Neues RTL-Format «Bin ich schlauer als Günther Jauch?»: «WWM»-Moderator demontiert sich selbst!

tsch

16.11.2019

Günther Jauch bewies mit seinem neuen Format reichlich Mut. Denn sein Job als «Wer wird Millionär?»-Moderator brachte ihm das Image eines hellen Köpfchens ein. Dass er sich mit seiner neuen Sendung selbst live im TV demontiert, war so nicht geplant!

Bei «Wer wird Millionär?» belehrt Günther Jauch die nervösen Kandidaten schulmeisterlich bis jovial. Deshalb halten ihn viele für überdurchschnittlich clever. Doch bei «Wer wird Millionär?» muss der Moderator seine eigene Intelligenz oder Bildung nie unter Beweis stellen. Das sollte sich am Freitagabend ändern. Ein neues Format sollte die Frage klären: «Bin ich schlauer als Günther Jauch?» So viel sei verraten: Der Sendungstitel erwies sich als äusserst unbequeme Frage ...

Eins muss man Günther Jauch lassen: Er bewies Mut. Nicht nur, weil er live allein gegen ganz Deutschland zum Gehirnmuskelspiel antrat, sondern auch weil er seinen Ruf als ewiger Besserwisser zu verlieren hatte. «Alle gegen Jauch!» war die Devise. Im Kölner Studio hatte der Moderator es mit geballter Frauenpower zu tun: Ilka Bessin, Sonja Zietlow und Alice Schwarzer duellierten sich in diversen Knobelprüfungen mit Jauch. Beispielsweise galt es, aus dem Buchstabendreher «Bankzinsenluder» das Wort «Bundeskanzlerin» zu formen.

Als unsichtbarer Gegner ebenfalls vertreten: «die Deutschen». Will heissen: 1000 repräsentativ ausgewählte Bürger, die den gleichen Test absolviert hatten wie Jauch. Erfunden wurde diese Cleverness-Prüfung unter anderem von dem Neurobiologen Prof. Martin Korte von der TU Braunschweig. Der fungierte als eine Art Co-Moderator, indem er die Ergebnisse analysierte und nebenbei Fakten über Schlauheit referierte.

Das Gehirnjogging entpuppte sich als Marathon. Auch was die Sendezeit angeht: Günther Jauch von 20:15 Uhr bis Mitternacht beim Denken zuzuschauen, ist nicht jedermanns Vorstellung von Primetime-Entertainment. Damit die Zuschauer am Ball blieben, wurden sie ermuntert, selbst mitzumachen. «Interaktives Fernsehen», formulierte RTL. Klingt wahnsinnig innovativ. Gemeint war aber lediglich, dass man bei den Denksportaufgaben mit raten konnte – mit Zettel und Stift. Gehirn-Minigolf für Couchpotatos. Doch selbst diese Beschäftigungstherapie konnte die Schwäche des Konzepts nicht kaschieren. Dem mit moderierenden Professor kann man das am allerwenigsten vorwerfen. Ein Neurobiologe ist eben kein Entertainer. Dass die Dramaturgie der Sendung bisweilen Durchhänger hatte, lag eher daran, dass es keine Dramaturgie gab. Testaufgaben reihten sich an Testaufgaben. Für Abwechslung sorgte nur eins: die Werbepausen. Ilka Bessin brachte es auf den Punkt: «Das Problem, wenn man hier sitzt: Nach acht Stunden hat man Durst, muss pullern und kann sich nicht mehr konzentrieren.» Wie die Zeit vergeht, wenn man Spass hat ...

Hochmut kommt vor dem Fall

Im Studio waren die Rollen schnell verteilt: Dschungelcamp-Moderatorin Sonja Zietlow, die für ihren IQ von 132 bekannt ist, wurde ihrem Hochbegabten-Ruf gerecht und punktete mit grossem Abstand zur Konkurrenz. Ilka Bessin versuchte sich zunächst mit selbstironischem Humor vor einer Blamage zu retten, trumpfte dann aber auf. Schlusslicht war von Anfang an Deutschlands bekannteste Feministin Alice Schwarzer. Um Ausreden für Fehlleistungen waren die Damen nie verlegen: Mal verdeckte angeblich der Kameramann das Bild (Ilka Bessins Vorwurf), mal war auf dem Monitor nichts zu erkennen (Alice Schwarzers Argument). Dass dieses Trio für Jauch anstrengender war als dreissig durchschnittliche Kandidaten bei «Wer wird Millionär?» erkannte Ilka Bessin. Mütterlich erkundigte sie sich, ob Günther Jauch denn noch Spass habe oder froh sei, wenn er endlich Feierabend hätte.

Eine berechtigte Frage, denn schon früh zeichnete sich ab, was um Mitternacht feststand: Günther Jauch ist nicht das allwissende Superhirn, als das er und die Zuschauer von «Wer wird Millionär?» ihn bisher sahen. 49 Prozent der Deutschen, so das Ergebnis, sind schlauer als Günther Jauch. Im Studio schnitt nur Alice Schwarzer schlechter ab als der Moderator. Ilka Bessin ist laut Test schlauer als 77 Prozent der Deutschen. Die ehemalige Pilotin Sonja Zietlow war der Überflieger: schlauer als 98 Prozent der Deutschen. Zum Dank bekam sie den laut Jauch «hässlichsten Gewinn» der Fernsehgeschichte: eine originalgetreue 3D-Abbildung des Jauch-Gehirns. Für «Wer wird Millionär?»-Zuschauer ist nun nichts mehr, wie es war. Sie wissen jetzt: Er ist auch nur einer von uns. «Ich bin nur absoluter Durchschnitt», stimmte Jauch der öffentlichen Demontage zu. Er nahm dies allerdings so gelassen, dass man ihm den ganzen Hochmut aus all den Jahren «WWM» gern verzeiht.


«Bin ich schlauer als Günther Jauch?» lief am Freitag, 15. November, um 20.15 Uhr auf RTL. Mit Swisscom TV Replay können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.


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