Scharfseher «Club» zur Frauenquote: Munter am Problem vorbei diskutiert

von Lukas Rüttimann

30.5.2018

Hilft Frauen in Führungspositionen nur eine Quote? Das fragte Barbara Lüthi im «Club». Die Antwort fiel eindeutig aus – gelöst ist das Problem aber keineswegs.

Früher war die Welt einfacher, auch beim «Club» im Schweizer Fernsehen. Auf der einen Seite sassen die Befürworter, auf der anderen die Gegner. Klare Fronten, klare Argumente. Inzwischen sitzen die Gäste bunt durcheinander gewürfelt, und wer welche Position vertritt, erschliesst sich einem oft erst nach einiger Zeit.

Gestern war der Fall dennoch schnell klar. Für eine Frauenquote war ausser Grünen-Politikerin Regula Rytz niemand so richtig ernsthaft. Gut, Erziehungswissenschafterin Margrit Stamm stimmte mit Vorbehalt zu, und die Chefin von Ikea Schweiz Simona Scarpaleggia beschäftigt viele Frauen im Management. Sonst aber lehnten die «Club»-Gäste es unisono ab, Frauen per Gesetz in Führungsetagen von Unternehmen zu verankern.

Eine «Beleidigung für Frauen»

Ex-UBS- und -CS-Boss Oswald Grübel nannte die Idee gar eine «Beleidigung für Frauen». Er erhielt Zuspruch von Caroline Barth, die bei der Novartis eine Kaderfunktion bekleidet und mit ihrem Mann die Rollen getauscht hat. Wenig überraschend polterte auch SVP-Politikerin Natalie Rickli gegen den Eingriff von Staat in die Privatwirtschaft.

Die Argumentation ist denn auch hinlänglich bekannt. Hier die Gegner, die eine Quote als Anreiz sehen, minderqualifizierte Frauen in Führungspositionen zu hieven und dadurch wirklich fähige Frauen zu diskreditieren. Dort die Befürworter, welche Frauen sowohl historisch wie auch durch ihre aktuelle Situation benachteiligt sehen.

Genau da liegt aber das Problem – sowohl der Frauen, wie auch der Sendung. Man kann lange über (noch so sanfte) Quoten sprechen, wenn die Ausgangslage für Frauen in verantwortungsvollen Positionen nicht gegeben ist. Die Rahmenbedingungen und Rollenbilder sind es, die sich ändern müssen. Von Regula Rytz wie auch von Margrit Stamm wurde das zwar angesprochen, leider aber nicht wirklich vertieft.

Unterhaltsames Umkehr-Paar

Dass in diesem Bereich die vielversprechendsten Lösungsansätze liegen, zeigten Caroline und Andreas Barth. Der Ingenieur, der die ersten 25 Minuten kein Wort sagen durfte, erzählte aus seinem Leben als Hausmann – und machte klar, wie viel Umdenkarbeit hier noch geleistet werden muss. Doch dass der Rollentausch mit seiner Managerin-Gattin Caroline funktioniert, merkte man an den lebhaften und ehrlichen Beiträgen der beiden, mit denen sie die ganze Runde immer wieder amüsierten.

Zur munteren Stimmung trug bei, dass Moderatorin Barbara Lüthi kompetent und durchaus sympathisch durch die Sendung führte. Nur einmal, als sie Oswald Grübel und seine UBS-Männerführungsriege in die Ecke sexistisch witzelnder Alphatiere stellen wollte, schoss sie übers Ziel hinaus und wurde von Natalie Rickli zurechtgewiesen.

Vorwerfen kann man Lüthi eher, dass sie zu lange an der politischen Diskussion um die Quoten hängen blieb. Denn die spannenderen Themen zu den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und sich ändernden Rollenbildern kamen erst gegen Schluss auf.

Ob bei der einmal mehr viel zu langen Sendung noch viele Zuschauer drangeblieben sind, darf man bezweifeln. Gut möglich, dass sich der eine oder andere mit dem tröstlichen Gedanken ins Bett gelegt hat, dass früher vieles einfacher gewesen ist.

Der «Club» zur Frauenquote lief am Dienstag, 29. Mai, um 22.25 Uhr auf SRF 1. Mit Swisscom TV Replay können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

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