Dänische Netflix-Serie Killervirus in Skandinavien: Wenn der Regen tödlich ist

tsch

4.5.2018

Coming of Age in einer apokalyptischen Welt ohne Menschen: Die Netflix-Serie «The Rain» verknüpft sehr sehenswert zwei beliebte Genres.

Erwachsene spielen in «The Rain» nur eine Nebenrolle. Ganz am Anfang gibt es einen Vater und eine Mutter, später kommen ein paar Tote hinzu, und in Kopenhagen prügelt sich eine Handvoll Überlebender um Essen. Die Welt nach dem Ende der Welt made in Dänemark ist eine Welt der Jugend: In der ersten dänischen Eigenproduktion des Streamingdienstes Netflix gehört sie einer Gruppe Teenager. Sie haben den titelgebenden Regen überlebt, der ein tödliches Virus verbreitete und ganz Skandinavien entvölkerte. Acht Episoden lang müssen sie sich nicht nur im grossen Chaos der Apokalypse zurechtfinden, sondern auch im kleinen Chaos der Pubertät. Und das ist sehr reizvoll.

Sechs Jahre allein im Bunker

«Die Welt da draussen, die ist verrückt», weiss Simone (Alba August). Sechs Jahre lang hat sie mit ihrem Bruder Rasmus (Lucas Lynggard Tønnesen) allein in einem Bunker irgendwo in Dänemark verbracht. Ihr Vater hatte sie dorthin gebracht, nachdem ein medizinisches Experiment aus dem Ruder gelaufen ist und es Killerviren aus allen Wolken regnete. Papa war schnell noch mal weg, um zu retten, was nicht mehr zu retten war. Mama starb, noch bevor sich die Bunkertür schliessen konnte.

Die Kinder müssen ganz allein junge Erwachsene werden, aber sie bleiben nicht allein. Eine Gruppe anderer Jugendliche holt sie ans Tageslicht. Gemeinsam wollen sie sich nach Schweden durchschlagen, in der Hoffnung, weitere Überlebende zu treffen und vielleicht sogar gerettet zu werden.

Wenn ein Killervirus nicht das einzige Problem ist

«Was passiert mit der Menschlichkeit, wenn nur wenige Menschen übrig sind?» - Die Frage, die im postapokalyptischen Film- und Serienkontext gerne und oft gestellt wird, erweitert «The Rain» um Coming-of-Age-Themen. Bei den Dänen gehts nicht nur um das pure Überleben, sondern auch um Teenager-Ängste, um erste Liebe, um ständige Verunsicherung ob des eigenen Körpers, um das Zurechtfinden in der Welt. Das alles ist schon ohne Killervirus schwierig genug.

Aber die Protagonisten in «The Rain» haben den Idealismus und den Optimismus der Jugend noch nicht verloren. Wo sich Überlebende anderer Serienapokalypsen viel um das eigene Ego kümmern oder Machtkämpfe austragen, ziehen die sieben einfach ihr Survivalprogramm durch.

Klar gibt es auch bei ihnen Unstimmigkeiten, aber die trotzigen Teenager, und das ist das Faszinierendste an der hochwertig produzierten Serie von Showrunner Jannik Tai Mosholt, haben es noch nicht verlernt, über ihre eigenen Schatten zu springen. Das macht Hoffnung in düstersten Zeiten.

«The Rain» ist ab Freitag, 4. Mai, bei Netflix abrufbar.

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