Kult-Western Ist Winnetou politisch inkorrekt? Ja, findet eine Forscherin

Von Fabian Tschamper

21.6.2019

Pierre Brice erweckte Karl Mays Winnetou in den Filmen zum Leben.
Pierre Brice erweckte Karl Mays Winnetou in den Filmen zum Leben.
Keystone

Eine Organisation zum Schutz der indigenen Völker findet den Western-Klassiker diskriminierend. Auch die Karl-May-Festspiele sollen künftig nicht mehr stattfinden.

Der Häuptling der Apachen hat Ärger. Also eigentlich hat das mediale Bild Winnetous Ärger, denn die deutsche Professorin Mita Banerjee des Obama Institute for Transnational American Studies findet, dass die Darstellung «kolonialistisch, klischeehaft und wirklichkeitsfern» sei.

Wie sie der «Bild» erklärte, seien Indianer in Wirklichkeit unterdrückt und in Missionsschulen «umerzogen» worden. «Es schadet, dass ausschliesslich ein fiktionales Bild vom Indianer wiederholt vervielfältigt wird und unsere reale Vorstellung prägt.»

Auch die Festspiele stören

Seit 1958 werden die Geschichten von Winnetou unter freiem Himmel aufgeführt – in den alljährlichen Karl-May-Festspielen. Darüber ärgert sich die Professorin. Die Veranstalter der Festspiele rechtfertigen sich anhand der fiktiven Natur der Bücher: «Wir spielen kein Geschichtsbuch – wir bringen die Traumwelt des Schriftstellers Karl May auf die Bühne. Unsere Stücke erfüllen die Sehnsucht der Zuschauer, dass am Ende das Gute gewinnt.»

Auch Pierre Brices Witwe, Hella, teilt diese Meinung. Karl May habe durch Winnetou und Old Shatterhand wichtige Werte weitergegeben. «Werte wie Friede, Kameradschaft, Gleichberechtigung, Toleranz und Nächstenliebe zu pflegen, ist zeitgemäss», sagte die 69-Jährige.

Hella Brice mit ihrem Ehemann Pierre, der 2015 verstorben ist. Winnetou machte ihn weltberühmt.
Hella Brice mit ihrem Ehemann Pierre, der 2015 verstorben ist. Winnetou machte ihn weltberühmt.
Keystone
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