Diese Doku zeigt Diese Doku zeigt: So zerstört Donald Trump die Demokratie

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9.10.2018

Verhalf der millionenfache Missbrauch von Facebook-Userdaten wirklich Donald Trump ins Präsidentenamt? Eine komplex recherchierte Arte-Doku schildert verstörende Zusammenhänge – und liefert Belege.

Rund 77'000 Stimmen waren es in letzter Konsequenz, die Donald Trump Ende 2016 den Wahlsieg und das Präsidentenamt bescherten. 77'000 Stimmen Vorsprung in den drei Schlüsselstaaten Wisconsin, Michigan und Pennsylvania. Hillary Clinton unterlag, obwohl sie landesweit fast drei Millionen Stimmen mehr erhielt. Das umstrittene Wahlmännersystem der USA machte es möglich. Nur mit Zufall hatte das nichts zu tun. Dafür sorgte das inzwischen insolvente Datenanalyse-Unternehmen Cambridge Analytica. Wie konnte diese kleine britische Firma zur heimlichen Stellschraube für Trumps Wahlsieg 2016 werden? Das versucht der Franzose Thomas Huchon zu erklären – und zwar lückenloser als andere Dokumentarfilmer vor ihm. «Fake America Great Again», titelt seine Recherchearbeit, die Arte am Dienstag, 9. Oktober, um 20.15 Uhr in deutscher Erstausstrahlung zeigt.

Wie alles mit Cambridge Analytica zusammenhängt

Der faktendichte Film nähert sich kapitelweise diesem Wahlcoup – und kreist dabei immer dichter um eine graue Hinterzimmereminenz wie aus dem Science-Fiction-Roman. Nicht Donald Trump und auch nicht sein Berater und späterer Chefstratege Stephen Bannon. Nein, es ist der Tech-Guru und Milliardär Robert Mercer, auf den alle Fäden wie in einem Spinnennetz zulaufen. Mercer kaufte 2010 das rechte Nachrichtenportal Breitbart News und installierte dort seinen Gesinnungsgenossen Bannon. Und er war Mitgründer von Cambridge Analytica, einem Tochterunternehmen der britischen SCL Group, die sich auf gezielte Wählermanipulation spezialisiert hat.

Zahlungsbelege dokumentieren, dass Donald Trump Ende Juni 2016, also kurz nach dem Brexit-Referendum, überzeugt ist, Cambridge Analytica könne auch seiner Kampagne wertvolle Dienste leisten. Rund elf Millionen Dollar flossen insgesamt an das Unternehmen, das bereits 2014 durch einen vorgeblichen Persönlichkeitstest an sensible Daten von 300'000 Facebook-Nutzern sowie deren Facebook-Freunden gelangt ist. 87 Millionen Nutzerprofile wurden durch den Schneeballeffekt insgesamt kompromittiert. Die so erworbenen Daten waren die Grundlage dafür, im Wahlkampfendspurt 2016 die wenigen 10'000 Wähler in den Schlüsselstaaten Wisconsin, Michigan und Pennsylvania zu identifizieren, von denen das Unternehmen dank seiner Analysen weiss, dass sie noch schwanken.

Wie schwankende Wähler kontaktiert wurden

Wenig bekannt ist die Erkenntnis, wie die schwankenden Wähler kontaktiert wurden. Nämlich durch sogenannte «Dark Posts», persönliche Facebook-Nachrichten, die alleine für den Empfänger sichtbar sind und nach wenigen Stunden gelöscht werden. «Sie könnten alles Mögliche gesagt haben, von dem wir nie erfahren werden, weil es weg ist», hadert die britische Journalistin Carole Cadwalladr in der Doku. «Es ist interessanterweise noch auf dem Facebook-Server. Aber sie geben es nicht raus.»

Solange das so bleibt, sind Transparenzbekenntnisse aus dem Munde von Facebook-Chef Mark Zuckerberg nicht sehr viel mehr als ein Lippenbekenntnis. Derweil wird hinter verschlossenen Türen die Spaltung der US-Gesellschaft wohl weiter vorangetrieben – die nächsten Wahlen stehen an. Es ist schwer, sich nach Ansicht von «Fake America Great Again» jener Weltuntergangsstimmung zu entziehen, wie sie die Journalistin Cadwalladr formuliert: «Wir wussten, dass die neuen Technologien die Zeitungen, den Journalismus und die Musikindustrie kaputtmachen. Nun wird die Politik zerstört – und mit ihr die Demokratie. Donald Trump ist der grosse Zerstörer.»

Arte zeigt am Dienstag, 9. Oktober, um 20.15 Uhr die spannende Doku «Fake America Great Again». Mit Swisscom TV Replay können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

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