TV-Tipp Letztes Gefecht der RAF: Was passierte hier vor 25 Jahren wirklich?

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25.6.2018

1993 starb RAF-Terrorist Wolfgang Grams am Bahnhof von Bad Kleinen bei einem Polizeieinsatz. Die genauen Umstände gaben Rätsel auf. Eine neue Doku zeichnet ein kritisches Gesamtbild.

Vor fast genau 25 Jahren starb der deutsche RAF-Terrorist Wolfgang Grams auf den Gleisen des Bahnhofs von Bad Kleinen in Mecklenburg-Vorpommern. Die GSG9 versuchte ihn und seine Geliebte Birgit Hogefeld, ebenfalls Mitglied der Roten Armee Fraktion, am 27. Juni 1993 mithilfe eines V-Manns in die Falle laufen zu lassen. Doch die Verhaftung lief nicht so ab, wie ursprünglich geplant. Ein Funkspruch sorgte für Verwirrung. Der polizeiliche Zugriff endete im Chaos, ein Beamter starb, ein weiterer wurde schwer verwundet. Auch Grams erlag seinen Schussverletzungen. Im Raum stand die Frage, ob er sich die tödliche Kopfwunde selbst zugefügt hatte oder ob er womöglich hingerichtet wurde.

Spannender Themenabend

ZDFinfo widmet sich am Dienstag, 26. Juni, mit insgesamt acht je 45-minütigen Dokumentationen nahezu der kompletten Geschichte des linken Terrors in Deutschlands. «Tod in Bad Kleinen - Das letzte Gefecht der RAF» bildet um 21.45 Uhr einen der Höhepunkte des Themenabends.

Die Regisseure Bernd Reufels und Julia Zipfel versuchen mit ihrer ambitionierten Doku, ein schwieriges Kapitel deutscher (Kriminal-)Geschichte lebendig werden zu lassen. Mithilfe von Interviews, Archivmaterial und comic-haften Skizzen, die den Einsatzablauf visualisieren, ist ihnen eine stimmige und gewissenhafte Aufarbeitung des Dramas in Bad Kleinen gelungen, das die Geschehnisse akribisch rekonstruiert.

Zehn Morde verübt

Im Fokus stehen dabei Grams und Hogefeld, die Köpfe der 3. Generation der RAF, die ab Anfang der 80er-Jahre in der Bundesrepublik ihr Unwesen trieb. Zehn Morde gingen auf das Konto dieser weitaus professioneller agierenden neuen Generation. Anschlagsziele waren Vertreter aus Politik und Wirtschaft sowie US-Einrichtungen - auch ein amerikanischer Soldat zählte zu den Opfern.

Die spannende Doku zeichnet komplexe Psychogramme der Täter: Wer waren Grams und Hogefeld? Welche Erziehung und Bildung genossen sie? Ab wann kamen sie erstmalig mit der RAF-Ideologie in Kontakt? Diese Detailversessenheit bildet die Grundlage für eine differenzierte Auseinandersetzung mit einem der komplexesten Themen der deutschen Nachkriegsgeschichte.

Zeitzeugen kommen zu Wort

Aufseiten der Interviewpartner konnten die Macher wichtige Zeitzeugen und Journalisten für sich gewinnen: Christa Bellmann und Rainer Hofmeyer arbeiteten damals beim BKA und gewähren Einblicke in die Polizeiarbeit in Bad Kleinen. «SZ»-Journalist Heribert Prantl, «Spiegel»-Reporter Michael Sontheimer sowie der RAF-Experte Butz Peters und der ehemalige Minister des Innern, Rudolf Seiters, standen den Machern ebenfalls Rede und Antwort. Sie helfen vor allem bei der Kontextualisierung der Ereignisse.

Die damalige mediale Berichterstattung diskreditierte die offizielle Version der Ermittler - der Vorwurf des Staatsmordes stand insbesondere aufgrund eines kontroversen «Spiegel»-Artikels im Raum. Doch zahlreiche Widersprüche und Ungereimtheiten traten plötzlich zutage - erst eine Sonderermittlung brachte schliesslich Licht ins Dunkel. Auch Bernhard Docke, Anwalt einer wichtigen Augenzeugin, kommt daher in der Doku zu Wort.

«Tod in Bad Kleinen» zeichnet ein kritisches Gesamtbild, das man nicht verpassen sollte, wenn man sich auch nur ein bisschen für (deutsche) Zeitgeschichte interessiert.

Der Themenabend beginnt um 17.15 Uhr mit sechs Dokus unter dem Motto «Die Geschichte der RAF», um 21.45 Uhr folgt «Tod in Bad Kleinen». Den Abschluss bildet um 22.30 Uhr «Der Fall der Susanne Albrecht». Mit Swisscom TV Replay können Sie die Sendungen bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

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