Krimiserie «Friesland»: Zwischen Fischbude und Familienfehde

dpa

29.2.2020

Kommissar Brockhorst (Felix Vörtler, l.) und Henk Cassens (Maxim Mehmet, r.) stoppen die Schwester des Opfers, Susanne Bock (Katrin Röver) in einer Szene des Krimis «Friesland – Aus dem Ruder».
Kommissar Brockhorst (Felix Vörtler, l.) und Henk Cassens (Maxim Mehmet, r.) stoppen die Schwester des Opfers, Susanne Bock (Katrin Röver) in einer Szene des Krimis «Friesland – Aus dem Ruder».
Bild: dpa-Bildfunk

Eine Polizistin fällt tot aus dem Ruderboot, aber wirklich traurig ist nur der Chef. Der neue Fall aus der «Friesland»-Serie überzeugt mit schwarzem Humor, da kann man den fehlenden Tiefgang gut verschmerzen.

Im schier endlosen Reigen der ZDF-Samstagskrimis ist die «Friesland»-Serie so etwas wie der kleine, vorlaute Bruder, der sich nicht um die Regeln schert, aber mit Humor punkten kann. Seit 2014 wird im pittoresken Städtchen Leer ganz im Westen von Ostfriesland ermittelt, und die Zuschauer bleiben den schrulligen Ermittlern aus dem hohen Norden treu. Die letzte Folge «Hand und Fuß» lief erst im Dezember 2019 und interessierte fast sechs Millionen Zuschauer bei einem Marktanteil von 20,8 Prozent.

In ihrem neuen Fall bekommen es der knuffige Streifenpolizist Henk Cassens (Maxim Mehmet) und sein fast immer übel gelaunter Vorgesetzter Jan Brockhorst (Felix Vörtler) mit dem mysteriösen Tod einer jungen Sportlerin zu tun, die zudem noch aus den eigenen Reihen stammte.

Die Polizistin und Spitzensportlerin Claudia stirbt beim Rudertraining an Herzversagen, aber schnell wird klar, dass dieser Todesfall keine natürliche Ursache hat. Claudia war die große Hoffnung der Leeraner Polizei. Der sonst so griesgrämige Chef Brockhorst ist untröstlich und zeigt sogar unerwartete Anflüge von Mitgefühl. Derweil schaltet sich wie gewohnt die ortsansässige Apothekerin Insa (Theresa Underberg) in die Ermittlungen ein, und nimmt eine Blutprobe von der Leiche, die beim Bestatter Habedank (Holger Stockhaus) zwischengelagert wird. «Auf keinen Fall lasse ich Dich an meine Leiche», protestiert der Mann in Schwarz, aber zu diesem Zeitpunkt hat die flinke Insa ihre Beweise schon in der Ampulle.

Dieser Krimi (Regie: Martina Plura, Kamera ihre Schwester Monika Plura) hat nicht immer wahnsinnig viel Tiefgang, kommt aber schön schwarzhumorig und wenig pietätvoll daher. Und ab und an tun sich auch in der glattgefegten Ostfriesen-Idylle einige Abgründe auf.

Die Kollegen im hohen Norden

Das ist der Reiz von «Friesland»: Provinzpolizisten ermitteln zwischen der Fischbude auf dem Marktplatz und blumengeschmückten Altstadtgassen, unterstützt von einer neunmalklugen Apothekerin und einem Bestatter, der längst verstanden hat, dass sich sein Augenmerk nicht auf die Toten, sondern die Hinterbliebenen richten muss. Auf seinem Schreibtisch steht eine kleine Urne, gefüllt mit köstlichen, selbst gebackenen Keksen.

Gemeinsam lösen diese sehr sympathischen Zeitgenossen einen durchaus verzwickten Fall, der zwischen Doping im Amateursport, alten Familienfehden und den wirtschaftlichen Problemen im strukturschwachen Norden locker über die Ziellinie kommt. Nicht zuletzt Hauptdarsteller Maxim Mehmet als unterschätzter Streifenbulle – seine Kollegin Süher Özlügül (Sophie Dal) ist diesmal auf Fortbildung – hält die Sache zusammen. Er ist persönlich involviert, tappt lange im Dunkeln und bekommt dann doch die Kurve. Aber in ein Ruderboot kriegen ihn danach keine zehn Pferde mehr.

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