Erste TV-Sendung für Michael Elsener Michael Elsener: «Bei CVP-Präsident Gerhard Pfister muss ich mich warm anziehen»

von Cilgia Grass, Redaktorin

12.4.2018

In «Late Update» rechnet Kabarettist Michael Elsener (32) mit der Aktualität und der Politik ab. Im «Bluewin»-Interview spricht der Zuger über seine Sendung, schlafende Zuschauer, Nachbarn und Vorbilder.

«Bluewin»: Mit «Late Update» haben Sie Ihre erste eigene TV-Show bekommen. Wie fühlt sich das an?

Michael Elsener: Grossartig. Ich liebe Satire, ich mag es, über die Aktualität zu reden, und das Fernsehen ist das beste Medium dafür. Dass ich mich da mit meinem Team nun 40 Minuten lang austoben kann, das freut mich extrem.

Sie gehen um 22.25 Uhr auf Sendung. Einige sind da sicher schon vor dem Fernseher weggedöst. Mit welchem Rezept wollen Sie sie wecken?

Im Gegensatz zum Theater ist es beim Fernsehen völlig okay, wenn einige Leute die Sendung durchschlafen. Das hilft der Quote. Wenn ich mir das Durchschnittsalter des öffentlich-rechtlichen Fernsehens anschaue, bin ich froh, wenn möglichst viele die Sendung überleben.

Sie sind nicht nur Kabarettist, sondern auch studierter Politologe. Das verkürzt bestimmt die Vorbereitungszeit, wenn man eine Nachrichtensatiresendung macht?

Ich glaube, es hilft insofern, dass ich mehr hinterfrage und auch die tagesaktuelle Politik im grösseren Zusammenhang sehe. – Politik ist mir ein echtes Anliegen. Ich möchte zeigen, dass sie nicht einfach trocken und langweilig ist. Denn mit Politik verhandeln wir ja darüber, wie wir in Zukunft zusammenleben wollen. Die Probleme, die wir beim Aushandeln haben, die möchte ich möglichst unterhaltsam darstellen.

Sie kommentieren das Wochengeschehen. Über welche Kanäle halten Sie sich auf dem Laufenden?

Mein Nachbar legt mir immer wieder mal interessante Artikel vor die Haustüre, meine Twitter-Community unterstützt mich mit Wissenswertem, und dann lese ich mich jeden Tag einmal quer vom «Blick» über die «Süddeutsche» bis zu Al Jazeera durch die Weltmedien.

Viele lieben Ihre Parodien von Roger Federer, Peach Weber und Johann Schneider-Ammann. Wird es in der Sendung solche Einlagen geben?

Wenn es sich anbietet, natürlich. Derzeit haben wir grad diesen Handelskonflikt zwischen China und den USA. Ich glaube, da hat Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann den beiden Konfliktparteien bereits gedroht: Wenn sie nicht sofort aufhören, dann wird er für sie eine Rede halten.

Sie werden auch Gäste in der Sendung haben. Da kann ein Gespräch schon mal anders verlaufen, als erwartet. Macht Sie das nervös?

Nein. Ich mag das Spontane, wenn die Dinge nicht ganz so verlaufen, wie ich es mir vorher gedacht habe. Allerdings hab ich in der Sendung grad eine ziemliche Herausforderung: Ich werde mit CVP-Präsident Gerhard Pfister talken. Er ist rhetorisch derart brillant, dass ich mich ziemlich warm anziehen muss.

Die Aargauer Kabarettistin Patti Basler, der St. Galler Spoken-Word-Künstler Renato Kaiser und der Berner Autor und Theatermacher Matto Kämpf werden Sie in der Sendung unterstützen. Was ist deren Rolle?

Das sind alles wunderbare Kollegen. Patti Basler ist die Aussenreporterin, sie geht zu den Leuten und stellt sie auf die Probe, Renato Kaiser ist der Aussen-Korrespondent und berichtet direkt von einem Schauplatz, und Matto Kämpf analysiert das Geschehen als Polit-Experte.

Sie waren regelmässig bei «Giacobbo/Müller» zu Gast. Haben Sie von den beiden etwas gelernt?

Ganz viel. Vor allem darüber, wie viele Gedanken man sich über eine Pointe machen sollte, bevor man sie am Fernsehen erzählt. Wie man möglichst effizient einen Sketch dreht. Und wie man nach so einem Adrenalin-Schub wie einer Sendung wieder runterkommt.

Wie denn?

Das ist eines der grössten Geheimnisse der Comedy-Branche.

Wer sind Ihre kabarettistischen Vorbilder?

Ich mag den US-Satiriker Jon Stewart sehr. In Deutschland zum Beispiel Volker Pispers. In der Schweiz amüsiere ich mich vor allem über Roger Köppel.

Sie waren Ende 2017 erstmal auch in Berlin auf Tour – und mussten dort untendurch, wie es heisst. Warum das?

Ich bin schon seit einiger Zeit in Deutschland auf Tour. Doch die Hauptstadt Berlin haben wir bislang aussen vor gelassen. Weil da läuft kulturell derart viel, da muss man als «No Name» ziemlich ackern. Letztes Jahr haben wir uns gedacht, lass uns eine Woche Berlin versuchen. Zuerst kamen 20 Leute, da musste ich untendurch, nach drei Abenden war dann das Theater voll. Das hat mich sehr gefreut, dass Mund zu Mund Propaganda heutzutage noch funktioniert.

Wie unterscheidet sich der deutsche vom Schweizer Humor?

Humor nach Ländern aufzuteilen, das ist mir etwas zu stereotyp. Was man vielleicht zugespitzt sagen kann, ist, dass sie in Deutschland gern Punchline an Punchline haben und es nicht so mögen, bei einer Pointe um die Ecke rum zu denken. Aber sonst kommt es beispielsweise eher darauf an, ob die meisten im Publikum einen guten Tag hatten.

Was für Pläne haben Sie sonst noch dieses Jahr?

Am Samstag, 5. Mai spiele ich eine spezielle Vorstellung im Casinotheater Winterthur, die Derniere von «Mediengeil». Danach mach ich ganz lange Pause. Gehe reisen, unter anderem in den Iran und später noch nach Südamerika. Aber jetzt bin ich erstmal gespannt, ob mich mein superkritischer Nachbar nach der Sendung noch grüsst.

«Late Update - mit Michael Elsener» läuft am Donnerstag, 12. April, um 22.20 Uhr. Mit Swisscom TV Replay können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

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