Charakteranalyse Komische Käuze und exzentrische Eigenbrötler

Von Fabian Tschamper

16.5.2020

Charaktere, die sich klar von den Verhaltensnormen abheben, sind im Fernsehen nach wie vor beliebt – sogar, wenn sie mit ihren Mitmenschen nicht besonders gut umgehen. Warum also die Popularität?

«Eine Frage hätte ich da noch ...», pflegte Peter Falk in seiner Rolle als Inspektor Columbo zu sagen. Der Zuschauer wusste um die Frage und war dennoch gespannt, worauf der geniale Detektiv nunmehr gekommen ist. Seit Columbo ist aber doch schon einige Zeit vergangen, seinen letzten Auftritt hatte der Inspektor im Jahr 2003 in einem Fernsehfilm. 

Heutzutage sind die kauzigen Protagonisten ein bisschen stärker ausgearbeitet – ein Tick reicht nicht mehr. Oder die Persönlichkeit ist so extrem, dass es eigentlich mehr Probleme damit gibt als Lösungen.



Da wäre zum Beispiel noch der neurotische Privatdetektiv Adrian Monk aus der Serie «Monk». Der Schauspieler Tony Shalhoub verkörperte über acht Staffeln den ehemaligen Kriminalbeamten, dessen Macken sich durch die Ermordung seiner Ehefrau verschlimmerten. Zu Beginn der Serienhandlung hat Monk zahlreiche Phobien und Zwangsstörungen. Warum würde man also einen solchen Menschen wieder als Detektiv arbeiten lassen? Dank seiner Beobachtungsgabe und minutiösen Arbeitsweise hilft er beim Knacken jedes noch so verworrenen Falles.

Monk ist unterhaltsam, witzig, aber am wichtigsten: So einen Charakter hat es bisher noch nie gegeben. Das fesselte das Publikum. Die Grundstruktur von «Monk» ist ansonsten nicht anders als jede x-beliebige Krimiserie.

Ausgelutschtes Genre, interessantere Charaktere

Schwierig wird das Ganze, wenn man zu einem komplexen Charakter ein noch komplexeres Umfeld kreiert. Stichwort: Dr. Gregory House. Hugh Laurie spielte acht Jahre lang den Diagnostiker und räumte dafür mehrere Golden Globes und andere Preise ab. Aber warum?

Das Grundkonzept für eine Episode von «Dr. House» ist erschreckend simpel: Ein Patient wird in lebensgefährlichem Zustand eingeliefert. House macht mehrere Tests, die negativ ausfallen. Also missachtet er Gesetze, Regeln, die Vorgesetzten oder gar die Familie des Patienten, um diesen um jeden Preis gesund zu doktern – mithilfe seines Genies freilich.

«Jeder Mensch lügt. Die einzige Variable ist das Warum.» – Dr. Gregory House

Das könnte mancher jetzt als gehässiges Getippe verstehen, doch dem ist gar nicht so. «Dr. House» ist viel komplexer als die episodischen, medizinischen Notfälle. Bei der Serie dreht es sich viel um Zwischenmenschliches und sogar philosophische Ansätze – das Drehbuch für die Serie ist sehr, sehr gut. Und der Charakter des Gregory House bei Weitem einer der besten der letzten 20 Jahre.

Weitere skurrile Charaktere, die mal mehr oder weniger weit hergeholt sind, wären Sherlock Holmes, Lucifer aus der gleichnamigen Serie oder auch John Luther aus der britischen Krimiserie.

Wenn das Genre nach Jahrzehnten an TV-Geschichte langsam ausgelutscht scheint, dann müssen interessantere Charaktere her. Eine Veränderung, hinter der jeder Fan stehen kann.

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