Neue Dok Neue Dok: Wie bunt treiben es die Mächtigen im «Silicon Valley»?

tsch

3.7.2018

Die Möglichkeiten, auf digitalem Weg viele Menschen gleichzeitig zu erreichen und dabei auch zu manipulieren, stellen eine echte Gefahr für die Demokratie dar. Es geht um die Macht der Giganten – und die Bereitschaft der Menschen, sie hinzunehmen.

Es sind die grossen Fünf, die auf diesem Planeten das Sagen haben: Die US-Digitalkonzerne Apple, Amazon, Facebook, Microsoft und Google aus dem Hause Alphabet haben mittlerweile nicht nur eine gigantische Wirtschaftsmacht aufgebaut. Ihnen gelingt es auch, dank mehr oder weniger freiwillig von ihren Nutzern zur Verfügung gestellten Datenmengen, Kundeninteressen zu durchleuchten, Produkte masszuschneidern - und Meinungen zu manipulieren. Die Macht der Giganten im «Silicon Valley» nimmt sich der gleichnamige neue Dokumentarfilm des britischen Regisseurs David Carr-Brown vor, den Arte in Erstausstrahlung zeigt.

Dafür hat der Filmemacher, der einen kritischen Blick hinter die Kulissen wirft und Zusammenhänge auch für Technik-Laien anschaulich erklären kann, im Jahr 2017 mitten im Herzen des südkalifornischen Entwicklertals recherchiert. Dort, wo noch von den Ausläufern der einstigen Hippie-Bewegung geprägte Unternehmer Erfolgsgeschichten schreiben und von wo aus sie eine moderne Form von Weltherrschaft anstreben. Auch wenn Unternehmen wie Google, zumindest bis vor Kurzem, noch die Absage daran, Böses im Schilde zu führen, in den Firmenleitlinien festschrieben, mehren sich schon lange Bedenken, dass dem demonstrativ ausgestellten Weltverbesserungsgehabe der «Big Five» nicht mehr zu trauen sein könnte.

Manipulation in gigantischem Aussmass möglich

2017 war dafür ein wichtiges Wendejahr, weil vor allem der aggressive Social-Media-Wahlkampf des späteren Gewinners Donald Trump die Verführbarkeit der an ihren Smartphones hängenden Konsumentenmassen verdeutlichte. Über die Verarbeitung grosser Datenmengen und gezielt gefilterte Zielgruppeninformationen können mittlerweile technisch mehr Menschen gleichzeitig erreicht und damit beeinflusst werden als jemals zuvor in der Menschheitsgeschichte. Doch mindestens ein Problem bleibt: Anders als Politiker und Regierungen haben die IT-Riesenunternehmen keine demokratische Legitimierung über Wahlen. Und die Frage nach ihrer Verantwortung wird immer lauter.

Überspitzt gesagt könnte man behaupten, dass ohne Facebook, Twitter, Google & Co. Donald Trump vielleicht nicht an die Macht gekommen wäre. Die Tatsache, dass sich zumindest sein Wahlkampfteam der Chancen der Silicon-Valley-Techniken souverän bediente, macht den US-Präsidenten aber nicht zu einem Freund des Valley. Vermutlich schon deswegen, weil er ahnt, welches schwer, wenn überhaupt noch, zu kontrollierende Machtzentrum dort entstand. «Ich überlasse meine Daten lieber Mark Zuckerberg als Donald Trump», sagt etwa der junge, selbstbewusste Bitcoin-Millionär Jeremy Gardner.

«Silicon Valley» läuft am Dienstag, 3. Juli, um 22 Uhr auf Arte. Im Anschluss folgt um 23.20 Uhr «Hysterie ums Netz». Mit Swisscom TV Replay können Sie die Sendungen bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

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