SRF-Dok Bauer Ramser und die Integration

Von Lukas Rüttimann

31.5.2019

Das Schweizer Fernsehen porträtierte einen Bauern, der die Integration mit eritreischen Flüchtlingen auf seinem Hof vorlebt. Der Dokfilm «Bauer Ramser und die Eritreer» war deutlich differenzierter als befürchtet. Aber auch zäher.

Seien wir ehrlich: Wenn das Schweizer Fernsehen einen Dokumentarfilm programmiert, in dem ein Bauer an einem von Bund und Bauernverband lancierten Projekt teilnimmt, das die Vermittlung von Flüchtlingen auf Schweizer Bauernhöfen fördert, hat man eine gewisse Vorstellung, wie das herauskommen könnte.

Denn ein Film über das Scheitern dieses gut gemeinten Unterfangens wäre kaum im Interesse der Leutschenbach-Verantwortlichen. Ein Propagandafilm für das rechte Lager erst recht nicht.

Kein Werbefilm für Integrationsprojekte

Tatsächlich entpuppte sich «Bauer Ramser und die Eritreer» sogar als erstaunlich differenzierter Film. Er beschönigte kaum und verschloss auch die Augen vor der Realität nicht. Zwar gab es im Film von Michèle Sauvain den Helden im Form des aufgeschlossenen und lebensbejahenden Bauern Markus Ramser aus Wigoltingen, der den Eritreer Tesfu bei sich auf seinem Hof beschäftigt. Die Beziehung dieser beiden ungleichen Charaktere stand im Zentrum und macht viel vom Reiz des Films aus.

Dennoch war diese SRF-Dok kein reiner Werbefilm für Integrationsprojekte von Eritreern. Im Gegenteil: Die immer wieder auftauchenden Schwierigkeiten – notabene für beide Parteien – bestimmten über weite Strecken Tonalität und Tempo des Films. Sie machten die 90 Minuten Sendezeit stellenweise zu einer anstrengenden, oft sogar eher zähen Angelegenheit. Das Kreuz mit den Eritreern – der Film machte es offensichtlich.

«Es fehlt an Liebe»

So schüttelten die Ramsers wohl nicht den Kopf darüber, warum sich Tesfus Frau Merhavit so beharrlich weigerte, Deutsch zu lernen. Bei der Beziehung von ihr und ihrem Mann zeigten sich zudem kulturelle Unterschiede, die sich auch mit viel gutem Willen schlicht nicht überbrücken lassen: Weil Tesfu und Merhavit von ihren Eltern zwangsverheiratet wurden, funktionierte die Ehe nicht. «Es fehlt bei den beiden an Liebe», brachte es Markus Ramser irgendwann schulterzuckend auf den Punkt.

Auch die unterschiedliche Arbeitsauffassung oder das oft mühsame Handling mit den Behörden verdeutlichten die Probleme, die auch ein aufgeschlossener Mann wie Markus Ramser bei der Integration erlebt. Dabei wurden die sicherlich kontroversen Meinungen im Dorf nicht mal abgebildet. Einzig der Sohn agierte als kritische Stimme im Film und meinte lakonisch, sein Vater habe wohl einfach «ein neues Projekt für sich gebraucht».

Auf der anderen Seite genügte das ehrliche Lachen des sympathischen Tesfu, um vor Augen zu führen, dass solche Versuche nicht umsonst sind – allen Widrigkeiten zum Trotz.

«Bauer Ramser und die Eritreer» lief am Donnerstag, 30. Mai, um 20.05 Uhr auf SRF1. Mit Swisscom Replay TV können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

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