Die Quote spricht für sich: Das Publikum mag auch experimentelle «Tatort»-Filme.
Könnte wieder zu reden geben: die «Tatort»-Folge «Waldlust» mit Kommissarin Odenthal (Ulrike Folkerts). Sie ist am Sonntag, 4. März, zu sehen.
Eine Woche zuvor ist Kommissar Borowski (Axel Milberg) - ein wenig untypisch - dem Charme einer Verdächtigen (Christiane Paul) erlegen.
Rubin und Karow (Meret Becker und Mark Waschke) mussten im «Tatort: Meta» einen komplexen Film-im-Film-Fall lösen. Oder «wurden» sie gelöst?
Anfang Februar ermittelten Kommissar Faber (Jörg Hartmann) und sein Team im Knast. Dort ging die Tollwut um.
Keine Experimente? Der «Tatort»-Fan mag auch den etwas anderen Fall
Die Quote spricht für sich: Das Publikum mag auch experimentelle «Tatort»-Filme.
Könnte wieder zu reden geben: die «Tatort»-Folge «Waldlust» mit Kommissarin Odenthal (Ulrike Folkerts). Sie ist am Sonntag, 4. März, zu sehen.
Eine Woche zuvor ist Kommissar Borowski (Axel Milberg) - ein wenig untypisch - dem Charme einer Verdächtigen (Christiane Paul) erlegen.
Rubin und Karow (Meret Becker und Mark Waschke) mussten im «Tatort: Meta» einen komplexen Film-im-Film-Fall lösen. Oder «wurden» sie gelöst?
Anfang Februar ermittelten Kommissar Faber (Jörg Hartmann) und sein Team im Knast. Dort ging die Tollwut um.
Was erwartet der Zuschauer vom «Tatort»? Darf es ruhig mal etwas gewagter sein? Die Einschaltquoten zeigen: Auch die ungewöhnlichen Plots haben ihre Liebhaber und zuletzt oft sogar Rekordwerte.
«Keine Experimente» - mit dieser Forderung zog die CDU 1957 in den Bundestagswahlkampf - mit Blick auf den «Tatort» sehen das manche noch heute so. Trotzdem testen manche Autoren der Reihe zuweilen neue Versuchsanordnungen. Mit «Waldlust» steht am Sonntag (4. März) wieder ein Krimi an, der von sich reden machen könnte. Eine Woche zuvor lief ein «Tatort» aus Kiel der etwas anderen Art mit Axel Milberg. Und das war nicht der erste ungewöhnliche in diesem Jahr.
Experimentell, aber den Zuschauern hats gefallen
Milberg als Kommissar Borowski hatte auf einer unwirklich nebligen, kleinen Nordsee-Insel namens Suunholt zu tun, auf der ein Mann beim Sex in der Badewanne ertränkt und ein Jungbauer erst verprügelt und dann den eigenen Schweinen zum Frass vorgeworfen wurde. Aber nicht nur das: Borowski erlag auch der sirenenhaften Anziehungskraft der Geliebten des ersten Toten, die ihr Gedächtnis partiell verloren hatte.
Mal stand er verloren am Strand und blickte auf seltsame Wetterphänomene, die wirkten wie aus einem Katastrophenfilm, mal gab es düstere Anspielungen auf die todbringende Flutwellen, die das sagenumwobene Rungholt im Mittelalter zerstört haben sollen. Irgendwie experimentell - aber: Den Zuschauern hat es gefallen.
Jedenfalls stimmten die Einschaltquoten: «Borowski und das Land zwischen den Meeren» hatte im Schnitt 10,24 Millionen Zuschauer, der Marktanteil lag bei starken 27,9 Prozent. Ein Superwert für einen Kieler «Tatort» - nach den Daten der ARD-Medienforschung war es der zweitbeste überhaupt. Nur im Januar 2015 gab es mit 10,64 Millionen (28,3 Prozent) schon einmal bessere Zahlen.
Axel Milberg, Darsteller des eigenwilligen Ermittlers Klaus Borowski (61), nahm am Tag nach der Ausstrahlung in der «Bild»-Zeitung Stellung zur Frage nach etwas ungewöhnlicheren «Tatort»-Folgen: «Ich will keine Fertigbauteile der Fernsehunterhaltung produzieren und denke auch nicht in Kategorien wie experimentell und nicht-experimentell.» Diese Diskussion höre ohnehin auf, wenn «ein sogenannter experimenteller 'Tatort' sehr erfolgreich läuft».
Verworren - und ausgesprochen erfolgreich
Eine Woche davor war der «Tatort» aus Berlin zu sehen. Nina Rubin (Meret Becker) und Robert Karow (Mark Waschke) ermitteln in der Folge auf der Berlinale. Und dabei stellen die beiden schnell fest, dass der Mörder dem Drehbuch eines Films zu folgen scheint, der auf dem Filmfestival Premiere hat und selbst wieder Bezug auf den Filmklassiker «Taxi Driver» nimmt, der Film im Film im Film also. Ganz schön «Meta» - so hiess die Folge dann auch.
Und die war ebenfalls ausgesprochen erfolgreich: Im Schnitt 10,23 Millionen Zuschauer schalteten ein. Auf über 10 Millionen Zuschauer sind im ganzen vergangenen Jahr nur fünf Fälle gekommen.
Fast an diese Marke kam Anfang Februar der «Tatort» aus Dortmund, auch ein etwas abgedrehter Fall, der fast ausschliesslich in einem Gefängnis spielte, in dem gerade ein Häftling an Tollwut gestorben war.
Kommissar Faber (Jörg Hartmann) argwöhnte, dahinter stecke ein weiterer Häftling, ein pathologischer Krimineller, eine Art Verkörperung des Bösen, der schon seine Frau und seine Tochter umgebracht habe. Im Schnitt 9,70 Millionen Zuschauer sahen zu - das war der beste Wert für das Dortmunder «Tatort»-Team überhaupt.
Ungebrochene Anziehungskraft
«Der Start ins Jahr 2018 demonstriert eindrucksvoll, wie ungebrochen die Anziehungskraft der so unterschiedlichen 'Tatort'-Teams ist», teilte der ARD-«Tatort»-Koordinator Gebhard Henke der Deutschen Presse-Agentur mit. «Es gibt für die Auf und Abs des 'Tatorts' im Lauf der Jahrzehnte keine monokausalen Erklärungen.» Offenbar seien die Jahreszeit, das Gegenprogramm, die gefühlte Weltlage genauso relevant wie die unterschiedliche Wertschätzung einzelner Teams und Erzählweise und Inhalte einzelner Folgen, glaubt Henke. «Es gibt 'den erfolgreichen Tatort' nicht nach Rezept.»
«Doller kann's kaum werden.»
Das stimmt wohl. Kein Erfolg war «Babbeldasch» - der umstrittene Improvisations-«Tatort» im Februar 2017 hatte nur 6,34 Millionen Zuschauer. Regisseur Axel Ranisch verzichtete dabei auf ein klassisches Drehbuch und setzte auf Laiendarsteller, die Pfälzer Dialekt sprachen. Volker Herres, der Programmdirektor des Ersten, sagte der «Bild am Sonntag» kurz darauf: «Zum 'Tatort' gehören immer wieder auch einmal mutige Experimente. Das ist okay, solange es nicht in einen Wettlauf der Redaktionen mündet, wer den abgedrehtesten Film produziert.»
Am Sonntag ist «Waldlust» zu sehen, der nächste Fall von Axel Ranisch, der erneut ohne festes Drehbuch auskommt. Angst vor den Reaktionen hat der Regisseur nicht: «Ich hab' die Kritik zum ersten ja auch verkraftet. Doller kann's kaum werden.»
Der «Tatort: Waldlust» läuft am Sonntag, 4. März, um 20.05 Uhr auf SRF 1. Mit Swisscom TV Replay können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.
Nichts für schwache Nerven: Die bizarrsten Leichenfunde beim «Tatort»
Nichts für schwache Nerven: Die bizarrsten Leichenfunde beim «Tatort»
Der Leichenfund im Falke-«Tatort: Zorn Gottes» dürfte zu den bizarrsten in der Geschichte der Reihe zählen. Die Leiche des Flugreisenden Asis Berhan (Neil Malik Abdullah) ist aus grosser Höhe aus einem Flieger gefallen. Wir haben nachgeschaut und die denkwürdigsten «Fundstücke» in einer Galerie aufgebahrt.
Zum Beispiel dieses hier, vielleicht erinnern Sie sich: Der «Tatort: Du gehörst mir» lief vor einigen Wochen. Ein Bodybuilder wurde überfahren und verbrannt. Auto und Leiche scheinen zu einer Art Skulptur verschmolzen. Die Ludwigshafener Ermittler (von links: Andreas Hoppe, Ulrike Folkerts, Lisa Bitter, Peter Espelover) schauen sich am Tatort, einem Parkhaus, um.
Da schau her! Schlüpfriger war wahrscheinlich kein Leichenfund der «Tatort»-Geschichte. Der Musikmanager Udo Hausberger (Peter Karolyi) wurde nackt und stranguliert in pikanter Pose gefunden. Die Wiener Ermittler Bibi Fellner (Adele Neuhauser) und Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) glauben zunächst an einen Sex-Unfall.
Sie gehört zum «Tatort» wie Vorspann und Titelfanfare: die Stippvisite im Leichenschauhaus. Die niedersächsische LKA-Frau Lindholm (Maria Furtwängler) informiert sich hier bei Gerichtsmediziner Hans Jepsen (Niels Bormann) über das Mordopfer. Die zweite «Leiche» im Hintergrund ist allerdings fast noch interessanter, sie wird von Kai Diekmann gespielt, dem damaligen Chefredakteur der «Bild» und heutigen Herausgeber der Publikationen der «Bild»-Gruppe. Wie sich leider (oder zum Glück) nur im Film zeigt, hat der Maskenbildner gerade im Bauchbereich bei ihm Erstaunliches geleistet.
Nur gut, dass das Geruchsfernsehen noch nicht erfunden ist: Die Berliner Robert Karow (Mark Waschke, Mitte) und Nina Rubin (Meret Becker, rechts) wurden im «Tatort» mit dem passenden Titel «Ätzend» zu einem Säurefass gerufen, in der eine halb zersetzte Leiche schwimmt. Später fingert Karow auf dem Seziertisch einen Herzschrittmacher aus dem Glibberkorpus. Prost Mahlzeit!
Resozialisierung: fehlgeschlagen! Bezeichnenderweise in einem Stuttgarter Müllcontainer wird die Leiche des Vergewaltigers und Mörders Jörg Albrecht (David Bredin) gefunden. Der gerade aus der Haft entlassene Kriminelle hat seinen ersten Tag in Freiheit nicht überlebt.
Abfallszenarien sind bei den «Tatort»-Machern durchaus beliebt. Einen starken Magen brauchte man für das Debüt der Berlin-Ermittler Robert Karow und Nina Rubin. Die Leichenteile einer zerstückelten und ausgeweideten Drogenkurierin werden in einer Mülldeponie sichergestellt. Viel Luft nach oben haben sich die Macher in Sachen Gewaltdarstellung da nicht gelassen.
Wenn aus Bierleichen echte Leichen werden: An der U-Bahn-Station Marienplatz fällt dem Münchner Kommissar Leitmayr (Udo Wachtveitl, hinten), der auf dem Weg in die Ferien ist, ein italienischer Tourist auf. Dass der Wiesnbesucher nicht betrunken ist, sondern betäubt wurde und später verstirbt, kann der Kommissar da noch nicht ahnen.
«Borowski und der brennende Mann» ist dieser Kieler «Tatort» betitelt, was exakt die eine Szene beschreibt, die sich beim Zuschauer, nun ja, «einbrennt». Der Schulleiter Michael Eckart stürzt lichterloh entflammt aus den Unterrichtsräumen und bricht tot zusammen.
In der bisweilen exzentrischen Bodensee-Folge «Chateau Mort» wird Kommissar Kai Perlmann (Sebastian Bezzel) in ein finsteres Verlies eingesperrt, dort ist er nicht allein. Sein Leidensgenosse, ein Revolutionär aus den Zeiten des Vormärz, ist aber schon gut 150 Jahre tot. Am Ende klärt der Kommissar en passant auf, wer den Freischärler auf dem Gewissen hat - satte anderthalb Jahrhunderte nach der Tat. Wahrscheinlich «Tatort»-Rekord.
Nicht nur menschliche Leichenfunde halten die «Tatort»-Kommissare auf Trab, manchmal ist es auch ein (fast) verendeter Vierbeiner. In Ludwigshafen ging dereinst ein sadistischer Pferderipper um, der sein Opfer schwer verletzt und leidend zurückgelassen hatte. Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) setzt zum Gnadenschuss an.
Wie Sie sehen, sehen Sie nichts! Auch das gab's beim «Tatort»: einen Leichenfund ohne Leiche. Wie Kriminaltechniker Menzel (Maxim Mehmet, vorne) den Leipziger Hauptkommissaren Saalfeld (Simone Thomalla) und Keppler (Martin Wuttke) erklärt, ist ein Mann mit Phosphor in Berührung gekommen und dabei nahezu rückstandslos verbrannt.
«Es ist böse» ist einer der abgründigsten und blutigsten «Tatorte» aller Zeiten: Ein perverser Frankfurter Serienkiller metzelt Prostituierte nieder. An den Tatorten sieht es aus wie auf einem Schlachtfeld. Die Hauptkommissare Mey (Nina Kunzendorf) und Steier (Joachim Król, rechts) sind ziemlich fassungslos, und das ist man als Zuschauer auch. Umso mehr, wenn man weiss, dass die Folge auf einer authentischen Mordserie im Raum Bremen basiert.
Nicht immer gelingt es den «Tatort»-Ermittlern, ihre Leichen am Stück sicherzustellen. Oft kommen ihnen auch erst mal nur Leichenteile unter. So wie hier in Münster, als Professor Boerne (Jan Josef Liefers, rechts) eine mausgraue Mauke inspiziert. Zufälle gibt's: Den Rechtsmediziner erinnert der abgetrennte Fuss wegen einer seltenen Zehenfehlstellung an eine alte Klassenkameradin. Alberich (ChrisTine Urspruch) kann da nur staunen, Thiel (Axel Prahl) dreht sich der Magen um.
Skurril? Surreal? Oder geht das zu weit für einen «Tatort»? Der Kieler Kommissar (Axel Milberg) steht in der Folge «Borowski und der vierte Mann» vor einem besonders schaurigen Rätsel der Sorte: «Jetzt bloss nicht den Kopf verlieren!» Wer sich so etwas Makaberes ausdenkt? Natürlich ein Schwede! Die Drehbuchidee stammte seinerzeit vom inzwischen verstorbenen Krimiautor und «Wallander»-Erfinder Henning Mankell.
Und noch mal Stückwerk. Seien Sie froh, dass Sie nicht sehen müssen, was dem armen Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl) am Ufer des Münsteraner Aasees so schwer auf den Magen schlägt: eine Leiche ohne Kopf. Den Rechtsmediziner Professor Karl-Friedrich Boerne kann so ein Anblick freilich nicht mehr schocken.
Tatwaffe: Silberbesteck. Die Münchner Kommissare Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl, rechts) staunen nicht schlecht über das, was sich ihnen in der Folge «Nicht jugendfrei» bietet: Der Apotheker Karl Kreuzer wurde mit einem Kaffeelöffel erstochen, den ihm der Täter ins Ohr gerammt hat.
Zum Abschluss der Galerie noch etwas ganz Besonderes, eine mörderische Performance: Die Kunststudentin Viktoria Schneider hängt im Engelsgewand von der Decke ihres Installationsraumes. Die Saarbrücker Ermittler Stefan Deininger (Gregor Weber, links), Franz Kappl (Maximilian Brückner) und Rhea Singh (Lale Yavas) begutachten das schaurig-schöne Kunstwerk.
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