Scharfseher SRF-«Frühlingsfest»: Nik Hartmann spielte die Spassbremse

Lukas Rüttimann

3.6.2018

Die Fussball-WM wirft ihre Schatten voraus. Auch beim SRF-«Frühlingsfest» stand Fussball im Mittelpunkt. Leider erwies sich Moderator Nik Hartmann nicht unbedingt als Rampensau.

Wer die saisonalen Feste kennt, die das Schweizer Fernsehen seit einiger Zeit so gern am Samstagabend programmiert, weiss es: Die Aufgaben, die Moderator Nik Hartmann dem Gemeinderepräsentanten des Gastgeberortes stellt, sind meist nicht einfach, aber lösbar. In der Regel kriegen die Bewohner das am Ende irgendwie hin.

Nicht so gestern in Arlesheim BL. Für einmal verlor der Ort, und das sollte Folgen haben. Dabei klang die Aufgabe eigentlich recht einfach: In der Tradition der ZDF-Torwand sollten elf Spielerinnen und Spieler ein in Rechtecke aufgeteiltes SRF-Logo abschiessen. Drei Minuten Zeit, bei Erfolg würde der Arlesheimer Dom zum Vorschein kommen.

Schon schlecht begonnen

Keine unlösbare Aufgabe, sollte man meinen. Vor allem nicht für einen ehemaligen FCB- und Nationalmannschafts-Kicker wie Benjamin Huggel. Doch der einstige Eisenfuss donnerte das Leder beim Probegalopp dermassen hart gegen die Latte, dass ein Stück der Produktion – wars eine Kamera? – herunterkrachte.

Beim anschliessenden Versuch von Annina Campell kams gar noch schlimmer: Die sympathische Co-Moderatorin schoss nicht nur neben das Tor, sondern verlor dabei auch ihren Schuh. Und das, obwohl sie zuvor gewarnt hatte, sie wolle die Schuhe lieber nicht ausziehen, weil sie «heute keine Pedicure gemacht» habe. Herrlich.

Pfiffe? Aber bitte doch!

Wars ein schlechtes Omen? Jedenfalls klappte es nicht, als es am Ende der Sendung ernst galt. Trotz Mithilfe von Hitsänger und Hobbykicker Baschi gelang es nicht, den Dom freizuschiessen. Konsequenz: Arlesheims Gemeinderat Lukas Stückelberger musste sich von Hartmann ein YB-Meistershirt überziehen lassen. Dazu sollte er vor versammeltem Publikum auf dem Domplatz eine abgewandelte Version des YB-Songs singen.

Dass dies im Hoheitsgebiet des Erzrivalen zu einem Konzert aus Pfiffen und Buhrufen führen würde, war klar. Und: Es war auch Sinn und Spass der Sache. Doch was machte Moderator Hartmann? Er markierte die Spassbremse und meinte bereits nach den ersten zaghaften Pfiffen in schulmeisterlichem Ton, dass es nun genug sei: «Es ist gut jetzt, wir haben es mitgekriegt mit euren Pfiffen. Zeugt den Bernern doch lieber einmal, dass ihr besser singen könnt als sie», massregelte er das erstaunte Publikum.

Nett und gefällig

Die ungeschriebenen Gesetze der Fankultur – Hartmann scheint sie nicht zu kennen. Vielleicht war es ihm aber auch nur wichtiger, die beschauliche Tonalität seiner Folkloresendung nicht zu stören. Denn ansonsten wars trotz Fussball-Dominanz wie immer bei seinen SRF-Festen: Es gab e Schulfernsehen (über Burgen, Gärten und die erste Produktionsstätte eines Schweizer «Television»-Beitrags), Portraits (über Beni Huggel oder Dragster-Racerin Jndia Erbacher), Koch-TV mit dem Grill Ueli sowie Musik von Baschi und einem Chor, der Stadiongesänge in ein A cappella-Medley verpackte.

Alles hübsch, nett, durchaus unterhaltsam. Aber etwas Pepp in Form eines gellenden Pfeifkonzerts bei der Club-Hymne des FCB-Erzrivalen hätte diesem «Frühlingsfest» ganz gut getan.

Bilder aus der Schweiz
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