Scharfseher Collombin gegen Russi: Wildsau gegen «Federer der 70er-Jahre»

von Lukas Rüttimann

8.2.2018

Das Schweizer Fernsehen zeigte das grosse Duell zwischen Roland Collombin und Bernhard Russi aus den 70ern als «DOK»-Film – für Skifans ein Erlebnis.

Man hätte sie nicht besser erfinden können: Hier der attraktive, ehrgeizige, aber stets etwas brave Modelathlet aus der Deutschschweiz; dort der bullige Instinktskifahrer aus dem Wallis, dem Barbesuche immer wichtiger als harte Trainingseinheiten waren.

Bernhard Russi gegen Roland Collombin, das war Eleganz gegen Rock and Roll, der «Roger Federer der 70er-Jahre», wie es im Film einmal so treffend gesagt wird, gegen die «Wildsau aus dem Wallis».

Kein Zweifel: Für Skifans war der von SRF und TSR produzierte «DOK»-Film rechtzeitig zum Start von Olympia ein Leckerbissen. Vor allem die Aufarbeitung der Karriere von Roland Collombin sorgte wiederholt für Staunen. Denn während Russi als Werbefigur, Experte und Pistenbauer auch nach seinem Rücktritt omnipräsent blieb, ist der eigenwillige Walliser zuletzt etwas in Vergessenheit geraten.

Rivalen mit Respekt

Dabei war der steile Aufstieg Collombins einmalig. Quasi aus dem Nichts fuhr er an die Weltspitze und pflegte sein Image als Spassmacher und Lebemann. Während Russi alles akribisch plante, stürzte sich Collombin wie frisch vom Après-Ski die steilsten Pisten hinunter. Ein gefundenes Fressen für die Öffentlichkeit: Denn Russi vs. Collombin, das war immer auch ein wenig Deutschschweiz gegen die französische Schweiz.

Grandiose Sportler waren beide. Russi jedenfalls ist die Bewunderung für den Instinktskifahrer bis heute anzumerken. Was auch erklärt, weshalb der Urner ein so grosser Fan vom typähnlichen US-Amerikaner Bode Miller zu dessen aktiver Zeit war.

Aber auch Collombin spricht von seinem einstigen Gegner immer nur mit grossem Respekt. Und dass die beiden trotz ihrer Rivalität vor allem Teamkameraden waren, zeigen die Szenen, als Russi unmittelbar nach der Olympiaabfahrt von Innsbruck 1976 mit dem verletzten Collombin im Spitalbett in Basel telefoniert. Live gefilmt vom Schweizer Fernsehen übrigens, denn Skisport war damals populärer als Fussball.

Wilde Ritte und brutale Stürze

Überhaupt, das Flashback in den alpinen Skizirkus der 70er ist ein Erlebnis. Lauberhorn, die Streif, Gröden – die Abfahrten waren die gleichen wie heute. Aber Pistenbeschaffenheit, Ausrüstung, Sicherheit, Fans, Fernsehen und nicht zuletzt die Zeitmessung – herrlich etwa, wie Zwischenzeiten immer wieder von den Reportern geschätzt werden mussten – wirken heute wie von einem anderen Planeten.

Geblieben sind die wilden Ritte und brutalen Stürze. Nach zwei Frakturen am Rücken musste Collombin seine Karriere beenden; Russi tat es ihm aus freien Stücken ein paar Jahre später gleich. Grosse Persönlichkeiten sind beide geblieben – der Walliser Freigeist, der als Restaurantbesitzer oder gar Hirte das Licht der Öffentlichkeit scheut. Genau wie Lichtgestalt Russi mit seiner beeindruckenden Zweitkarriere.

Schade bloss haben die Macher die beiden Skistars nicht für ein paar Aufnahmen zusammenführen können. Eine Medaille hat dieser «DOK»-Film aber auch so verdient.

Der «DOK» über «Russi und Collombin - Das Duell» lief am Mittwochabend, 7. Februar, um 20 Uhr auf SRF 1. Mit Swisscom TV Replay können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

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