jugendfrei» bietet: Der Apotheker Karl Kreuzer wurde mit einem Kaffeelöffel erstochen, den ihm der Täter ins Ohr gerammt hat.
Zum Abschluss der Galerie noch etwas ganz Besonderes, eine mörderische Performance: Die Kunststudentin Viktoria Schneider hängt im Engelsgewand von der Decke ihres Installationsraumes. Die Saarbrücker Ermittler Stefan Deininger (Gregor Weber, links), Franz Kappl (Maximilian Brückner) und Rhea Singh (Lale Yavas) begutachten das schaurig-schöne Kunstwerk.
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