TV-Tipp Leinwand-Amazonen aus Fernost: Ihr Wumms zeigt Wirkung

tsch

7.9.2018

Die mediale Darstellung von Frauen im fernen Osten hat einen positiven feministischen Effekt, wie eine unterhaltsame und aufschlussreiche Doku nun aufzeigt.

Grazil schwingen sie sich durch die Lüfte, behände führen sie das Schwert - und den Männern bieten sie selbstbewusst Paroli: Die Rede ist von den Frauen(-Figuren) des Martial-Arts-Kinos. Sie propagieren bereits seit den 60er-Jahren ein neues Bild von Weiblichkeit. Durch Ang Lees Meisterwerk und Oscar-Erfolg «Tiger and Dragon» (2000) hielten diese Charaktere auch im westlichen Mainstreamkino Einzug. Das Bild der Frau befindet sich nach wie vor im Wandel – weg vom sogenannten «schönen Geschlecht», das schwach und schutzbedürftig ist. Das Bild der Jungfrau in Nöten wird abgelöst von starken, fähigen Frauen, die keinen Mann brauchen, um ihre Ziele zu erreichen oder sich zu verteidigen. Der französische Regisseur Yves Montmayeur hat sich das fernöstliche Frauenbild näher angeschaut und einen hochinformativen Dokumentarfilm darüber gedreht. Arte zeigt «Dragon Girls! – Leinwand-Amazonen aus Fernost» nun zu später Stunde.

Der Osten kam vor dem Westen

Was James Cameron in seinen ersten beiden «Terminator»-Filmen (1984, 1991) oder «Aliens – Die Rückkehr» (1986) mit Linda Hamilton und Sigourney Weaver erreichte, fand im Fernen Osten bereits viel früher seinen Niederschlag: die Darstellung starker Heldinnen, die sich gegen Monster und Maschinen zur Wehr setzen und auch im Umgang mit Waffen versiert sind. Regisseur Montmayeur reiste für seine spannende Doku nach Taiwan, China und Japan, um mit Ikonen des asiatischen Kinos zu sprechen. Unter anderem kam er aber auch mit einer MMA-Kämpferin, einer Tänzerin und Choreografin sowie der Frontfrau der Pop-Band «Kinoco Hotel» ins Gespräch. So entstand ein umfassendes Porträt von starken Frauen, die mithilfe ihrer Kunst oder ihres Sports das neue Bild des weiblichen Geschlechts prägen.

Einfach stark: Die grössten Heldinnen der TV- und Film-Geschichte

In zahlreichen Interviews kommen Schauspielstars wie Michelle Yeoh und Zhang Ziyi zu Wort, die in «Tiger and Dragon» gemeinsam vor der Kamera standen. Das Kung-Fu-Epos ist einer der bekanntesten Filme des Wuxia-Films  – damit sind Schwertkampffilme gemeint, in denen die Helden aufgrund ihrer Fähigkeiten gerne auch mal die Regeln der Physik aushebeln. Die legendäre Cheng Pei Pei («Das Schwert der gelben Tigerin») stand dem Regisseur ebenfalls Rede und Antwort. Sie wirkte in den Kampfkunst-Epen der 60er mit und galt als Muse von Action-Regisseur King Hu («Ein Hauch von Zen»). Doch auch Männer wie Regisseur Hou Hsiao-Hsien («The Assassin») und Manga-Zeichner Go Nagai («Cutey Honey») konnte Montmayeur für seinen Doku-Film gewinnen.

Faustschläge und Feminismus

«Dragon Girls!» gewährt einen interessanten Einblick in wichtige gesellschaftspolitische und kulturelle Themen, fokussiert dabei selbstverständlich feministische Aspekte und ist gespickt mit zahlreichem Originalmaterial. Etliche Szenen aus Filmen, Werbespots, Animeserien und Musikclips warten auf den Zuschauer – neben vielen weiteren Überraschungen, mit denen die Doku visuell aufgelockert wird. Der späte Sendeplatz um 00.20 Uhr ist sicherlich auch ebenjenem Archivmaterial geschuldet: An Gewalt und Nacktheit mangelt es nicht.

Auf den Punkt gebracht wird das neue Bild der (asiatischen) Frau übrigens von der japanischen Genre-Schauspielerin Asami («Robo Geisha»): «Frauen sind stärker und den Männern überlegen.» Einen Rat für junge Mädchen hat sie auch parat: «Weint nicht, werdet stärker und selbstständiger!»

«Dragon Girls» läuft in der Nacht von Freitag, 9. September, auf Samstag, 10. September, um 00.20 Uhr auf Arte. Mit Swisscom TV Replay können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

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