Tödliche Versuche mit Gift und Massenmord für eine jüdische Knochensammlung: An der von den Nazis gegründeten Reichsuniversität Strassburg passierte Grausames.
Im Konzentrationslager Natzweiler-Struthof wurden im Auftrag der Reichsuniversität Menschenversuche durchgeführt und Morde begangen.
Johannes Stein, der Dekan der Medizinischen Fakultät der Reichsuniversität, im Kreis seiner Familie.
Zwischen 1941 und 1944 sollte die Reichsuniversität zu einem «Bollwerk deutschen Geistes» werden.
Mord im Namen der Forschung: Doku über Uni Strassburg zur Nazi-Zeit
Tödliche Versuche mit Gift und Massenmord für eine jüdische Knochensammlung: An der von den Nazis gegründeten Reichsuniversität Strassburg passierte Grausames.
Im Konzentrationslager Natzweiler-Struthof wurden im Auftrag der Reichsuniversität Menschenversuche durchgeführt und Morde begangen.
Johannes Stein, der Dekan der Medizinischen Fakultät der Reichsuniversität, im Kreis seiner Familie.
Zwischen 1941 und 1944 sollte die Reichsuniversität zu einem «Bollwerk deutschen Geistes» werden.
An der von den Nazis gegründeten Reichsuniversität Strassburg spielte sich Schreckliches ab. Eine Doku zeigt die Gräuel – und geht dabei einer ganz persönlichen Geschichte nach.
Am Ende sind da 86 Leichen, zerteilt und in Flüssigkeit aufbewahrt. Sie sind der grausige Überrest eines Projekts im Namen der Wissenschaft. Hier, an der von Nazis gegründeten Reichsuniversität Strassburg, sollte in den 1940er Jahren eine Skelettsammlung mit den Knochen von Juden entstehen. Dutzende KZ-Häftlinge mussten dafür sterben. Doch die Sammlung wurde nie Wirklichkeit.
Im November 1944 befreiten die Alliierten Strassburg von der Herrschaft der Nationalsozialisten – und beendeten damit auch die kurze Episode der Reichsuniversität. Sechs Semester reichten den dortigen Ärzten jedoch, um tödliche Menschenexperimente durchzuführen und eben auch den Plan der Skelettsammlung zu ersinnen.
Düstere Kapitel in der Geschichte
Arte zeigt am Dienstag (21.45 Uhr) die Dokumentation «Forschung und Verbrechen» über das düstere Kapitel in der Geschichte der Strassburger Uni. Darin begibt sich Filmemacherin Kirsten Esch auf eine ganz persönliche Spurensuche: Ihr Grossvater, Johannes Stein, war zu Zeiten der Reichsuniversität Dekan der medizinischen Fakultät.
Was wusste er? Diese Frage zieht sich durch den ganzen eher nüchtern gehaltenen Film, der gespickt ist mit Original-Aufnahmen und in dem Historiker und Familienmitglieder zu Wort kommen.
Ein Bollwerk «germanischen Denkens» sollte entstehen
Die Reichsuniversität Strassburg galt als Herzensangelegenheit Adolf Hitlers persönlich. Hier, in der elsässischen Stadt, die so oft zwischen deutscher und französischer Herrschaft hin und her gewechselt hatte, sollte ein Bollwerk «germanischen Denkens» entstehen.
Zum Wintersemester 1941/42 – gut ein Jahr nach der Eroberung Strassburgs durch die deutsche Wehrmacht – wurde die dortige Uni als Reichsuniversität wiedereröffnet. Die besten Wissenschaftler des Reichs strömten ins Elsass. Einstellungsvoraussetzung für die meisten von ihnen: eine feste Überzeugung für die NS-Ideologie.
So kam auch Johannes Stein, der Grossvater der Autorin, mit seiner Familie nach Strassburg. Die Reichsuniversität sollte kurz darauf die einzige der NS-Zeit werden, an der Menschenexperimente durchgeführt wurden, wie der Historiker Rainer Möhler in der Doku sagt.
Für grausamen Zweck getötet
An der medizinischen Fakultät lehrten 28 Professoren, darunter auch der überzeugte Nationalsozialist August Hirt. Als Leiter der Anatomie testete er an 15 Häftlingen aus dem nahegelegenen KZ Natzweiler-Struthof die Wirkung von Senfgas. Drei seiner Opfer starben. Weitere Menschen kamen bei Versuchen anderer Ärzte ums Leben.
Hirt war es dann auch, der sich für die jüdische Skelettsammlung einsetzte. «Nur von den Juden stehen der Wissenschaft so wenig Schädel zur Verfügung, dass ihre Bearbeitung keine gesicherten Ergebnisse zulässt», schrieb er in einem Brief an die von Heinrich Himmler gegründete «Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe». «Der Krieg im Osten bietet uns jetzt Gelegenheit, diesem Mangel abzuhelfen.»
86 aus Auschwitz herbeigeholte Häftlinge starben 1943 für diesen grausamen Zweck in der Gaskammer des KZ Natzweiler-Struthof. Ihre zerstückelten Leichen waren es, die die Alliierten später im Keller der Strassburger Anatomie fanden.
Die Doku «Forschung und Verbrechen: die Reichsuniversität Strassburg» läuft am Dienstag, 5. Juni, um 21.45 Uhr auf Arte. Mit Swisscom TV Replay können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.
SS-Arzt Josef Mengele: Sein Schädel dient heute der Forschung
SS-Arzt Josef Mengele: Sein Schädel dient heute der Forschung
Der Schädel und die Gebeine von SS-Arzt Josef Mengele, einem der schlimmsten Nazi-Verbrecher, werden in Sao Paolo bei der Ausbildung von Medizinstudenten eingesetzt.
Eine Ironie der Geschichte? Die Überreste von Josef Mengele, der in Auschwitz jahrelang unmenschliche Experimente an Häftlingen durchführte, dienen der Wissenschaft.
Mit diesem Bild hatten brasilianische Behörden in den 1970er-Jahren nach dem Nazi-Verbrecher gefahndet.
Die Leiche der Nazibestie Josef Mengele wurde 1985 gefunden und exhumiert.
Josef Mengele (links) auf einem Bild, dass in einem SS-Erholungsheim nur wenige Kilometer von Auschwitz entfernt gemacht wurde. Neben dem Lagerarzt stehen die Auschwitz-Lagerkommandanten Rudolf Höss (Mitte) und Josef Kramer.
Die SS-Männer, Josef Mengele ist der zweite von links, amüsieren sich offensichtlich prächtig, während in Auschwitz Millionen qualvoll sterben.
Gruppenfoto von SS-Männern.
Josef Mengele war in Auschwitz unter anderem für die Selektion der Ankommenden zuständig: Er entschied, wer sofort vergast wurde und wer ins Lager kam.
Berüchtigt war der Todesengel von Auschwitz für seine bestialischen pseudo-wissenschaftlichen Experiemente, bei denen er Häftlinge zu Tode quälte.
Nach der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz durch die Rote Armee bot sich ein grausames Bild.
Kinder waren dem Tode nahe.
In Auschwitz wurden etwa 1,5 Millionen Juden ermordet.
Die berüchtigte Rampe von Auschwitz. Hier kamen die Häftlinge in Güterzügen an und wurden selektiert.
Vor allem Frauen, Kinder, Alte und Kranke wurden sofort in die Gaskammern geschickt.
«Wir schweigen nicht» - zum 75. Todestag der Geschwister Scholl
«Wir schweigen nicht» - zum 75. Todestag der Geschwister Scholl
Undatiertes Foto von Hans Scholl, Sophie Scholl und Christoph Probst (von links). Sie wurden als Mitglieder der Münchner Widerstandsbewegung «Weisse Rose» mit anderen Mitgliedern dieses Ringes vom NS-Regime 1943 hingerichtet, nachdem sie beim Verteilen von Flugblättern erwischt wurden, die sich gegen Hitler und die NS-Herrschaft richteten.
Die Guillotine unter der die Geschwister Scholl und einige ihrer Mitstreiter den Tod fanden, lagerte Jahrzehnte lang im Bayerischen Nationalmuseum in München und wurde erst 2014 wieder entdeckt.
Johann Reichhart (1893-1972) war der staatlich bestellte Scharfrichter, der die Geschwister Scholl im Gefängnis München Stadelheim hinrichtete. Reichhart, der aus einer Familie von Henkern stammte, tötete in 23 Jahren 3165 Menschen. Die allermeisten davon unter den Nazis. Nach dem Krieg richtete er auch 156 verurteilte NS-Verbrecher hin. Später erklärte der Henker, er habe noch nie jemanden so tapfer sterben sehen, wie Sophie Scholl.
Am 22. Februar 1943 wurden die Geschwister Scholl gemeinsam mit ihrem Mitstreiter Christoph Probst vom berüchtigten Präsidenten des NS-Volksgerichtshofs, Roland Freisler wegen «Wehrkraftzersetzung», «Feindbegünstigung» und «Vorbereitung zum Hochverrat» zum Tode durch die Guillotine verurteilt. Schon am Nachmittag wurde das Urteil vollstreckt.
Später im Jahr töteten die Nazis auch die «Weisse Rose»-Mitglieder Alexander Schmorell, Willi Graf und den in Chur geborenen Professor Kurt Huber. Letzter war der Verfasser des schicksalhaften sechsten Flugblatts.
Erst als Sophie Scholl vom Geständnis ihres Bruders Hans erfuhr, erklärte sie sich bereit, selbst eines abzulegen. «Ich bereue meine Handlungsweise nicht und will die Folgen auf mich nehmen», war ihr Schlusswort im Verhör.
Das Geburtshaus von Sophie Scholl, das Rathaus von Forchtenberg in Baden-Württemberg. Hier war Robert Scholl, der Vater der Geschwister Scholl, Bürgermeister. Er und seine Frau Magdalena erzogen die Kinder nach liberalen und christlichen Werten.
Hans Scholl war wie auch seine Geschwister gegen den erklärten Willen des Vaters zunächst Mitglied der Hitler-Jugend und Anhänger des Nationalsozialismus. Gegner des Nazi-Regimes wurde er, wie auch einige seiner Freunde, vor allem während des Einsatzes als Sanitätssoldat an der Ostfront. Hier wurde ihnen deutlich, wie der Krieg geführt wurde und wie etwa Polen und die Juden von den deutschen Besatzern behandelt wurden.
Das Wohnhaus der Scholls in Ulm, in dem die Familie ab 1932 lebte. Die Alliierten ernannten Robert Scholl, den Vater von Hans und Sophie, nach dem Krieg zum Oberbürgermeister von Ulm - ein Amt, das er nur bis 1948 bekleidete. Ihre Schwester Inge heiratete den später bedeutenden Designer Otto «Otl» Aicher, der Gründungsmitglied der bekannten Ulmer Hochschule für Gestaltung (HfG) wurde.
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