TV-Tipp Der umstrittene Regisseur, der sich posthum rechtfertigte

tsch

10.3.2019

Er war ein Meisterregisseur, der das US-Kino der goldenen Nachkriegsära wie kaum ein Zweiter prägte: Doch Elia Kazans Methoden waren immer kontrovers . Nun rechtfertigt er sich selbst – nach seinem Tod.

Seine grossen Kinoerfolge wie «Endstation Sehnsucht» oder «Jenseits von Eden» heute noch zu lieben, fällt wirklich nicht schwer. Vor allem auch deshalb, weil der Regie-Meister Elia Kazan, der von 1909 bis 2003 lebte, Stars wie Marlon Brando und James Dean erst so richtig bekannt machte. Die packende neue ARTE-Dokumentation «Elia Kazan, vom Outsider zum Oscarpreisträger» beleuchtet jedoch auch die dunklen Kapitel im Lebenswerk des grossen US-Künstlers. Und sie gibt ihm posthum noch einmal eine Stimme – um sich zu rechtfertigen.

Der Sohn griechisch-türkischer Einwanderer sah sich offenbar Zeit seines Lebens als Aussenseiter. Und vielleicht gerade deswegen versuchte er immer wieder, sich den Mächtigen anzudienen. Auf dem Höhepunkt seiner künstlerischen Karriere missbrauchte Elia Kazan seinen Einfluss: Durch Denunziationen brachte er während der gefürchteten antikommunistischen Hexenjagd der McCarthy-Ära viele seiner Kollegen aus der Filmbranche an ein jähes Karriereende. Der Vorwurf, sich dadurch Rivalen aus dem Weg geräumt zu haben, lastete noch lang auf Elia Kazan, der sich in Hollywood viele Feinde gemacht hatte.

Ein noch nie gezeigtes Interview

Was die Dokumentation von Claire Duguet so sehenswert macht, ist nicht nur der Rückblick auf viele aufregende Filmmomente vor und hinter den Kulissen von Kazan-Meisterwerken – angefangen mit dem frühen Marlon-Brando-Erfolg «Die Faust im Nacken». Rückblickend werden auch die Zwänge sichtbar, unter denen sich Kazan lange gefangen sah. Eigentlich war er selbst stets von rebellischer, linker Gesinnung und wollte mit seinen Filmen gegen provinziellen Mief und Engstirnigkeit ankämpfen.

Besonders bemerkenswert sind die bislang im deutschsprachigen Fernsehen noch nicht gezeigten Ausschnitte von Gesprächen, die der französische Filmkritiker Michel Ciment 1971 mit dem streitbaren Künstler führte. Sie wirken mehr als 15 Jahre nach Kazans Tod wie ein Vermächtnis – und ein posthumer Versuch, doch noch akzeptiert zu werden. Mit der Dokumentation endet auf ARTE ein Themenabend, der um 20.15 Uhr mit dem Film-Highlight «Jenseits von Eden» begann.

«Elia Kazan, vom Outsider zum Oscarpreisträger» läuft am Sonntag, 10. März, um 22.05 Uhr auf ARTE. Mit Swisscom Replay TV können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

Die Kino-Highlights im März
Und hier noch die Bilder des Tages
Zurück zur Startseite