Neuer Luzerner «Tatort»Neuer Luzerner «Tatort» – Leiche spielt Nebenrolle
sda
10.12.2018 - 09:40
Im Luzerner Tatort «Friss oder stirb» passiert ein Mord – allerdings im Nebenstrang. Die Haupthandlung ist eine aus dem Ruder laufende Geiselnahme. Die dramatisch-witzige neue Folge des Schweizer Tatorts wird am 30. Dezember ausgestrahlt.
Eine Wirtschaftsprofessorin an der Uni Luzern wird erstochen aufgefunden. Lackspuren an einem vor dem Haus parkierten und beschädigten Auto führen das Ermittlerduo Liz Ritschard (Delia Mayer) und Reto Flückiger (Stefan Gubser) zu Anton Seematter (Roland Koch). Der schwerreiche CEO eines Unternehmens namens Swisscoal ist allerdings gerade in eine Geiselnahme verwickelt, als die Kriminalpolizisten an seiner Tür klingeln.
Merkwürdig vieles geht schief, bis klar wird, dass «Friss oder stirb» kein normaler Krimi ist, sondern eine Mischung aus Sozialdrama, Kammerspiel und Komödie mit Splatterfilmansätzen. Kurz: Ritschard und Flückiger geraten ebenfalls in die Fänge des Geiselnehmers, obwohl dieser weder wirklich böswillig noch wohlüberlegt oder besonders clever handelt.
Der deutsche Arbeitslose Mike Liebknecht (Mišel Matičević) ist eigentlich ein armer Schlucker mit grossem Herz. Wegen Anton Seematter hat er seinen Job verloren und aus Liebe zu seinem Sohn, für den er Alimente zahlen muss, ist er nun mit einer Pistole in die Schweiz gereist, um sich das fehlende Geld persönlich zu holen. Darüber, wie diese Aktion verlaufen soll, hat er sich allerdings vorgängig keine grossen Gedanken gemacht.
Am Tatort (v.l.): Delia Mayer als Liz Ritschard, Fabienne Hadorn als Corinna Haas und Stefan Gubser als Reto Flückiger.
Bild: SRF/Daniel Winkler
Geiselnahme: Mišel Matičević als Arbeiter Mike und Cecilia Steiner als «Rich Kid» Leonie Seematter.
Bild: SRF/Daniel Winkler
Gefangen im Panik-Room (v.l.): Cecilia Steiner als Leonie Seematter, Stefan Gubser als Reto Flückiger und Mišel Matičević als Mike.
Bild: SRF/Daniel Winkler
Rückt mit dem Sonderkommando an: Komissarin Liz Ritschard (Delia Mayer).
Bild: SRF/Daniel Winkler
Weiss sich zu wehren: Roland Koch als Anton Seematter.
Bild: SRF/Daniel Winkler
Hat alle in der Hand: Mike (Mišel Matičević) (2. v.l.) nimmt Leonie Seematter (Cecilia Steiner), Liz Ritschard (Delia Mayer), Sofia Seematter (Katharina von Bock), Anton Seematter (Roland Koch) und Reto Flückiger (Stefan Gubser) als Geiseln.
Bild: SRF/Daniel Winkler
Viel Humor und keine Moral
Für den in Berlin lebenden Schweizer Filmemacher Andreas Senn ist «Friss oder stirb» die erste Arbeit für das Schweizer Fernsehen. Er habe die Story (von Drehbuchautor Jan Cronauer) gemocht, sagte er gemäss Mediendossier.
Dass Liebknecht sein Recht auf Verlässlichkeit und Sicherheit nicht vom Staat, sondern von demjenigen, der ihn wegrationalisiert hat, einfordere, sei ein sehr einfacher, fast schon populistischer Ansatz. «Aber dann dreht sich die Geschichte, Gut und Böse verwischen, Humor und Sarkasmus kommen dazu», sagt er. Botschaft oder Moral dagegen fehlen – «ausser dass am Ende alle alles verlieren, wenn’s hart auf hart kommt».
Nichts für schwache Nerven: Die bizarrsten Leichenfunde beim «Tatort»
Der Leichenfund im Falke-«Tatort: Zorn Gottes» dürfte zu den bizarrsten in der Geschichte der Reihe zählen. Die Leiche des Flugreisenden Asis Berhan (Neil Malik Abdullah) ist aus grosser Höhe aus einem Flieger gefallen. Wir haben nachgeschaut und die denkwürdigsten «Fundstücke» in einer Galerie aufgebahrt.
Bild: Bild: NDR / Marion von der Mehden
Zum Beispiel dieses hier, vielleicht erinnern Sie sich: Der «Tatort: Du gehörst mir» lief vor einigen Wochen. Ein Bodybuilder wurde überfahren und verbrannt. Auto und Leiche scheinen zu einer Art Skulptur verschmolzen. Die Ludwigshafener Ermittler (von links: Andreas Hoppe, Ulrike Folkerts, Lisa Bitter, Peter Espelover) schauen sich am Tatort, einem Parkhaus, um.
Bild: Bild: SWR / Alexander Kluge
Da schau her! Schlüpfriger war wahrscheinlich kein Leichenfund der «Tatort»-Geschichte. Der Musikmanager Udo Hausberger (Peter Karolyi) wurde nackt und stranguliert in pikanter Pose gefunden. Die Wiener Ermittler Bibi Fellner (Adele Neuhauser) und Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) glauben zunächst an einen Sex-Unfall.
Bild: Bild: ARD Degeto / ORF / Petro Domenigg
Sie gehört zum «Tatort» wie Vorspann und Titelfanfare: die Stippvisite im Leichenschauhaus. Die niedersächsische LKA-Frau Lindholm (Maria Furtwängler) informiert sich hier bei Gerichtsmediziner Hans Jepsen (Niels Bormann) über das Mordopfer. Die zweite «Leiche» im Hintergrund ist allerdings fast noch interessanter, sie wird von Kai Diekmann gespielt, dem damaligen Chefredakteur der «Bild» und heutigen Herausgeber der Publikationen der «Bild»-Gruppe. Wie sich leider (oder zum Glück) nur im Film zeigt, hat der Maskenbildner gerade im Bauchbereich bei ihm Erstaunliches geleistet.
Bild: Bild: NDR / Frederic Batier
Nur gut, dass das Geruchsfernsehen noch nicht erfunden ist: Die Berliner Robert Karow (Mark Waschke, Mitte) und Nina Rubin (Meret Becker, rechts) wurden im «Tatort» mit dem passenden Titel «Ätzend» zu einem Säurefass gerufen, in der eine halb zersetzte Leiche schwimmt. Später fingert Karow auf dem Seziertisch einen Herzschrittmacher aus dem Glibberkorpus. Prost Mahlzeit!
Bild: Bild: RBB / Volker Roloff
Resozialisierung: fehlgeschlagen! Bezeichnenderweise in einem Stuttgarter Müllcontainer wird die Leiche des Vergewaltigers und Mörders Jörg Albrecht (David Bredin) gefunden. Der gerade aus der Haft entlassene Kriminelle hat seinen ersten Tag in Freiheit nicht überlebt.
Bild: Bild: SWR / Stephanie Schweigert
Abfallszenarien sind bei den «Tatort»-Machern durchaus beliebt. Einen starken Magen brauchte man für das Debüt der Berlin-Ermittler Robert Karow und Nina Rubin. Die Leichenteile einer zerstückelten und ausgeweideten Drogenkurierin werden in einer Mülldeponie sichergestellt. Viel Luft nach oben haben sich die Macher in Sachen Gewaltdarstellung da nicht gelassen.
Bild: Bild: RBB / Frédéric Batier
Wenn aus Bierleichen echte Leichen werden: An der U-Bahn-Station Marienplatz fällt dem Münchner Kommissar Leitmayr (Udo Wachtveitl, hinten), der auf dem Weg in die Ferien ist, ein italienischer Tourist auf. Dass der Wiesnbesucher nicht betrunken ist, sondern betäubt wurde und später verstirbt, kann der Kommissar da noch nicht ahnen.
Bild: Bild: BR / Wiedemann Berg Television / Bernd Schuller
«Borowski und der brennende Mann» ist dieser Kieler «Tatort» betitelt, was exakt die eine Szene beschreibt, die sich beim Zuschauer, nun ja, «einbrennt». Der Schulleiter Michael Eckart stürzt lichterloh entflammt aus den Unterrichtsräumen und bricht tot zusammen.
Bild: Bild: NDR / Marion von der Mehden
In der bisweilen exzentrischen Bodensee-Folge «Chateau Mort» wird Kommissar Kai Perlmann (Sebastian Bezzel) in ein finsteres Verlies eingesperrt, dort ist er nicht allein. Sein Leidensgenosse, ein Revolutionär aus den Zeiten des Vormärz, ist aber schon gut 150 Jahre tot. Am Ende klärt der Kommissar en passant auf, wer den Freischärler auf dem Gewissen hat - satte anderthalb Jahrhunderte nach der Tat. Wahrscheinlich «Tatort»-Rekord.
Bild: Bild: SWR / Martin Furch
Nicht nur menschliche Leichenfunde halten die «Tatort»-Kommissare auf Trab, manchmal ist es auch ein (fast) verendeter Vierbeiner. In Ludwigshafen ging dereinst ein sadistischer Pferderipper um, der sein Opfer schwer verletzt und leidend zurückgelassen hatte. Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) setzt zum Gnadenschuss an.
Bild: Bild: SWR / Alexander Kluge
Wie Sie sehen, sehen Sie nichts! Auch das gab's beim «Tatort»: einen Leichenfund ohne Leiche. Wie Kriminaltechniker Menzel (Maxim Mehmet, vorne) den Leipziger Hauptkommissaren Saalfeld (Simone Thomalla) und Keppler (Martin Wuttke) erklärt, ist ein Mann mit Phosphor in Berührung gekommen und dabei nahezu rückstandslos verbrannt.
Bild: Bild: MDR / Junghans
«Es ist böse» ist einer der abgründigsten und blutigsten «Tatorte» aller Zeiten: Ein perverser Frankfurter Serienkiller metzelt Prostituierte nieder. An den Tatorten sieht es aus wie auf einem Schlachtfeld. Die Hauptkommissare Mey (Nina Kunzendorf) und Steier (Joachim Król, rechts) sind ziemlich fassungslos, und das ist man als Zuschauer auch. Umso mehr, wenn man weiss, dass die Folge auf einer authentischen Mordserie im Raum Bremen basiert.
Bild: Bild: HR / Johannes Krieg
Nicht immer gelingt es den «Tatort»-Ermittlern, ihre Leichen am Stück sicherzustellen. Oft kommen ihnen auch erst mal nur Leichenteile unter. So wie hier in Münster, als Professor Boerne (Jan Josef Liefers, rechts) eine mausgraue Mauke inspiziert. Zufälle gibt's: Den Rechtsmediziner erinnert der abgetrennte Fuss wegen einer seltenen Zehenfehlstellung an eine alte Klassenkameradin. Alberich (ChrisTine Urspruch) kann da nur staunen, Thiel (Axel Prahl) dreht sich der Magen um.
Bild: Bild: WDR / Thomas Kost
Skurril? Surreal? Oder geht das zu weit für einen «Tatort»? Der Kieler Kommissar (Axel Milberg) steht in der Folge «Borowski und der vierte Mann» vor einem besonders schaurigen Rätsel der Sorte: «Jetzt bloss nicht den Kopf verlieren!» Wer sich so etwas Makaberes ausdenkt? Natürlich ein Schwede! Die Drehbuchidee stammte seinerzeit vom inzwischen verstorbenen Krimiautor und «Wallander»-Erfinder Henning Mankell.
Bild: Bild: NDR / Marion von der Mehden
Und noch mal Stückwerk. Seien Sie froh, dass Sie nicht sehen müssen, was dem armen Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl) am Ufer des Münsteraner Aasees so schwer auf den Magen schlägt: eine Leiche ohne Kopf. Den Rechtsmediziner Professor Karl-Friedrich Boerne kann so ein Anblick freilich nicht mehr schocken.
Bild: Bild: WDR / Michael Böhme
Tatwaffe: Silberbesteck. Die Münchner Kommissare Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl, rechts) staunen nicht schlecht über das, was sich ihnen in der Folge «Nicht jugendfrei» bietet: Der Apotheker Karl Kreuzer wurde mit einem Kaffeelöffel erstochen, den ihm der Täter ins Ohr gerammt hat.
Bild: Bild: BR / Bavaria Film / klick / Christian A. Rieger
Zum Abschluss der Galerie noch etwas ganz Besonderes, eine mörderische Performance: Die Kunststudentin Viktoria Schneider hängt im Engelsgewand von der Decke ihres Installationsraumes. Die Saarbrücker Ermittler Stefan Deininger (Gregor Weber, links), Franz Kappl (Maximilian Brückner) und Rhea Singh (Lale Yavas) begutachten das schaurig-schöne Kunstwerk.
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